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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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ein geachteter Archäologe namens Maurice Barbier, der Luc glücklicherweise mochte. Dass Barbiers Stellvertreter, ein Mann namens Marc Abenheim, bei dem Gespräch ebenfalls dabei war, fand Luc weniger erfreulich. Die beiden Männer konnten sich nicht ausstehen und hatten in den vergangenen Jahren mehrfach Streit gehabt.
    Luc legte ein reichbebildertes, umfangreiches Dossier über die Höhle vor und forderte eine dringliche Anordnung zu ihrem Schutz, ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren für die Grabung und einen ausreichenden Etat aus Geldern des Ministeriums für alle das Forschungsprojekt betreffenden Kosten.
    Den Rat des befreundeten Senators befolgend, sprach er bei dem Treffen mehrmals von einem »spektakulären archäologischen Nationaldenkmal« und erwähnte das rätselhafte Manuskript aus dem Kloster Ruac kein einziges Mal, um die Aufmerksamkeit der hochkarätigen Versammlung allein auf die Höhle zu lenken.
    Angesichts des zu erwartenden internationalen Prestiges und lokalen Wirtschaftsaufschwungs verfehlte die Aussicht auf ein neues Lascaux ihre Wirkung nicht. Maurice Barbier war so aufgeregt, dass er ganz rot im Gesicht wurde und mit zitternder Stimme verkündete, die Höhle müsse sofort per Eildekret unter Altertumsschutz gestellt werden. Eine Kommission müsse ins Leben gerufen werden, die angemessene Maßgaben für die Erforschung der Höhle festlegen und den Leiter der Ausgrabungen bestimmen sollte.
    An diesem Punkt meldete sich Abenheim zu Wort, der während Lucs Ausführungen mit missmutigem Gesicht geschwiegen hatte. Er vertrat vehement die Auffassung, dass eine solche Kommission in die Zuständigkeit des Kultusministeriums fiele und deshalb ein Beamter dieser Behörde die Leitung der Ausgrabung übernehmen müsse. Luc kochte innerlich vor Wut. Der nur wenige Jahre ältere Abenheim hatte wie er einen Abschluss in Archäologie, war aber immer ein Schreibtischtäter ohne praktische Ausgrabungserfahrung geblieben. Für Luc war er ein despotischer Bürokrat, der mehr von einem Buchhalter hatte als von einem Archäologen. Luc selbst liebte die Arbeit mit Schaufel und Hacke in der heißen Sonne, während Abenheims große Liebe – zumindest in Lucs Augen – Telefonanlagen, Excel-Tabellen und Büroräumen mit Neonlicht galt. Abenheim wiederum sah in Luc sicherlich nichts weiter als einen publicitysüchtigen Abenteurer.
    Geschickt vertagte Barbier die Debatte über die Grabungsleitung auf einen späteren Zeitpunkt und meinte, man habe zunächst einmal wichtigere Entscheidungen zu treffen.
    Die Ministerin gab dann knapp ihre Einwilligung zur Schutzverordnung und Bereitstellung der Gelder für die Sicherung der Höhle. Außerdem wies sie Barbier an, über die Zusammensetzung der Kommission nachzudenken, und verlangte über alle Entwicklungen informiert zu bleiben. Damit war die Besprechung zu Ende.
    Fröhlich pfeifend verließ Luc durch einen langen Marmorkorridor das Ministerium und legte draußen in der Sonne sofort die Krawatte ab. Nachdem er sie in seine Jackentasche gestopft hatte, ging er weiter zu einem Restaurant in der Nähe des Louvre, wo er sich mit Hugo verabredet hatte, um ihren Triumph zu feiern.
     
    Für eine schwerfällige Behörde wie das Kultusministerium wurden die gefällten Entscheidungen mit einer geradezu halsbrecherischen Geschwindigkeit in die Tat umgesetzt. Als man Luc zwei Wochen später mitteilte, dass die neugegründete Kommission ihn mit einer einzigen Gegenstimme zum Ausgrabungsleiter ernannt hatte, atmete er erleichtert auf. »Sie werden nie erraten, von wem die Gegenstimme kam«, sagte Barbier scherzhaft und riet ihm gleich darauf, Abenheim stets gut informiert und bei Laune zu halten, und sei es nur, um Barbier selbst das Leben einfacher zu machen.
    Schließlich fügte er mit einem Anflug von Neid hinzu: »Ihnen ist bestimmt klar, Luc, dass Sie wegen dieser Sache zum Ritter der Ehrenlegion ernannt werden. Das ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Wenn ich beim Ritterschlag Anzug und Krawatte tragen muss, bin ich nicht sonderlich scharf darauf«, antwortete Luc ironisch.
     
    Innerhalb einer Woche lief im Vézèretal eine mit militärischer Präzision geplante Aktion ab. Eine Abteilung des Ingenieurskorps begleitete Luc mit Unterstützung der örtlichen Gendarmerie zur Höhle von Ruac, deren Eingang bereits mit einer Metalltür versehen war. Die Tür war so massiv, dass sie an einen Tresor erinnerte, und wurde von mehreren Videokameras überwacht. Elektrizität erhielt die

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