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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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In jener Nacht jedoch war uns das beiden einerlei.
    Ich versuchte sogar, seinen Penis zu berühren. Während wir uns küssten, sagte ich mir immer wieder: »Schieb einfach ganz unauffällig deine Hand Richtung Süden«, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht dazu durchringen. Ziemlich unreif, ich weiß, aber ich schaffte es nicht. Also rieben wir uns weiter aneinander, er berührte meinen Busen, und das war offenbar für beide Seiten gleichermaßen zufriedenstellend.
    Ich glaube, so gegen vier nickten wir dann ein. Ich erwachte um sechs – ich konnte nicht richtig schlafen mit diesem Jungen in meinem Bett. Er sah unheimlich friedlich aus, wie er dort auf meiner Lochstickerei-Bettwäsche lag. Ich konnte nicht fassen, dass er da war.
    Ich wusste nicht recht, was mehr fehl am Platz wirkte – Bobby oder die unzähligen Puppen aus aller Welt, die an den Wänden lehnten. Mein Blick blieb an meinem Plüsch-Snoopy hängen, und ich verbannte ihn schleunigst unters Bett, wo er vermutlich noch heute liegt.
    Im Haus war es still, abgesehen vom statischen Rauschen des Fernsehers, der noch immer lief. Ich wäre gern ins Wohnzimmer gegangen, um ihn auszuschalten, aber ich wollte Bobby nicht wecken. Ich wollte, dass er blieb, wo er war, und zugleich wollte ich es nicht. Nicht, dass ich in ihn verknallt gewesen wäre, aber er war immerhin ein Junge, er ging bereits aufs College, und er lag hier in meinem Bett. Ein Königreich für eine Kamera! Irgendwann ging mir das Rauschen des Fernsehers doch auf die Nerven, also kletterte ich aus dem Bett, um ihn auszuschalten. Als ich zurückkam, war Bobby aufgewacht.
    »Oh, hi«, sagte er und richtete sich auf. Er grinste schief. Seine Klamotten waren zerknittert, aber er hatte noch alles an. Er stieg aus dem Bett, strich sich die Kleider glatt und steckte das Hemd in die Hose, wobei er den Hosenbund wieder bis zum Brustbein zog. Was für ein Dussel. Doch ich musste es ihm nachsehen – er war ein Junge, und er befand sich in meinem Schlafzimmer.
    »Hi«, sagte ich zutiefst verlegen und grinste ebenfalls schief.
    »Viel gelernt habe ich gestern Abend ja nicht.« Er lachte.
    »Nein, ich schätze nicht«, stimmte ich ihm von der Tür aus zu.
    »Tja, ich muss los«, fuhr er rasch fort. »Ich habe heute einiges nachzuholen.« Als würde er sich um halb sieben Uhr früh hinsetzen, um zu lernen. Aber ich nahm es ihm nicht krumm. Ja, ich wollte für den Rest meines Lebens mit einem Jungen zusammen sein, aber nicht mit Bobby. Es machte mir nichts aus, dass er ging. Ich war hundemüde.
    »Okay«, sagte ich.
    Ich begleitete ihn noch zur Haustür.
    »Hat mich gefreut, dich kennenzulernen«, meinte er verlegen.
    »Mich auch.«
    Ich öffnete die Tür, und er ging.
    Würde er mich anrufen? Ich wusste es nicht, und ich legte auch keinen großen Wert darauf. Das mag jetzt gefühllos klingen, aber ich hatte von ihm bekommen, was ich haben wollte, und ich glaube, er von mir auch.
    Als ich danach in den Spiegel sah, wäre ich vor Scham am liebsten tot umgefallen (doch wie wir alle wissen, war meine Zeit noch nicht gekommen). Meine Frisur war bereits vorher die reinste Katastrophe gewesen, und jetzt, nach unserem kurzen Nickerchen, klebten mir die Haare auf der einen Seite am Schädel, während sie auf der anderen im Neunzig-Grad-Winkel abstanden wie nach einem misslungenen Experiment im Physikunterricht.
    Angesichts meiner grotesken äußeren Erscheinung hatte ich Bobby augenblicklich vergessen. Man musste schon ganz schön verzweifelt sein, um jemanden wie mich freiwillig zu küssen. Ich sage das nicht, um Mitleid zu heischen; es ist eine unumstößliche Tatsache. Es war höchste Zeit für eine optische Runderneuerung.
    Natürlich hörte ich nie mehr etwas von Bobby, und ich sah ihn auch nicht wieder, bis Andrew und er mir zehn, zwölf Jahre später über den Weg liefen. Wie sich bei dieser Gelegenheit herausstellte, war Bobby doch nicht Geistlicher geworden, sondern Vertreter für zahnmedizinische Instrumente. Ich fühlte mich weder als Teenager noch später sonderlich zu ihm hingezogen, aber es war und blieb mein allererster Kuss, und das machte ihn für mich zu etwas Besonderem, etwas Wunderbarem. Ich habe nach ihm noch viele Männer geküsst, aber keiner war ein so hervorragender Küsser wie Bobby, so unattraktiv ich ihn damals auch gefunden haben mochte.
    Als Pen tags darauf wissen wollte, was passiert war, konnte ich nicht allzu viel berichten. Wir hatten uns fünf Stunden durchgehend geküsst, er

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