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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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wurfbereiten Speeren hatte Aufstellung nehmen lassen, nickte zufrieden, als die Schattenmänner ihre Speere wie versprochen vor dem Lager auf einen Haufen warfen.
    Ihr Anführer, der ein prächtiges Halsband aus Bärenzähnen um den Hals trug, trat vor, ein stilles Kleinkind im Arm.
    »Ich bin Osa«, übersetzte Kek. »Das ist mein Sohn. Mach ihn gesund.«
    Tal ging ein paar Schritte auf den Mann zu und bat ihn, ihm den Jungen zu geben, damit er ihn sich ansehen könne. Er schlug die Felldecke zurück und erblickte ein schlaffes, apathisches Baby, das nicht älter als ein paar Monate sein konnte. Es hatte die Augen geschlossen, und seine glatte Brust verkrampfte sich bei jedem Atemzug. Mit der Erlaubnis des Vaters berührte Tal die Haut des Kleinen. Sie war heiß und trocken wie ein alter Knochen. Außerdem sah er, dass das Kind Durchfall hatte.
    Tal gab dem Anführer seinen Sohn zurück, woraufhin dieser seine Kette abnahm und sie Tal reichte.
    Tal legte sich die Kette um den Hals und nickte. Er würde versuchen, das Kind zu heilen.
     
    Tal ließ Kek den Neandertalern sagen, dass sie sich am Ufer des Flusses versammeln und warten sollten. Dann trug er Mem auf, sie zusammen mit den besten Speerwerfern des Klans zu bewachen, während er mit Tala losging, um die passenden Pflanzen zu sammeln. Als sie zurück kehrten, hatten sie ihren Beutel mit zwei verschiedenen Rindenarten, einer Handvoll runder Blätter und einer klebrigen Wurzelknolle gefüllt. Während Tala einen Lederschlauch mit Wasser vom Fluss holte, sagte Tal, dass sie jetzt bereit seien, zur Höhle zu gehen. Weil der Junge sehr krank war, entschloss sich Tal, ihn für die Heilung mit in die tiefste, heiligste Kammer zu nehmen. Er würde alle Kräfte brauchen, die ihm dort zur Verfügung standen. Osa, der das Kleinkind in seinen massigen Armen trug, folgte Tal in die Höhle, begleitet von dreien seiner Klansmänner, grobschlächtigen Kerlen, die in der nur von einer einzigen Flamme beleuchteten Dunkelheit ernsthaft Angst bekamen. Mem, Tala und einer von Tals Neffen vertraten den Wisentklan, und Kek war der Mittler zwischen den beiden Welten.
    Als die Neandertaler die Malereien an den Wänden sahen, schrien sie entsetzt auf und fingen an, aufgeregt untereinander zu plappern. Kek redete in ihrer kehligen Sprache auf sie ein und versuchte sie zu beruhigen, indem er ihnen zeigte, dass man die Bilder sogar mit der Hand berühren konnte, ohne Angst haben zu müssen, zertrampelt oder verstümmelt zu werden.
    Es kostete eine Menge an Überzeugungsarbeit, um die Besucher dazu zu bringen, durch den Tunnel in die Pflanzenkammer zu kriechen. Sie fürchteten eine Falle, und einer von Osas Begleitern bestand darauf, als Letzter hindurchzurobben. Im Gewölbe mit den Händen, wo es so eng war, dass sie nur mühsam voneinander Abstand halten konnten, hielten sie unter viel Gemurmel und Getuschel die eigenen Hände vor die Negative der Hände an der Wand, während Tal, Mem, Kek, Osa und einer von seiner Sippe mit dem Jungen in die zehnte Kammer traten.
    Tal stimmte einen der alten Heilgesänge seiner Mutter an und machte sich an die Zubereitung des Heilmittels. Mit einer langen Klinge aus Feuerstein schnitt er die Blätter und die klebrigen Wurzeln in kleine Stücke. Als er damit fertig war, lehnte er die Klinge an die Höhlenwand und warf das Grünzeug in die Steinschüssel seiner Mutter. Dann fügte er einige Rindenstücke hinzu, die er zwischen seinen rauen Handflächen zerrieben hatte. Zum Schluss gab er frisches Wasser aus dem Schlauch dazu, rührte und knetete die Mischung mit seinen Händen, bis sie ein grüner Brei war. Dann verdünnte er die Masse so lange weiter mit Wasser, bis man sie trinken konnte.
    Im Licht der flackernden Lampe setzte er den Jungen auf und bat den Vater, seine ausgetrockneten Lippen weit genug zu öffnen, damit er eine kleine Menge des Tranks in seinen Mund gießen konnte. Der Junge hustete und spuckte reflexartig, aber Tal wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte, und flößte ihm dann so lange etwas von der Medizin ein, bis das Kind eine ordentliche Portion getrunken hatte.
    Der Kleine wurde wieder in sein Fell gewickelt und auf den Boden gelegt. Die Männer standen über ihm, zwei Spezies, die sich eine Erde teilten und gerade gemeinsam versuchten, ein junges Leben zu retten.
    Tal sang stundenlang die alten Lieder seiner Mutter und ließ sich immer wieder frische Lampen bringen, wenn die alten ausgebrannt waren.
    Während der Nacht

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