Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)
verunsichert zu ihm und wagten vorerst nicht, noch einen der Menschen anzufassen.
Eleanor wusste nicht was geschehen war, doch im Bruchteil einer Sekunde erkannte sie, wie sie sich aus dieser Situation befreien konnte. Sie trat auf jenen Akoloythos zu, der sich die schmerzende Hand hielt und streckte die eigenen Hände nach ihm aus. Der Akoloythos sah auf, stieß ein merkwürdig kreischendes Geräusch aus und wandte sich zur Flucht. Die beiden anderen sahen ihm einen Augenblick verdutzt hinterher, dann rannten sie ihm nach.
„Wir müssen sehen, dass wir hier wegkommen“, rief Eleanor und begann zu laufen. Sie hörte die anderen hinter sich herkommen und beschleunigte weiter.
Ein gellender Schrei, gleich dem eines Raubvogels, hallte erneut über die Ebene. Im Laufen sahen Eleanor und ihre Gefährten sich um und erkannten einige hundert Meter hinter sich rund ein Dutzend Akoloythoi, die soeben die Verfolgung aufgenommen hatten. Auch sie bewegten sich auf die ihnen eigene völlig chaotisch anmutende Weise fort, doch sie waren schnell. Sehr schnell. Über kurz oder lang würden sie ihre Beute einholen und dann erginge es ihnen schlecht.
„Dorthin!“, schrie Toby plötzlich zu ihrer Rechten.
Sie alle blickten in die Richtung, in die Toby zeigte und erkannten dort einen Riss in den umliegenden Felsen, der einen schmalen Durchlass bildete.
„Nein! Nicht dorthin!“, schrie Allys. Doch die Gruppe hatte bereits ihre Richtung geändert und hielt nun auf den von hohen Felswänden umstandenen Pass zu.
„Wir müssen!“, schrie Toby. „In der offenen Ebene haben sie uns gleich. Wenn wir entkommen können, dann nur dort!“
Sie hatten sich ihrem Ziel mittlerweile bis auf hundert Metern genähert und erkannten nun, dass es sich um ein Seitental, eine Art Canyon handelte, der in gewundenen Bewegungen aus der Talebene führte. Schon wenige Schritte hinter seiner Öffnung beschrieb er die erste Kurve, sodass nicht mehr zu erkennen war, wie weit er überhaupt führte. Ein weiterer Schrei hinter ihnen ließ sie zudem voll Panik zurückblicken. Aus dem Staub der Gruppe von rennenden und stolpernden Kreaturen hinter ihnen erhob sich in diesem Augenblick ein riesiger geflügelter Akoloythos, der rasch an Geschwindigkeit aufnahm.
„Schneller!“, rief Robert ein letztes Mal und nur wenige Augenblicke später umfing sie der Schatten der hohen Wände des Canyons. Ein enttäuschter Schrei hinter ihnen verriet ihnen, dass der geflügelte Jäger aufgrund der Enge des Canyons nicht weiterkam. Seine Genossen hingegen würden sich davon nicht aufhalten lassen.
Sie hasteten und stolperten über den scharfkantigen Boden weiter. Kathryn fiel mehrmals hin und musste von den anderen wieder hochgezogen werden, was wertvolle Zeit kostete. Zudem konnten sie jetzt die Geräusche der Meute hinter ihnen deutlich die hohen Talwände entlang hallen hören. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die ersten von ihnen hinter der letzten Wegbiegung auftauchen würden.
Doch auf einmal weitete sich der Canyon vor ihnen und gab die Sicht frei auf eine weite Ebene. Und dort, nur wenige hundert Meter vor ihnen, wand sich ein Fluss durch diese Ebene, ebenso schwarz und unheimlich wie jener, durch den sie bereits in diesen Teil der Hölle gelangt waren. An seinem anderen Ufer jedoch verschwamm die Welt in Nebel.
„Das muss der Totenfluss sein, den wir schon einmal überquert haben. Dort drüben liegt der zehnte Kreis der Hölle“, rief Robert im Laufen.
„Nein!“, schrie Eleanor. „Wir müssen tiefer hinein in die Hölle! Nicht wieder hinaus!“
„Aber wenn wir hier bleiben, kriegen uns diese Viecher!“, wimmerte Kathryn.
Mit einem Aufschrei der Wut und Verzweiflung rannte Eleanor auf das Ufer des Stroms zu. Kathryn hatte recht, hier hatten sie keine Chance. Wenn sie in diesem Teil der Hölle blieben, würden die Akoloythoi sie zu fassen bekommen. Vielleicht wäre es weniger gefährlich auf der anderen Seite des Flusses einige Kilometer zurückzulegen um dann wieder auf diese Seite zu wechseln. So könnten sie zumindest ihre Spur verwischen.
Die kleine Gruppe erreichte das Ufer des Flusses just in dem Augenblick, als der erste Akoloythos den Canyon hinter ihnen verließ. Doch Eleanor hatte keine Angst mehr vor dem schwarzen Wasser. Langsam und vorsichtig betrat sie das Flussbett und durchschritt den Strom, während die anderen sich eng hinter ihr hielten und sorgsam darauf achteten nicht mit dem Wasser in Berührung zu kommen. Und ebenso wie
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