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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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ganz oben! Da haben wir unseren Wasserfall!«
    Hugo hob unbeeindruckt den Kopf. »Wenn das ein Wasserfall ist, dann bin ich der Papst.«
    »Vergiss nicht, dass wir einen trockenen Sommer hatten. Bestimmt rauscht hier im Frühling ein richtiger Wasserfall herunter. Lass uns weitergehen, bevor es völlig dunkel wird. Wenn wir noch einen zweiten finden, dann lade ich dich heute zum Abendessen ein.«
    Sie gingen noch eine ganze Stunde weiter, wobei Luc immer wieder stehen blieb und die Felswand nach Spuren von Feuchtigkeit abtastete.
    Die Dämmerung holte sie schließlich ein. Luc sah sich nach einem Nachtlager um, doch dann hörten sie es plötzlich alle beide: ein schwaches Tröpfeln, wie aus einem undichten Wasserhahn. Ein paar Schritte entfernt fanden sie am unteren Rand der feuchten Wand eine kleine Pfütze, aus der das Wasser weiter nach unten in Richtung Fluss ablief.
    Es war mehr ein Rinnsal als ein Wasserfall, aber Luc bezweifelte nicht, dass sie auf der richtigen Fährte waren. Sogar Hugo bekam wieder bessere Laune und erklärte sich bereit, bis zum vollständigen Einbruch der Dunkelheit noch weiterzugehen.
    Luc nahm sich erneut die Karte vor und deutete auf die zwei Wasserfälle und das X, von dem sie glaubten, dass es eine Höhle markierte. »Wenn dieser Teil der Karte maßstabsgetreu ist, dann müsste die Höhle ganz in der Nähe sein. Leider wissen wir nicht, ob sie sich über oder unter uns befindet, und in einer Viertelstunde haben wir überhaupt kein Licht mehr.«
    Sie verbrachten die nächsten fünfzehn Minuten damit, mit ihren kleinen, aber starken LED-Taschenlampen die Felswand abzuleuchten. Nach oben hatten sie gute Sicht, aber um zu erkennen, was sich unter ihnen befand, musste sich Luc immer wieder auf den Bauch legen und mit der Taschenlampe über den Rand des Saumpfads hinableuchten. Er fand dabei jedoch nichts, was auch nur im Entferntesten auf eine Höhle hingewiesen hätte.
    Schließlich wurde es einfach zu dunkel, um weiterzugehen. Das Felsband, auf dem sie sich befanden, war breit genug, um darauf die Nacht zu verbringen, sodass sie nicht zurückgehen mussten. Den beiden war das recht, denn sie waren ziemlich hungrig und müde.
    Hugo schnallte seinen Rucksack ab und ließ sich erschöpft darauffallen. »Was ist nun mit dem Abendessen?«, fragte er ungeduldig.
    »Wart’s ab«, erwiderte Luc. »Du wirst nicht enttäuscht sein.«
    In kurzer Zeit zauberte Luc auf seinem kleinen Gaskocher ein hervorragendes Mahl: Pfeffersteaks mit Bratkartoffeln, dazu Brot, Ziegenkäse und einen ordentlichen Cahors. Seine Qualität entschädigte sie dafür, dass sie die schwere Flasche den ganzen Tag im Rucksack herumgeschleppt hatten.
    Der mondlose Himmel über ihnen wurde immer schwärzer. Hier oben auf ihrem Felsvorsprung kam es ihnen fast so vor, als hockten sie am äußersten Rand des Universums. Nach ein paar Gläsern wurden ihre Themen immer melancholischer. Hugo, der in seinen Schlafsack gekrochen war, um sich warm zu halten, stimmte ein regelrechtes Klagelied auf sein Leben an.
    »Wie viele Männer kennst du, die mit zwei Frauen verheiratet waren und trotzdem drei Scheidungen hinter sich haben? Ich gebe zu, ich muss kurzzeitig wahnsinnig gewesen sein, als ich Martine zum zweiten Mal geheiratet habe, aber dass sie nach diesen drei Monaten des Irrsinns einen so infamen Angriff auf meine Brieftasche starten musste, habe ich trotzdem nicht verdient. Aber was kann ich schon dagegen tun? Ihr Anwalt ist einfach verdammt gut, und weil meiner mein Cousin ist, kann ich mir keinen anderen nehmen.«
    »Hast du momentan eine Freundin?«, fragte Luc.
    »Nicht direkt. Es gibt da Adèle, die Bankerin, kalt wie ein Eisklotz, und dann noch Laurentine, Künstlerin, höchstwahrscheinlich bisexuell …«
    »Sind das alle?«
    »na ja …« Hugo seufzte. »Ich treffe mich schon wieder mit Martine.«
    »Echt?«, rief Luc aus. »Dann ist dir wirklich nicht mehr zu helfen.«
    »Ich weiß, ich weiß …« Hugos Stimme verlor sich in der Nacht, und er goss sich noch etwas Wein in seinen Aluminiumbecher. »Wie sieht es bei dir aus? Hast du eine bessere Bilanz?«
    Luc rollte eine Isomatte aus und legte seinen Schlafsack darauf. »Nicht direkt. Hin und wieder mal eine Frau für eine Nacht, vielleicht auch für zwei, mehr ist bei mir nicht drin. Ich glaube, ich bin völlig beziehungsunfähig.«
    »Aber vor ein paar Jahren hattest du doch eine feste Freundin. Wie hieß sie denn gleich noch, diese Amerikanerin …?«
    »Sara.«
    »Was

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