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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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diesem Weg vordrangen. War es zu Beginn noch hell und beinahe natürlich gewesen, wurde es nun zunehmend schwärzer und reflektierte das Licht der beiden kaum noch. An einigen Stellen weitete sich der Gang so sehr, dass die Wände nicht mehr auszumachen waren, denn das Licht erreichte sie nicht mehr und wurde auch nicht von ihnen zurückgeworfen.
    „Dort!“, flüsterte Raphael plötzlich und zeigte nach vorn. Lilith sah an ihm vorbei erstarrte vor Schreck. In der Finsternis vor ihnen verengte sich der Gang urplötzlich und bildete ein hohes Tor, welches vollkommen aus schwarz verkohlten Menschenschädeln bestand. Beeindruckt traten sie näher.
    „Sind das…“
    „Nein!“, fiel Raphael Lilith ins Wort. „Dies sind keine echten Menschenschädel. Nirgendwo in der Hölle wirst du Überreste menschlicher Körper finden, die tatsächlich echt sind, denn kein Toter kann seinen Körper mitnehmen. Das hier ist dem kranken Geist eines Sünders entsprungen.“
    „Eines menschlichen Sünders, oder eines Engels?“
    Raphael zuckte gleichgültig mit den Schultern, dann trat er unter dem Torbogen hindurch. Beinahe sofort wurde es noch finsterer und die beiden konnten einander nicht mehr sehen. Raphael tastete im Dunkeln nach Liliths Hand und bekam sie schließlich zu fassen. Seine warme Berührung löste in Lilith einen wohligen Schauer aus, der sie die furchteinflößende Umgebung beinah vergessen ließ.
    „Siehst du das?“, drang Raphaels Stimme im Dunkeln zu ihr. Lilith sah sich um, doch es dauerte einen Augenblick, bis sie die merkwürdigen Lichtinseln über sich wahrnahm. Tellergroße Lichtinseln, die schwach und mit einem roten Glimmen zu ihnen hinunter leuchteten.
    „Zeit für etwas Licht!“, raunte Raphael und plötzlich verstärkte sich das sanfte Licht seines Körpers um ein Vielfaches, bis das grelle Strahlen in den Augen brannte und Lilith ihn nicht länger ansehen konnte.
    Urplötzlich kam Bewegung in die Höhle. Ein unnatürliches Kreischen hallte zwischen den Wänden wider und ruckartige Bewegungen ließen die Wände lebendig werden. Es waren rund ein halbes Dutzend riesiger Wesen, die sich über ihren Köpfen in die hintersten Winkel der Höhle zurückzuziehen versuchten, doch vor Raphaels Licht gab es kein Entkommen. Lilith schrie unbewusst auf, als sie erkannte, womit sie es zu tun hatten. Spinnen. Sie waren von unterschiedlicher Größe, die Kleinste vielleicht drei oder vier Meter im Durchmesser, die Größte mochte sieben oder acht Meter messen. Ihre gewaltigen Kieferklauen waren ebenso behaart wie der Rest ihrer Körper und die langen gekrümmten Beine bedeckten nun weite Teile der Höhlendecke. Nach einer Weile erstarben ihre Bewegungen und die zahlreichen Augen starrten kalt und emotionslos auf die zwei Eindringlinge hinab.
    „Sie haben Angst vor uns!“, hauchte Lilith.
    „Natürlich“, erwiderte Raphael. „Sie mögen nicht intelligent sein, aber sie wissen, dass sie des Todes sind, wenn sie einen von uns angreifen.“
    Ein jämmerliches Wimmern wie aus hunderten von Kehlen drang leise zu ihnen hinab und Lilith sah Raphael fragend an. Dieser ließ Liliths Hand los und trat bedächtig näher an eines der fürchterlichen Wesen heran. Er stand nun unmittelbar unterhalb einer der Spinnen, die sich in seiner Gegenwart sichtlich unwohl fühlte.
    „Sie dir das einmal an!“, drang seine Stimme leise zu Lilith hinüber und sie war froh, wieder an seine Seite kommen zu können. Sie ergriff wieder seine Hand und besah sich nun das widerliche Tier an der Decke genauer. In einem ganz wesentlichen Punkt unterschied sich diese Spinne von jenen Arten, die sie aus der Welt der Lebenden kannte. Ihr riesiger Hinterleib war im Wesentlichen von einer grauen und schmutzigen Farbe, stark behaart und in seiner Größe ungemein abstoßend. Doch an seiner Unterseite bestand er aus einer durchsichtigen Membran, hinter der es schwach leuchtete und sich Bewegungen abzeichneten. Lilith trat angewidert näher, als sich urplötzlich eine menschliche Hand hinter der Membran abzeichnete und ein Gesicht mit einem in stummen Schrei weit aufgerissenen Mund auftauchte. Ebenso schnell war das Gesicht wieder verschwunden, doch der Aufruhr im Unterleib der Spinne verriet nur allzu deutlich, dass die Spinne ihre Möglichkeiten hatte, den Menschen in ihrem Innern für seinen Hilfeschrei büßen zu lassen.
    Lilith sprang blitzschnell und am ganzen Leib zitternd zurück an Raphaels Seite.
    „Mein Gott, was ist das hier?“, schrie

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