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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sie werden dir die Schuld geben, und sie sind sehr rachsüchtig.«
    Nachdenklich murmelte er: »Du wirst die Bombe nicht zünden, solange du hier bist. Weil du dann auch sterben würdest, und du bist zu vital, zu aktiv, um freiwillig zu sterben.«
    »Danke.« Sie lächelte ihr verkniffenes Lächeln. »Das ist schmeichelhaft.«
    Es klopfte an der Tür.
    »Das ist Mr. Gantrix«, sagte Ann; sie ging zur Tür. »Soll ich ihn hereinlassen?« Sie beantwortete die Frage selbst. »Ja, ich glaube, es wird die Atmosphäre entspannen, wenn eine dritte Person hier ist. Dann wirst du wenigstens keine gewalttätigen Drohungen mehr ausstoßen.« Sie öffnete die Tür.
    »Warte«, sagte er.
    Sie sah fragend zu ihm auf.
    »Laß Lotta in Ruhe«, sagte er, »und ich gebe dir den Anarchen.«
    Ihre Augen leuchteten auf, glitzerten wild, triumphierend.
    »Aber zuerst will ich sie zurückhaben«, fügte er hinzu. »Sie muß wieder in meinem Besitz sein, ehe ich dir den Anarchen gebe. Dein Wort allein genügt nicht.« Für sie waren Worte bedeutungslos.
    Ein lässig gekleideter, recht hagerer und hochgewachsener Farbiger stieß die halb geöffnete Tür auf und sagte zögernd: »Mr. Hermes? Sebastian Hermes?« Er spähte in den Empfangsraum des Vitariums. »Schön, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Auf Wiedersehen, Mr. Hermes.« Er ging mit ausgestreckter Hand auf Sebastian zu.
    »Einen Moment, Mr. Gantrix«, wehrte Sebastian ab und ignorierte die angebotene Hand. Zu Ann sagte er: »Bist du mit der Vereinbarung einverstanden?« Er sah sie durchdringend an, versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu deuten; es war unmöglich zu erraten, was in ihrem Kopf vorging; er konnte ihre Antwort nicht erahnen.
    »Ich sehe, daß ich störe«, warf Gantrix jovial ein. »Ich werde Platz nehmen« – er ging auf einen der Sessel zu »und lesen, bis Sie fertig sind.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Aber ich habe in einer Stunde eine Verabredung mit Seiner Heiligkeit Ray Roberts.«
    Ann sagte: »Niemand ›besitzt‹ irgend jemand.«
    »Worte«, entgegnete Sebastian. »Du gebrauchst sie sadistisch; du weißt, was ich meine. Ich will sie nur zurückhaben, hier, nicht irgendwo anders, etwa in einem Hotel oder in der Bibliothek, sondern hier im Vitarium.«
    »Ist der Anarch Peak im Haus?« fragte Gantrix. »Könnte ich hineingehen und ihn mir kurz ansehen, während Sie Ihre Diskussion fortsetzen?«
    »Er ist nicht im Haus«, erwiderte Sebastian. »Wir waren gezwungen, ihn zu verlegen. Aus Sicherheitsgründen.«
    »Aber er ist tatsächlich ihr legales Mündel«, sagte Gantrix.
    »Ja«, nickte Sebastian. »Das garantiere ich.«
    »Wie kommst du darauf«, fragte Ann, »daß ich Lotta zu dir zurückbringen kann? Sie hat dich freiwillig verlassen. Ich habe keine Ahnung, wo sie ist, außer irgendwo in San …«
    »Aber du wirst das Hotel finden«, unterbrach er. »Früher oder später. Du hast mit der Bibliothek telefoniert und den Löschern befohlen, solange zu suchen, bis sie sie aufgespürt haben.«
    Das Mädchen wurde blaß.
    »Ich kenne den Inhalt beider Gespräche«, fuhr Sebastian fort. »Das mit der Bücherei und das mit deinem Mann.«
    »Sie waren absolut privater Natur«, sagte Ann beleidigt und verärgert – und, wie er bemerkte, voller Furcht. Zum ersten Mal hatte sie die Kontrolle verloren; sie hatte Angst vor ihm. Und mit Grund. Daß er von den Anrufen wußte, ihre wahren Absichten kannte, hatte ihn verändert; er spürte die Veränderung in sich, und offenbar konnte Ann sie sehen. »Ich war nur wütend«, verteidigte sie sich. »Niemand wird Joe Tinbane umbringen; das war nur Gerede. Du hast mich schrecklich wütend gemacht, als du mich geschlagen hast; in meinem ganzen Leben hat mich noch kein Mann geschlagen. Und was dich betrifft …« Sie wählte sorgfältig ihre Worte. Er konnte spüren, wie sie die Möglichkeiten abwägte. »Offen gestanden möchte ich bei dir bleiben, weil ich mich von dir angezogen fühle. Ich mußte mir für meinen Mann einen Vorwand einfallen lassen; ich mußte irgend etwas sagen.«
    »Hol die Bombe«, verlangte er.
    »Hmm«, machte sie nachdenklich und verschränkte erneut ihre Arme. »Ich frage mich, ob ich das wirklich tun soll.« Sie wirkte jetzt weniger ängstlich.
    Aufmerksam geworden, meldete sich Carl Gantrix wieder zu Wort. »Bombe? Was für eine Bombe?« Nervös stand er auf.
    »Übergib uns den Anarchen«, sagte Ann, »und ich werde die Bombe entschärfen.«
    Eine Pattsituation.
    Ann wandte sich an Carl

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