Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
Käsepopcorn. Von all den Kohlenhydraten ging ich auf wie ein Krapfen.
»Ich finde, du solltest wieder zu deinen Eltern ziehen«, meinte Pen. »Sag deinem Vater, dass er Recht hatte und du wirklich nicht für dich selbst sorgen kannst, und fang wieder in seiner Firma zu arbeiten an.«
»Ich soll ihm sagen, dass er Recht hatte?«, rief ich. »Dann bin ich endgültig bei ihm untendurch.«
Mein einziger Lichtblick in dieser Zeit war das Einkaufszentrum, das sich ein paar Straßen weiter befand. Meine Wohnung war ziemlich düster, weil direkt gegenüber ein anderer Häuserblock stand, und mein Nachbar kiffte so viel, dass der Rauch in meine Wohnung zog und ich mir einbildete, davon high zu werden. Kein Wunder also, dass ich jede freie Minute im Beverly Center Mall verbrachte. Gap und Banana Republic waren meine Zuflucht, eine Heimat in der Fremde, wie eine Botschaft, in der einem geholfen wird, wenn man seinen Pass verloren hat. Vor allem Gap mit seinen bequemen Baumwoll-T-Shirts und Jeans fand ich äußerst tröstlich.
Am häufigsten jedoch zog es mich in jenen Laden, der die Kulisse für einen der besten Tage meines Lebens – und den siebten Tag meines Aufsatzes – bilden sollte.
Wann immer ich wieder einmal ein Vorstellungsgespräch versaut hatte oder deprimiert war, weil ich gerade kein neues in Aussicht hatte, steuerte ich automatisch Pet Love, die Tierhandlung des Beverly Center an. Dort gab es Hunde und Katzen, Vögel und Hasen und gelegentlich auch Meerschweinchen oder Mäuse. Alle Tiere befanden sich in großen gläsernen Kästen, mit Ausnahme der Hasen und Meerschweinchen, die in einem Drahtkäfig in der Mitte des Geschäftes ausgestellt wurden. Ich war nicht die Einzige regelmäßige Besucherin. Meist wimmelte es in dem Laden vor Leuten, und obwohl es untersagt war, klopfte jeder an die Glasscheiben, hinter denen die Chihuahuas und schokobraunen Labrador-Retriever saßen. Das muss eine Art menschliche Instinkthandlung sein. Niemand kommt an so einem süßen kleinen Welpen vorbei, ohne an die Scheibe zu klopfen.
Besonders ein Hündchen erregte stets meine Aufmerksamkeit. Ich weiß nicht, warum; vielleicht, weil es mich jedes Mal ansah, als würde es mich wiedererkennen (vielleicht war es ja tatsächlich so?). Es war ein entzückender kleiner Pocket Beagle, braun mit einem runden weißen Fleck auf dem Rücken, und wann immer ich den Laden betrat und an die Scheibe klopfte, spitzte er die Ohren und wedelte wie verrückt mit dem Schwanz, dabei war ich beileibe nicht die Einzige, die kam, um ihn zu bewundern.
Eines Donnerstagabends saß ich in meinem spärlich möblierten Apartment, nachdem ich wieder einmal eine Absage von einem Filmstudio erhalten hatte, und begann über den kleinen Hund in dem Glaskäfig nachzudenken.
Ich brauchte eine Veränderung. Der Hund brauchte eine Veränderung. Ich wusste, ich brauchte eine Couch und einen Tisch und Stühle, um frühstücken zu können. Ich brauchte neue Klamotten für meine Vorstellungsgespräche. Ich brauchte eine ganze Menge, aber ich wollte etwas ganz anderes. Was würden Sie wohl kaufen, wenn Sie noch genau achthundert Dollar hätten – etwas, das Sie brauchen, oder etwas, das Sie wirklich gerne haben wollen?
Also zog ich los, um mit meinen letzten achthundert Dollar den Pocket Beagle zu erstehen.
Als ich in den Laden kam, versuchte eine Frau meines Alters mit zu dick aufgetragenem Metallic-Lippenstift gerade, meinen Hund in eine Fendi-Hundetasche zu stecken.
»Wenn er reinpasst, nehme ich ihn«, sagte sie zur Verkäuferin. »Wenn nicht, sehe ich mir die Pudel an.«
»Dieser Hund passt nie und nimmer in Ihre Tasche«, sagte ich rasch. »Da müssen Sie schon einen Teacup-Pudel nehmen.«
»Das werden wir ja sehen«, grunzte sie und schob Peaches mit dem Hinterteil voran in die Tasche.
Peaches starrte mich mit großen braunen Augen an, als wollte sie sagen: »Hol mich hier raus!« Genau wegen dieser Augen hatte ich mich in sie verliebt. Sie wollte um keinen Preis in diese Tasche, das spürte ich. Ich erkannte es deutlich an ihrem bettelnden Blick. Plötzlich gab es für mich nichts Wichtigeres mehr als diesen Hund.
»Sie ist zu groß«, sagte ich zu der Frau, als wären wir befreundet. »Mit einem kleineren Hund wären Sie viel besser beraten. Außerdem können diese Beagles angeblich ganz schöne Psychopathen sein.«
»Das habe ich auch schon gehört«, erwiderte sie. »Aber er ist einfach so süß.«
»Nicht so süß wie ein Pudel. Glauben Sie
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