Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Gantrix. »Ich habe die Bombe mitgebracht, als der Anarch noch hier war. Um ihn zu töten.«
    Gantrix starrte sie entsetzt an und fragte: »W-warum?«
    »Ich bin von der Bibliothek«, erklärte Ann. Von seiner Reaktion verwirrt, fügte sie hinzu: »Will Ray Roberts den Anarchen denn nicht töten?«
    »Oh, mein Gott, nein!« stieß Gantrix hervor.
    Sebastian und Ann Fisher starrten ihn an.
    »Wir verehren den Anarchen«, erklärte Gantrix stammelnd vor Erregung und Entrüstung. »Er ist unser Heiliger – der einzige, den wir haben. Wir haben jahrzehntelang auf seine Wiederkehr gewartet; der Anarch wird die ultimate Weisheit des Lebens nach dem Tode haben; das ist der ganze Zweck von Roberts’ Wallfahrt: dies ist eine heilige Reise mit dem Ziel, zu Füßen des Anarchen zu sitzen und seine frohe Botschaft zu hören.« Er ging jetzt auf Ann Fisher zu, die Finger verkrümmt; sie trat zurück, wich ihm aus. »Die Botschaft«, sagte Gantrix. »Die glorreiche Botschaft über die Verschmelzung aller Seelen in der Ewigkeit. Nichts außer dieser Botschaft spielt eine Rolle.«
    »Die Bibliothek …« begann Ann leise.
    »Ihr Löscher«, sagte Gantrix mit vor Abscheu rauh und barsch klingender Stimme. »Tyrannen. Engstirnige Herrscher dieser Erde. Was geht euch das an? Wollt ihr die Botschaft löschen, die er mitgebracht hat?« Er wandte sich an Sebastian. »Sie sagen, daß der Anarch jetzt in Sicherheit ist?«
    »Ja«, bestätigte Sebastian. »Man hat versucht, ihn zu fassen; um ehrlich zu sein, es wäre ihnen fast gelungen.« Hatte er sich in Roberts getäuscht? Konnte das wahr sein? Er litt unter einem seltsamen, unheimlichen Gefühl der Unwirklichkeit, als ob Carl Gantrix nicht wirklich hier wäre, nicht wirklich mit ihm sprach; es war wie in einem Traum, Gantrix’ Worte, seine Abscheu und seine Entrüstung, seine erklärte Gegnerschaft zur Bibliothek. Aber wenn es stimmt, dachte er, können wir ins Geschäft kommen; wir können weitermachen und den Anarchen an ihn verkaufen. Alles hat sich verändert.
    Carl Gantrix wandte sich an Sebastian. »Hat sie den Zünder der Bombe bei sich?«
    »Die Bibliothek kann die Bombe zünden«, sagte Ann heiser.
    »Nein«, widersprach Sebastian. »Sie hat ihn bei sich.« Zu Ann sagte er: »Das hast du in deinem Vidgespräch mit der Bibliothek zugegeben.«
    »Glauben Sie, daß sie bereit ist, sich selbst zu töten?« fragte Gantrix.
    »Nein«, erklärte Sebastian. »Ich bin mir sicher; sie wollte vorher das Haus verlassen.«
    »Dann«, sagte Gantrix, »können wir folgendes machen: Ich werde ihre Arme festhalten, während Sie nach dem Zünder suchen.«
    Dann packte er das Mädchen mit eisernem Griff. Zu eisern, dachte Sebastian; es fiel ihm auf. Und dann begriff er, woher das Gefühl der Unwirklichkeit rührte, das ihn in Gantrix’ Nähe befallen hatte; er war ein Roboter, der ferngesteuert wurde.
    Kein Wunder, daß sich »Gantrix« nicht vor der Bombe fürchtete, jetzt, wo er – oder besser sein Kontrolleur – wußte, daß der Anarch fort und in Sicherheit war. Nur ich werde sterben, erkannte Sebastian; ich und Ann Fisher McGuire.
    »Ich schlage vor«, erklärte der Roboter, »daß Sie sie so schnell wie möglich durchsuchen.« Seine Stimme klang befehlend.
    »Annie, zünde sie nicht«, bat Sebastian. »Um deinetwillen. Du kannst damit nichts erreichen; das da ist kein Mensch – es ist nur ein Roboter. Die Uditen werden wegen der Zerstörung eines Roboters keine Rache nehmen.«
    »Stimmt das?« fragte sie. »Gantrix?«
    »Ja«, bestätigte er. »Ich bin Carl Junior. Bitte, Mr. Hermes; nehmen Sie ihr den Auslöser ab. Wir müssen verhandeln, und ich habe weniger als eine Stunde Zeit.«
    Er fand den Auslöser in ihrer Handtasche. Nachdem er fünfzehn Minuten lang danach gesucht hatte. Dank des festen Griffs, mit dem der Roboter das Mädchen hielt, hatte sie keine Chance, die Bombe zu zünden; sie waren keinen Moment in echter Gefahr gewesen.
    »Jetzt hast du ihn also«, sagte Ann mit gespreizter Beherrschung, »aber meine Anweisungen an die Bibliothek gelten immer noch. Was Joe Tinbane und deine Frau betrifft.« Trotzig sah sie ihn an, als der Roboter sie losließ.
    »Und was mich betrifft, auch?« fragte Sebastian. »Wirst du dich weiter an mich hängen, bei mir bleiben, um …«
    »Ja, ja, ja«, sagte sie und massierte ihre Arme. Sie strich ihr Haar zurück, ordnete es, schüttelte heftig ihren Kopf. »Ich glaube, daß er lügt«, fügte sie mit einer schnellen, verstohlenen Geste auf

Weitere Kostenlose Bücher