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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Höhle über eine an der Felswand entlangführende Leitung, und im Wald darüber wurden eine Wachhütte und mehrere Dixi-Klos installiert. Um einen einfacheren Zugang zur Höhle zu gewährleisten, verschraubten die Pioniere Leichtmetallleitern am Fels, sodass niemand mehr den Weg über gefährliche Saumpfade einschlagen musste.
    Als Luc mit seinem Landrover in einem Konvoi lärmender Militärfahrzeuge durch Ruac fuhr, sah er, wie neugierige Gesichter misstrauisch durch die Gardinen spähten. Vor dem Café hörte der weißhaarige Besitzer mit dem Kehren des Gehsteigs auf, stützte sich auf seinen Besen und schaute Luc böse an. Obwohl Luc dem kindischen Impuls widerstand, dem alten Mann den Finger zu zeigen, zwinkerte er ihm frech zu, was er später noch bedauern sollte.
    Jetzt, wo die Höhle mit einem schweren Schloss gesichert war, konnte Luc zum ersten Mal seit ihrer Entdeckung wieder ruhig schlafen. Allein der Gedanke an durchgesickerte Informationen, Vandalismus und Artefakt-Diebstahl hatte ihm große Sorgen bereitet, die sich nun Gott sei Dank als unbegründet erwiesen hatten.
    Die Arbeit konnte beginnen.
    Allerdings sollte es Herbst werden, bis die Ausgrabungen richtig in Gang kamen, denn eine Aufgabe wie diese konnte man nicht übers Knie brechen. Eine Mannschaft von Archäologen musste zusammengestellt und in der Nähe der Höhle untergebracht, operative und finanzielle Abläufe mussten festgelegt werden.
    Die eigentlich profane Frage der Unterkunft fürs Team erwies sich als die schwierigste von allen. Luc wollte unbedingt Zimmer im Ort haben. Nichts ärgerte ihn mehr, als wertvolle Grabungszeit durch eine lange Anfahrt seiner Mitarbeiter zu vergeuden. Barbier riet ihm, sich mit Monsieur Bonnet, dem Bürgermeister von Ruac, in Verbindung zu setzen und ihn zu fragen, ob es in seiner Gemeinde Häuser gab, die man eventuell mieten könnte. Falls das nicht möglich war, sollte Luc sich die Erlaubnis beschaffen, Wohnwagen und Zelte auf eine Weide am Fluss stellen zu dürfen. Luc fand diesen Vorschlag gar nicht so schlecht. Das Leben im Camp förderte den Teamgeist.
    Es war, gelinde gesagt, unangenehm, dass Luc dann herausfinden musste, dass Bürgermeister Bonnet und der weißhaarige Cafébesitzer ein und dieselbe Person waren.
    Bonnet ließ Luc an demselben Tisch mit Plastikdecke Platz nehmen, an dem er schon bei seinem ersten Besuch gesessen hatte, und hörte sich schweigend seine Bitten an. Dabei faltete er die Hände vor seinem dicken Bauch, als müsse er ihn festhalten.
    Luc griff tief in die rhetorische Trickkiste: Wenn der Bürgermeister einwilligte, würde das nicht nur seinem Café Vorteile bringen, sondern auch dem Dorf, der Region und dem ganzen Land! Die Leute vom Grabungsteam würden sich als angenehme und problemlose Nachbarn erweisen, und Luc würde den Bürgermeister und seine geschätzte Frau Gemahlin liebend gern zu einer privaten Führung durch die wunderbare neue Höhle einladen – bestimmt sei er ja gespannt darauf, wofür sie einen solchen Aufwand trieben. Der Bürgermeister ließ Luc reden und schob störrisch sein unrasiertes Kinn vor.
    Luc wünschte, er hätte dem Mann nicht so frech zugezwinkert.
    Als Luc mit seinen Ausführungen fertig war, schüttelte Bonnet den Kopf. »Wir wollen hier in Ruac unsere Ruhe haben«, raunzte er. »Niemand von uns interessiert sich für Ihre verdammte Höhle und erst recht nicht für Ihr wissenschaftliches Gequatsche. Suchen Sie sich Ihre Unterkunft anderswo, Monsieur, wir brauchen keine Touristen.« Ohne ein weiteres Wort schlurfte er zurück an seine Theke.
    »Das war ja ein toller Anfang«, murmelte Luc, während er das Café verließ.
    Auf dem Gehsteig standen ein paar dumpf dreinblickende Jugendliche, die Luc den Weg versperrten und hämisch grinsten, als er auf die Fahrbahn ausweichen musste.
    Luc war so geladen, dass er sich am liebsten mit ihnen geprügelt hätte, aber er besann sich eines Besseren und stieg schlecht gelaunt in seinen Landrover. Immerhin haben sie mir diesmal die Windschutzscheibe nicht eingeschlagen, dachte er verbittert, während das Dorf aus seinem Rückspiegel verschwand.
    Glücklicherweise kam ihm Abt Menaud zu Hilfe und stellte den Archäologen eine ebene, gutdrainierte Wiese auf dem Grundstück der Abtei zur Verfügung. Das Gelände lag geschützt hinter den alten Stallungen, sodass die Mönche und die Archäologen sich nicht in die Quere kommen würden. Der Abt wollte kein Geld nehmen, erbat sich aber eine Führung durch

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