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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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einem anderen Ort begangen hat.“
    „O nein!“, sagte Michael langsam wie zu sich selbst. „Es ist genau an diesem Ort geschehen…“
    Elizabeth sah ihn fragend an. „Was meinst du…?“
    „Raus! Wir müssen hier raus!“, stieß Michael plötzlich hervor.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog er Elizabeth hinter sich her zur Tür. Er riss die ungewohnt schwere Eichentür auf und zuckte bei dem lauten Knarzen zusammen, während die Tür sich in ihren ungeölten Angeln bewegte. Auch hier auf dem Flur sah alles anders aus, doch dort war die Treppe ins Erdgeschoss. Ohne zu zögern rannte Michael auf die Treppe zu und polterte sie hinunter. Noch immer zog er Elizabeth hinter sich her, während er auf die Haustür zulief. Beinahe panisch drückte er die Klinke hinunter und riss die Tür auf, doch bevor er das Haus verließ, zwang ihn eine innere Stimme den Kopf zu wenden und ins Haus zurückzublicken. Am Ende des Flures stand die Tür zum Wohnzimmer offen. Und dort – inmitten des Raumes – lag der leblose Körper einer Frau. Aus unzähligen Wunden floss ihr Blut auf den Boden, durchtränkte ihre Kleider und färbte den dunklen Teppich beinahe schwarz. Und über ihr hockte niemand anderes als Jonathan Towers. Noch immer hielt er ein langes Messer in der Hand, ein Messer von dem Blut tropfte. Er hob den Blick und sah Michael direkt in die Augen. Dann verzog er das Gesicht in völlig unmenschlicher Weise, gleich einem Dämon, der sein wahres Antlitz zeigt und stieß dabei ein zischendes Fauchen aus, das Michael das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Elizabeth schrie an Michaels Seite auf und gemeinsam rannten sie aus dem Haus, während die Tür mit einem lauten Schlag hinter ihnen zufiel.
     
    …
     
    Das ganze Dorf schien sich versammelt zu haben, als Eleanor und Will Abschied nahmen. Die Menschen standen still und regungslos, selbst die Kinder schienen instinktiv zu spüren, dass hier etwas Ungewöhnliches geschah. Etwas, das es noch nie zuvor gegeben hatte und vielleicht auch nie wieder geben würde. Die kleinen Hütten verschwanden fast im Nebel hinter ihnen und hätte es den schmalen Pfad nicht gegeben, der direkt auf sie zuführte, man würde am Dorf vorbeigelaufen sein, ehe man es entdecken konnte. Und auf eben jenem Weg wollten Eleanor und Will nun in die entgegengesetzte Richtung gehen – fort vom Dorf und den Menschen, die hier auf den Tag ihrer Erlösung warteten. Eleanor wurde es bei diesem Gedanken plötzlich eiskalt.
    „Und ihr seid wirklich sicher, dass ihr das tun wollte?“, erklang Vater Eriks Stimme vor ihr.
    Bemerkenswerterweise war es Will, der an ihrer Seite nickte, willensstark und beinahe trotzig. Eleanor selbst fühlte sich in diesem Augenblick keineswegs so sicher.
    „Ich kann euch nicht viel mit auf den Weg geben“, fuhr Vater Erik fort. „Von allen Orten im Universum ist die Hölle eben jener Ort, an dem Gott am wenigsten anzutreffen ist. In der Welt der Lebenden finden sich gute Seelen ebenso wie böse. Doch hier werden es vor allem die bösen Seelen sein, mit denen ihr es zu tun bekommt. Ihr werdet hier jede Form des Lasters und der Sünde finden. Nicht zuletzt werden sich die Dämonen der Hölle auch nicht vor euch verbergen – sie werden euch offen und feindselig gegenüber treten, denn anders als in der Welt der Lebenden müssen sie sich hier nicht tarnen, sondern können ihr eigentliches Wesen offen zeigen. Seid also vorsichtig, traut niemandem. Seid vor allem dann gewarnt, wenn ihr auf Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft trefft, denn je tiefer in die Hölle dringt, desto unwahrscheinlicher ist es, dass diese Eigenschaften anzutreffen sind. Seid einander eine Stütze, denn ihr werdet niema nd anderen haben denn euch selbst.“
    Mit diesen Worten segnete Vater Erik beide, dann trat er einen Schritt zurück. Seine Gemeinde hinter ihm erschien im immer dichter aufziehenden Nebel kaum mehr als ein Schattenriss zu sein, verlorene Seelen, die im Meer des Vergessens vor sich hin trieben. Mal hierhin, mal dorthin getrieben, in einem Strom der Gezeiten, der sie für immer hier festhielt und sie niemals ans rettende Ufer lassen würde.
    Instinktiv fassten Eleanor und Will einander bei der Hand, dann wandten sie sich wortlos um und verschwanden im Nebel. Vater Erik seufzte. Er wischte sich eine kleine Träne aus dem Auge, dann ging er zu seiner Gemeinde.
    Eleanor und Will hingegen gingen langsam weiter. Vom Land rechts und links des Weges war kaum etwas auszumachen, so neblig

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