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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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»Er hat eine Stichwunde in der rechten Seite. Ich vermute, dass er daran gestorben ist.«
    »Was haben diese Bilder hier zu bedeuten?«, wollte Toucas von Luc wissen. »Diese Pflanzen und dieser Mann – oder was auch immer das sein soll – mit dieser riesigen Erektion.«
    »Ich weiß nicht, ob wir das je erfahren werden«, antwortete Luc erschöpft. »Aber sicherlich wird man bald verschiedenste Theorien darüber entwickeln.«
    »Wie lautet Ihre Theorie?«
    »Darüber will ich jetzt nicht mit Ihnen sprechen. Mein bester Doktorand liegt tot in dieser Höhle. Meine Leute sind hingerichtet worden, und die Frauen …«
    Toucas tat nicht einmal so, als würde er so etwas wie Mitgefühl empfinden. »Ich frage Sie nicht aus Neugierde, Professor. Ich leite hier die Ermittlungen in mehreren Mordfällen! Sie wollen doch Gerechtigkeit, oder etwa nicht? Schön, also: Wie gut kannten Sie diesen Mann?«
    »Sehr gut. Er war vier Jahre lang mein Student und ein verdammt guter Archäologe. Er wäre einer der ganz Großen unserer Zunft geworden.«
    »Wo war er, bevor er Ihr Student wurde?«
    »An der Universität von Paris. Er war ein Pariser.«
    »Aus Afrika.«
    Luc gefiel die herablassende Art des Colonels überhaupt nicht. »Na und?«
    »Hat er hier jemals Besuch von Freunden oder Verwandten bekommen?«
    »Nein.«
    »Hatte er irgendwelche schlechten Angewohnheiten? Drogen, zum Beispiel?«
    »Nein. Nicht dass ich wüsste.«
    »Hatte er Geldprobleme?«
    »Auch keine größeren als andere Studenten. Worauf wollen Sie hinaus?«
    Toucas rieb sich seine fleischigen Wangen. »Ein Verbrechen wurde begangen. Ein Kapitalverbrechen. Für jedes Verbrechen braucht es ein Motiv und die Gelegenheit. Warum, glauben Sie, hat Pierre Berewa diese Höhle aufgesucht, Professor Simard?«
    »Ich weiß es nicht. Eigentlich hätte er nicht hier sein dürfen.«
    »Nun, dann haben wir ja das Motiv. Im Lager wurde die Ausrüstung gestohlen, auch die Wertsachen der Opfer sind weg. Die Frauen wurden vergewaltigt, das passiert häufig, wenn die Täter Männer sind. Ihr Pierre wiederum hatte einen Schlüssel zur Höhle. Vielleicht …« Toucas unterbrach sich, denn er merkte, wie wütend Luc wurde. Der Archäologe hatte sich wieder aufgerichtet und mit hochrotem Kopf vor dem Colonel aufgebaut. »Sehen Sie es mal so, Herr Professor«, fuhr Toucas fort. »Dieser Student könnte doch irgendwelche dubiosen Geschäfte mit den falschen Leuten gemacht haben, die dabei auf Ihr Camp aufmerksam wurden. Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Es gab noch einen zweiten Schlüssel!«, sagte Luc so laut, dass seine Worte von den Wänden der Höhle widerhallten. »Der ist verschwunden. Vielleicht hat Pierre bemerkt, dass er fehlt, und ist zur Höhle gefahren, um diese Leute aufzuhalten.«
    »Gut, auch das wäre eine Möglichkeit. Eine Drogenbande, organisiertes Verbrechen, Zigeuner. Schließlich hat sich herumgesprochen, dass Sie hier Ihre Ausgrabungen durchführen. Wissenschaftler wie Sie haben meistens eine teure Ausrüstung dabei. Ich weiß, wie solche Verbrecher denken. Ihr Camp war ein lohnendes Ziel, ganz gleich, ob dieser Pierre Berewa nun mit von der Partie war oder nicht.«
    Luc hörte nur mit einem Ohr zu, weil er Lieutenant Billeter beobachtete, wie er den toten Pierre an seiner steifen Schulter anhob und nachsah, ob etwas unter der Leiche lag. Er wollte Pierre schon wieder loslassen, als Lucs scharfes Archäologenauge etwas entdeckte.
    »Da! Was ist das?«
    »Wo?«, fragte Billeter.
    »Neben seiner linken Hand.«
    Während Toucas half, den steifen Pierre an Schulter und Oberkörper hochzuheben, leuchtete Billeter mit seiner Taschenlampe unter den Toten und zog einen ziegelförmigen Gegenstand aus bräunlich grauem Material unter ihm hervor. Das Ding war etwa so groß wie ein Dutzend zusammengebundene Bleistifte. Toucas streifte sich Latexhandschuhe über, nahm den Gegenstand in Empfang und roch daran. »Was ist das, Professor?«
    Luc konnte ihm nur versichern, dass das Ding nichts mit ihrer Grabung zu tun hatte.
    »Ich habe da so meine Vermutungen, zu denen ich aber lieber noch nichts sage«, meinte Toucas. »Wir werden das in unseren Labors analysieren lassen. Alles wird genauestens untersucht, verlassen Sie sich drauf.«
    »Ich muss Ihnen noch etwas sagen«, erwiderte Luc.
    »Das wäre?«
    »Ich war gestern Abend in Cambridge, wo jemand versucht hat, mich zu überfahren.«
    »Was hat die Polizei dazu gesagt?«
    »Sie glaubt, dass es ein

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