Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
Recht«, sagte ich. »Ich gebe sie zurück.«
In meinem Postkasten lag ein einziger Brief – eine Kreditkartenabrechnung, die sich auf zweitausend Dollar belief. Und dabei hatte ich mich wirklich auf das Allernötigste beschränkt: Futter für Peaches, Essen für mich, Seife, Shampoo, Benzin. Ich hatte nicht einen Cent für Kleidung, Schuhe oder Ähnliches ausgegeben. Als ich meine Wohnung betrat, stellte ich fest, dass die letzten noch unversehrten Klamotten, die ich morgens vorsorglich in das oberste Fach meines Schrankes gestopft hatte, heruntergefallen waren.
»Du verfluchtes Mistvieh!«, kreischte ich und stürmte auf Peaches zu, die sich gerade genüsslich durch den Haufen nagte.
Somit hatte ich kein Geld und keine Klamotten, dafür aber einen Hund, der alles nur noch schlimmer machte. Das brachte das Fass zum Überlaufen.
Ich packte Peaches in den einzigen Gegenstand in meiner Wohnung, den sie nicht ruiniert hatte, – die Kiste, in der ich sie vom Laden nach Hause transportiert hatte -, und fuhr zu Pet Love.
»Hi«, sagte ich mit der Kiste unterm Arm. »Ich muss diesen Hund zurückgeben. Es war ein Fehlkauf, tut mir leid.«
»Was für ein Hund ist es denn?«, erkundigte sich die Verkäuferin und spähte in die Kiste.
»Ein Pocket Beagle.« Ich hielt ihr die Kiste hin. »Ich habe ihn vor ungefähr einem Monat gekauft.«
»Bei uns gibt es nur dreißig Tage Rückgaberecht. Erinnern Sie sich an das genaue Datum?«
Ich erinnerte mich nicht an das genaue Datum. Peaches hatte die Rechnung verspeist.
»Darf ich fragen, warum Sie den Hund zurückgeben möchten?«
»Also …« Ich stockte, weil mir die Tränen kamen. »Ich bin einfach hoffnungslos überfordert damit.«
»Warum bringen Sie ihn nicht in ein Tierheim?«
»Wird Peaches da einen neuen Besitzer finden?«
»Kann ich Ihnen nicht versprechen, aber dort gibt es wenigstens Leute, die mit Hunden umgehen können.«
Vor meinem geistigen Auge sah ich Peaches in einem dieser Tierheimkäfige sitzen. Ich wollte mir gar nicht erst ausmalen, was geschähe, wenn sie keinen neuen Besitzer fand.
»Hören Sie, es war damals eine Kundin hier im Laden, die Peaches unbedingt haben wollte. Ich glaube, sie hat dann einen Teacup-Pudel genommen. Vielleicht könnten Sie ja ihre Nummer herausfinden und sie fragen, ob sie noch Interesse hat.«
»Ach, Sie sind’s! Sie beide haben sich doch um diesen Hund gezankt, nicht? Hey, Pedro!« Sie winkte ihren Kollegen herbei. »Das ist die Kundin, die sich damals mit der anderen Kundin um den Beagle gestritten hat! Sie will ihn zurückgeben, weil sie überfordert ist!«
»Nicht zu fassen! Und das nach dem ganzen Theater!« Pedro lachte.
»Ich bin nicht allgemein unfähig, für einen Hund zu sorgen, ich mache nur gerade eine schwierige Phase durch«, wandte ich mit hochrotem Kopf ein.
»Eine schwierige Phase, so, so. Dabei waren Sie so versessen auf diesen Beagle. Sie sind doch jeden Tag hier gewesen.«
»Ich weiß. Es war ein Fehler.«
»Ihr Mädels, ihr kommt hierher und glaubt allen Ernstes, so ein Hund sieht bloß süß aus und macht keinerlei Arbeit.«
»Mir war durchaus klar, dass sie Arbeit machen würde. Aber wie gesagt, im Moment ist es eben zu viel für mich.«
Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie so mies gefühlt.
»Wissen Sie was? Vergessen Sie’s«, sagte ich, schnappte mir die Kiste und wandte mich zum Gehen. »Vergessen Sie’s einfach.«
Ich setzte mich mit Peaches ins Auto, doch als ich den Zündschlüssel drehte, sprang der Wagen nicht an. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich hämmerte auf das Lenkrad ein. »Warum muss immer alles schiefgehen? Warum kann nicht einmal in meinem Leben etwas klappen?« Und dann brach ich mitten im Parkhaus in Tränen aus. Eine halbe Ewigkeit saß ich da und heulte Rotz und Wasser. Es tat gut, sich so gehen zu lassen, alles herauszulassen. Immer wieder ging mir durch den Kopf, was mir alle gesagt hatten: »Du bist nicht fähig, Verantwortung zu übernehmen.«
Ich hob Peaches aus der Kiste, nahm sie an die Leine und ließ den Wagen im Parkhaus stehen.
In die Wohnung konnte ich jetzt nicht zurück. Ich brauchte frische Luft. Also spazierte ich mit ihr den La Cienega Boulevard entlang. Wieder waren wir die Einzigen, die zu Fuß gingen, aber das war mir egal. Ich musste mich bewegen, meine Gedanken ordnen.
Mindestens eine Stunde liefen wir ziellos durch die Gegend, an Geschäften und Autos vorüber. Ich war wie betäubt, wollte nur noch gehen, gehen, gehen,
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