Die Zeit: auf Gegenkurs
sein.«
Es kann sich nur um Bob Lindy handeln, dachte Sebastian. Er rast wie ein Verrückter. »Wann werden Sie es wissen?« fragte er den Mann. »Ich muß es herausfinden, weil ein Kunde, der Ray Roberts vertritt, auf dem Weg hierher ist.«
»Gantrix«, sagte der Mann und nickte. »Wir haben Ihr Vidfongespräch mit Gantrix abgehört; wir wissen darüber Bescheid. Sie haben wirklich einen stolzen Preis verlangt. Ist er ernst gemeint? Oder wollten Sie die Uditen damit nur hinhalten?«
»Ich hatte keine Ahnung, daß sie ihn aufbringen können«, sagte Sebastian.
»Sie können es nicht. Nicht in W.U.S.-Poskreds jedenfalls. Gantrix wird versuchen, Ihnen F.N.G.-Kröten anzudrehen; wie Sie wissen, sind die so gut wie wertlos.« Er fügte hinzu: »Sie haben sich nicht festgelegt.«
»Wenn wir den Anarchen nicht mehr haben«, entgegnete Sebastian, »spielt es keine Rolle.«
»Ich kann Sie benachrichtigen, sobald wir etwas erfahren. Wir haben einen unserer Wagen hinter den Bus der Bibliothek hergeschickt; wir müßten jetzt jeden Augenblick Bescheid bekommen. Halten Sie Gantrix hin, bis wir Sie anrufen.«
»In Ordnung.« Sebastian nickte. Dann sagte er verlegen: »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Sie müssen diese McGuire loswerden«, drängte der Mann. »Werden Sie nicht fertig mit ihr? Sie ist zäh; sie ist ein Profi – aber Sie sind stärker als sie.«
»Was hätte es für einen Sinn, sie hinauszuwerfen?« Es erschien ihm nutzlos. Sinnlos. »Sie hat die Bibliothek bereits über das informiert, was sie herausgefunden hat; mehr Schaden kann sie nicht anrichten.«
»Sie wird Sie an Gantrix ausliefern; das ist es, was sie tun wird.« Die Stimme des Mannes hob sich vor Entrüstung. »Sie wird die Verhandlungen an sich reißen, und ehe Sie sich versehen, wird sie den Anarchen verkauft haben, und alles ist vorbei.«
Eine zweite dunkle Gestalt tauchte aus dem Gebäude zur Rechten auf; die beiden Überwacher des römischen Syndikats besprachen sich.
»Sie ruft von ihrem Vidfon aus die Bibliothek an«, wandte sich der erste Mann an Sebastian. »Sie informiert den Löschungsrat über Gantrix, daß er sich mit Ihnen im Vitarium treffen will.«
Der andere Mann, der noch Kopfhörer trug, fügte hinzu: »Und sie informiert die Bibliothek, daß sie eine Bombe – als Teil ihres angeblichen Tonbands hereingeschmuggelt – irgendwo im Ihrem Institut deponiert hat. Die sie jederzeit, wenn sie will, fernzünden kann.«
»Was soll das für einen Sinn haben«, fragte ihn der ersten Mann. »Wen will sie in die Luft jagen? Sich selbst?«
»Sie hat es nicht gesagt. Der Löscher in der Bibliothek, der ihren Anruf entgegengenommen hat, schien es zu wissen. Warte.« Er tippte an seinen Kopfhörer. »Sie führte ein zweites Gespräch.« Er schwieg und erklärte dann: »Diesmal mit ihrem Mann.«
»Mit ihrem Mann«, wiederholte Sebastian. Also stimmte nicht einmal das. Er empfand abgrundtiefen, brennenden Haß für sie.
»Das ist sehr interessant«, sagte der Mann mit dem Kopfhörer nach einer Weile. »Sie hat eine ganze Reihe Anweisungen gegeben. Erstens will sie, daß Ihre Frau, Mrs. Hermes, aufgespürt und beschattet wird. Wissen Sie, wo Ihre Frau ist, Mr. Hermes?«
»Nein«, sagte er.
»Zweitens«, fuhr der Mann fort, »will sie, daß jemand namens Joe Tinbane getötet wird. Und schließlich, wenn das geschehen ist, sollen die Löscher Ihre Frau festnehmen, damit sie nicht zu Ihnen zurückkehren kann. Annie McGuire will bei Ihnen bleiben, bis die Bibliothek in Besitz des Anarchen ist, und dann …« Er sah Sebastian an. »Sie sagt, daß sie vorhat, Sie umzubringen. Für das, was Sie ihr angetan haben. Was haben Sie ihr getan, Mr. Hermes.«
»Ich habe Sie geschlagen«, sagte er.
»Nicht hart genug«, bemerkte der Mann mit dem Kopfhörer.
Sebastian drehte sich um und ging über die Straße zurück ins Vitarium. Als er eintrat, saß Ann weit vom Vidfon entfernt; sie lächelte ihn heiter an. »Und wo bist du gewesen?« fragte sie. »Ich habe hinausgeschaut, aber es war zu dunkel; ich konnte nichts sehen.«
»Ich bin spazieren gegangen und habe nachgedacht«, erklärte er.
»Und wofür hast du dich entschieden?«
»Ich versuche noch immer, mich zu entscheiden«, sagte er.
»In Wirklichkeit gibt es für dich nichts mehr zu entscheiden«, entgegnete Ann.
»Doch, es gibt etwas«, widersprach er. »Was ich mit dir machen soll. Das muß ich entscheiden.«
»Ich helfe dir«, bot sich Ann schmeichlerisch an. »Lege dich hin und ruhe
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