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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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sein Blick auf den Vogelmann an der Höhlenwand, und anstatt ihn als vorgeschichtliches Kunstwerk gebührend zu bewundern, hatte er auch für ihn nur eine Obszönität übrig.
    »Fick dich ins Knie!«, rief er, wandte sich ab und spuckte verächtlich auf den verblutenden Pierre.

ZWANZIG
    Sonntagabend
    Auf der Reise von Ruac nach Cambridge hatten Sara und Luc mehrmals Taxi, Zug und Flugzeug wechseln müssen. Sie waren ziemlich erschöpft, als sie endlich in einem kleinen Hotel im Universitätsviertel ihre zwei Einzelzimmer bezogen.
    Dass Sara trotzdem in Lucs Vorschlag eingewilligt hatte, noch einen kleinen Spaziergang zu machen, hatte ihn ziemlich erstaunt. Andererseits war Sara genauso begeistert von Cambridge wie er. Immer, wenn er hier war, trank er erst einmal ein Pint im Anchor, einem alten Pub am Flussufer, in den ihn vor vielen Jahren einmal der britische Archäologe John Wymer verschleppt hatte. Eigentlich hatten sie nach ihrer Tagung nur ein paar Pints Abbot Ale trinken wollen, aber am Ende des Abends stand Luc hüfthoch im Fluss, während Wymer sich am Ufer vor Lachen kringelte. Jedes Mal, wenn Luc später ein Abbot im Anchor trank, musste er an den exzentrischen Engländer denken.
    Es war spät, und der Pub war wie an jedem Sonntagabend nur mäßig besucht. Luc führte Sara an einen Fenstertisch, obwohl sie in der Finsternis den Fluss draußen gar nicht sehen konnten. Drei Mal prosteten sie sich mit ihren Pint-Gläsern zu: einmal auf Ruac, einmal auf Ziv und einmal auf Hugo.
    »So, was nun?«, fragte Sara müde.
    Luc wusste nicht, worauf sie hinauswollte. Wie meinte sie das? Was nun … in Bezug auf ihn? Auf Ruac? Auf sie beide?
    »Keine Ahnung«, antwortete er vage. »Was denkst du?«
    »Wir haben ein paar verrückte Wochen hinter uns.« Sara trank schneller als er. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich würde mich am liebsten erst in die Badewanne legen und dann ein paar Tage ausspannen und einen Kitschroman lesen – bloß nicht an Pollen und Höhlenkunst und so Zeug denken.«
    »Übermorgen kannst du in die Badewanne.«
    »Richtig. Übermorgen. Aber vorher will ich wissen, was Fred über unser Gebräu herausgefunden hat und warum er so ein Geheimnis daraus macht.«
    Luc zuckte mit den Schultern. »Mich kann nichts mehr überraschen. Wir werden es früh genug erfahren.«
    Endlich traute Sara sich und fragte: »Und was hast du übermorgen vor?«
    »Ich werde zurück nach Bordeaux fliegen, zurück zu meinem Büro, zurück zu meinem Labor, zurück zum Papierkrieg. Wir haben bei unserer Ausgrabung eine Unmenge von Daten gewonnen. Die müssen alle gesichtet und ausgewertet werden.« Er blickte aus dem Fenster in die tiefschwarze Dunkelheit. »Das Kultusministerium erwartet einen Bericht von mir und einen Vorschlag, wann wir die Höhle offiziell einweihen können. Mein Anrufbeantworter ist voll mit Anfragen französischer, britischer und amerikanischer Fernsehsender, die alle die Exklusivrechte an den ersten Dokumentarfilmen haben wollen. Und dann wartet ja immer noch das Manuskript, das nicht vollständig entschlüsselt ist. Ich muss mich mit Hugos Sekretärin in Verbindung setzen und sie fragen, wie ich diesen belgischen Dechiffrierer erreiche. Du siehst, ich habe genug zu tun.«
    Auch Sara schaute jetzt zum Fenster. Es war einfacher, ihr eigenes Spiegelbild anzuschauen und nicht Luc, der ihr gegenübersaß.
    »Wir sollten versuchen, in Kontakt zu bleiben«, sagte sie. »Beruflich. Du weißt schon.«
    Der Ton, in dem sie das sagte, verwirrte Luc. Ging da eine Tür auf oder zu? Natürlich wollte er Sara. Sie war einfach wundervoll. Aber er hatte sie schon einmal gehabt und es mit seiner Rücksichtslosigkeit geschafft, dass sie ihn verlassen hatte. Warum sollte es diesmal anders werden?
    Er vermied ein weiteres Gespräch lieber. Schnell trank er sein Bier aus und schlug dann vor, dass sie sich vor dem morgigen Treffen besser noch etwas ausruhen sollten.
     
    Die Straßen im Zentrum von Cambridge waren fast leer. Schweigend gingen Luc und Sara die Mill Lane entlang Richtung Pembroke College. Als sie in die Trumpington Street abbogen, bemerkte Luc einen geparkten Wagen, der fünfzig Meter von ihnen entfernt seine Scheinwerfer einschaltete.
    Er dachte sich nichts dabei, bis der Wagen plötzlich beschleunigte und auf der falschen Fahrbahn auf sie zu raste.
    Die kalte Nachtluft und der Adrenalinschub, der durch Lucs Adern schoss, reichten, dass er schlagartig wieder hellwach und nüchtern wurde. Auch wenn

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