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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dich aus. Ich wecke dich, wenn Gantrix eintrifft. Und …« Sie stand auf, legte ihre Hand auf seinen Arm, streichelte ihn. »Mach dir nicht soviel Sorgen. Wenn du den Anarchen verloren hast, dann hat ihn die Bibliothek, und das ist nicht schlimm; man weiß dort, was man zu tun hat. Und wenn du ihn immer noch hast …« Sie zögerte, dachte nach; in ihren leuchtend blauen Augen glitzerte es. »Ich komme gut damit zurecht. Den Verhandlungen mit Carl Gantrix.«
    Erging nach hinten und legte sich auf das Bett des Anarchen; blicklos starrte er an die Decke. Mein ganzes Unternehmen, dachte er. Sie kann es und mich, einfach alles vernichten; es gibt nichts an mir, was sie nicht kontrollieren kann. Warum kann ich sie nicht aufhalten? fragte er sich. Ich habe jetzt eine Waffe; ich könnte sie töten.
    Aber er hatte nur gelernt, Menschen ins Leben zurückzuholen, nicht, sie zu töten; seine ganze Einstellung, alles, woran er glaubte, drehte sich darum, Leben zu schenken. Jedem einzelnen, ohne Unterschied; das Vitarium fragte nicht nach dem Stammbaum der von ihm ausgegrabenen Altgeborenen; es fragte nicht danach, ob sie wieder leben sollten.
    Es ist nicht so einfach, einen Menschen zu töten, dachte er. Menschen machen so etwas nicht; es muß eine andere Lösung geben. Aber sie zu schlagen, hatte nichts genutzt – abgesehen davon, daß sie ihn auf ihre schwarze Liste gesetzt hatte, um es ihm eines Tages heimzuzahlen. Ich glaube nicht, daß ich sie mit Gewalt vertreiben kann, entschied er. Nicht, wenn sie vorhat, hierzubleiben; weder Worte noch Drohungen, ihr etwas anzutun, haben irgendeinen Einfluß auf sie. Wo ist die Bombe? fragte er sich. Hier in diesem Raum? Gott, dachte er, ich muß etwas unternehmen; ich kann hier nicht liegenbleiben; ich muß etwas tun.
    Im Empfangsraum klingelte das Vidfon.
    Er sprang auf, dachte: Ich kann nicht zulassen, daß sie an den Apparat geht. Keuchend lief er in den Empfangsraum; dort saß sie, den Hörer bereits an ihrem Ohr – er entriß ihn ihr.
    »Sie wollten sowieso nicht mit mir sprechen«, sagte Ann philosophisch. »Sie sagten, sie wollen nur mit dir sprechen, wer auch immer sie sein mögen.« Sie fügte hinzu: »Mir gefällt weder ihr Tonfall noch ihre Stimmen; du hast wirklich ein paar sehr merkwürdige Freunde, wenn es Freunde von dir sind.«
    Es war Bob Lindy. »Kann sie mich hören?« fragte Lindy.
    »Nein.« Er trug das Gerät und den Hörer so weit von ihr fort, wie das Kabel reichte. »Sprechen Sie«, sagte er.
    »Können Sie sie nicht loswerden?« fragte Lindy.
    »Sprechen Sie nur«, knurrte er.
    »Wir haben ihn abgehängt«, berichtete Lindy. »Den Wagen, der uns verfolgt hat. Es war ein richtiger Luftkampf, wie im Ersten Weltkrieg. Ich machte einen Looping, und dann machten sie einen Looping; mehrfach habe ich es mit einem Sturzflug à la Immelmann probiert … schließlich flogen sie nach Norden, während ich nach Süden floh. Als sie beidrehten, war ich auf und davon. Wir sind soeben gelandet; er ist noch immer im Wagen.«
    »Sagen Sie mir nicht, wo Sie sind«, befahl Sebastian.
    »Teufel, nein, nicht solange dieses verrückte Weib da ist. Sie hat nicht die geringste Angst vor Ihnen, nicht wahr? Frauen haben nie Angst vor den Männern, mit denen sie im Bett gewesen sind. Aber sie hat Angst vor mir; ich habe es in ihren Augen gesehen, als ich mit dieser Pistole auf sie gezielt habe. Soll ich zurückkommen? Ich kann Sign beim Anarchen lassen und zu Ihnen ins Institut kommen, sagen wir in etwa vierzig Minuten.«
    »Ich muß allein damit fertig werden«, lehnte Sebastian ab. »Danke. Rufen Sie mich in zwei Stunden wieder an. Hallo.« Er legte auf.
    Ann stand mit verschränkten Armen am Fenster und bemerkte: »Also bist noch immer im Besitz des Anarchen. So, so.«
    »Woher weißt du das?« entgegnete er.
    »Weil du zu ihm gesagt hast: Sagen Sie mir nicht, wo Sie sind.« Sie wandte sich vom Fenster ab und sah ihn an. »Womit mußt du allein fertig werden?«
    »Mit dir«, sagte Sebastian.

    12. K APITEL

    Wir wissen nicht, was Gott ist …
weil Er unendlich und damit objektiv unbegreiflich ist.
Gott selbst weiß nicht, was Er ist, weil Er nicht Etwas ist.
– Eriugena

    Sie starrten sich an.
    »Ich habe hier im Vitarium eine Bombe versteckt«, sagte Ann. »Also laß die Finger von dieser Pistole. Und selbst wenn du mich fortschaffst, kann ich die Bombe immer noch zünden; ich kann dich und Carl Gantrix töten, und wenn ich das tue, werden sich die Uditen an deine Frau halten;

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