Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
mir«, ich hob den Hund aus ihrer Tasche, »ein Teacup-Pudel wäre genau das Richtige für Sie. Ich würde mir am liebsten selber einen zulegen.«
»Ich will aber keinen Teacup-Pudel.« Sie nahm mir Peaches aus den Händen. »Einen Teacup-Pudel hat heutzutage jeder. Der hier ist anders.«
»Dieser Beagle kann Ihnen das Leben zur Hölle machen«, warnte ich sie und holte mir Peaches wieder zurück. »Meine Cousine hatte einen, und das Vieh hat ihr die ganze Wohnung verwüstet.«
»Wissen Sie was?« Sie griff nach Peaches, doch diesmal ließ ich nicht mehr los. »Ich weiß, was Sie vorhaben, aber ich habe den Hund zuerst gesehen.«
»Das wage ich zu bezweifeln«, sagte ich und hielt nach einem Verkäufer Ausschau. »Hallo? Ich möchte bitte diesen Hund kaufen.«
»Ich habe ihn zuerst gesehen«, rief die Frau, als endlich eine Verkäuferin antrabte.
»Gar nicht wahr! Ich komme schon seit einem Monat hierher!«
»Wenn Sie nicht sofort den Hund herausrücken, hole ich ihn mir mit Gewalt«, drohte sie.
»Nur zu! Dann verpasse ich Ihnen eine aufs Dach, dass Sie nicht mehr wissen, wo oben und unten ist!«
Ich wedelte mit meinem Portemonnaie. »Kasse, bitte!«
»Ich hoffe, das Vieh pinkelt Ihnen die ganze Wohnung voll!«, schnaubte meine Widersacherin und stürmte aus dem Laden.
Und damit ging die kleine braune Beagle-Hündin in meinen Besitz über. Ich nannte sie Peaches, was ich später oft bereut habe. Ich wünschte, ich hätte ihr einen etwas griffigeren, intellektuelleren Namen verpasst, Euripides oder Shakespeare meinetwegen. Es gibt einfach zu viele beschränkte Endzwanzigerinnen, die ihren Hund nach einer Obstsorte benennen und in einer Fendi-Hundetasche mit sich herumtragen (nicht, dass ich mir eine Hundetasche leisten konnte, geschweige denn eine von Fendi). Aber Peaches war immerhin noch eine Spur fantasievoller als Princess oder Queenie.
»Du hast dir einen Hund zugelegt?«, fragte Dana ungläubig, als ich ihr mein neues Familienmitglied vorstellte. »Das war aber eine ziemlich dämliche Idee. Mit einem Hund muss man jeden Morgen früh raus. Wie willst du das schaffen, wo du doch immer erst mittags aus den Federn kommst?«
»Das kriege ich schon hin«, entgegnete ich. »Wenn es sein muss, stehe ich eben früher auf.«
»Ich glaube nicht, dass das ein sehr geschickter Schachzug war«, tadelte mich auch meine Mom. »Vielleicht kannst du ihn zurückgeben.«
»Mom, dank Peaches werde ich mich bestimmt viel schneller einleben«, erwiderte ich.
»Alex, du hast in deinem ganzen Leben noch nie für irgendetwas oder jemanden Verantwortung getragen.«
»Das ist alles kein Problem. Peaches ist ein ganz lieber, unkomplizierter Hund. Ich kann es kaum erwarten, sie dir vorzustellen.«
Tja. Es dauerte nicht lange, bis ich erkannte, wie Recht die beiden hatten. Meine Wohnung stank im Nu nach Urin, Peaches kläffte mir den lieben langen Tag die Ohren voll, und zudem haarte sie wie verrückt. Sie ruinierte mir meine Christian-Louboutin-Samt-Slingpumps, meine Lieblingshose von Juicy, das Pucci-Sonnentop, das ich meiner Mutter geklaut hatte und – es bringt mich fast um, wenn ich nur daran denke – das schwarze Kleid mit den Fransen, das ich am Abend meines Plaza-Hotel-Fiaskos trug. Zu allem Überfluss musste ich dreihundert Dollar für eine Röntgenaufnahme beim Tierarzt berappen, weil ich überzeugt war, sie hätte ein Paar Ohrringe verschluckt, was sich allerdings als Irrtum herausstellen sollte.
Ich legte mir ein Buch mit dem Titel Hundeerziehung für Dummies zu und erteilte Peaches ungefähr eine Million Mal den Befehl »Sitz« (»SITZ!«, »SITZ, VERDAMMT NOCH MAL!!!«). Erfolgsquote gleich null.
Ich kapitulierte, als mein Vermieter eines Nachts um drei anrief und sich beschwerte, weil Peaches mit ihrem Gekläffe wieder einmal das halbe Haus geweckt hatte. Es dauerte eine halbe Stunde, bis ich dahinterkam, dass sie eine Motte anbellte, die zwischen dem Fenster und dem Insektenschutzgitter gefangen war. Da wusste ich, dass ich mit diesem Hund überfordert war.
»Es ist kein Weltuntergang, wenn du mit deinem Hund nicht klarkommst«, tröstete mich Pen tags darauf via Handy, als ich wieder einmal von einem vergeigten Vorstellungstermin nach Hause fuhr. »Betrachte es als eine Tatsache, nicht als persönliche Niederlage. Du hast eben einen Fehler gemacht. Ich behaupte nicht, dass du nie in der Lage sein wirst, für einen Hund zu sorgen, nur im Moment bist du noch nicht so weit.«
»Ich weiß. Du hast ja
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