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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Roboter, geduldig wie zu einem naiven Kind, »daß die Wünsche des Anarchen maßgeblich sind. Das ist die bindende moralische Verpflichtung. Sie müssen folgende Entscheidung treffen: Verschieben Sie die Verhandlungen, bis Ihr Techniker anruft, und dann fragen Sie den Anarchen, an wen er verkauft werden möchte.« Er schloß zuver
    sichtlich: »Wir sind sicher, daß wir es sein werden.«
    »Giacometti ist damit vielleicht nicht einverstanden«, wandte Sebastian ein.
    »Die Entscheidung liegt nicht bei ihm«, erklärte der Roboter. »In Ordnung; die Römer haben das Ganze zu einer ethischen Frage gemacht; wir sind hocherfreut. Denn unsere Ethik ist höherwertiger als ihre.« Er strahlte.
    Religion, dachte Sebastian müde. Noch mehr Fallen und Fallstricke, noch mehr Winkelzüge als im normalen Geschäftsleben. Die Kontrolle war ihm bereits entglitten; er gab auf. »Ich werde dafür sorgen, daß Sie Giacometti Ihren Standpunkt erklären können, wenn sein Käufer eintrifft«, sagte er. Und er machte sich, um sich zu stärken, einen weiteren Einlauf mit einem Pfund Sogum.
    »Die Römer«, sagte der Roboter, »haben viele Jahrhunderte mehr Erfahrung als wir. Der Käufer wird geschickt sein. Ich bitte Sie dringend, allen Fallstricken auszuweichen, die er Ihnen legt, wie man so sagt.«
    »Sie reden mit ihm«, sagte Sebastian müde. »Wenn er eintrifft. Erklären Sie ihm, was Sie mir gesagt haben.«
    »Gern.«
    »Sie glauben, ihn mit Ihren Argumenten überzeugen zu können?«
    »Gott ist auf unserer Seite«, erwiderte der Roboter.
    »Wollen Sie ihm das sagen?«
    Nachdenklich entschied der Roboter: »Er würde die apostolische Nachfolge ins Spiel bringen. Freier Wille, glaube ich, ist das beste Argument. Das Gesetz sieht einen Altgeborenen als bewegliche Habe jenes Vitariums, das ihn wiederbelebt hat. Dies steht allerdings im Widerspruch zu den theologischen Überzeugungen; ein Mensch, ob nun ein altgeborener oder nicht, kann keine Habe sein, da er eine Seele hat. Ich werde deshalb zunächst feststellen, daß der altgeborene Anarch eine Seele hat, was der römische Käufer zugeben wird, und dann aufgrund dieser Prämisse die Schlußfolgerungen ziehen, daß nur der Anarch über sich verfügen kann, was auch unser Standpunkt ist.« Erneut überlegte er. Eine ganze Weile. »Seine Heiligkeit Mr. Roberts«, erklärte er schließlich, »ist mit dieser Argumentation einverstanden. Ich stehe in Kontakt mit ihm. Falls der römische Käufer sie widerlegen kann – was unwahrscheinlich ist –, wird Mr. Roberts persönlich und nicht ich, Carl Gantrix, Carl Junior steuern; er wird dann Ray Junior werden. Sie sehen, daß wir von Anfang an auf diese Entwicklung vorbereitet waren; deshalb ist Seine Heiligkeit Mr. Roberts an die Westküste gereist. Er wird nicht mit leeren Händen in die Freie Negergemeinde zurückkehren.«
    »Ich frage mich, was Ann Fisher treibt«, sagte Sebastian grüblerisch. »Die Bibliothek ist kein Faktor mehr. Die Auseinandersetzung, wer der rechtmäßige Käufer ist, wird nur noch zwischen zwei Interessenten ausgetragen: uns und Rom.«
    »Sie wird nicht aufgeben.« Sie konnte gar nicht anders. Er trat ans Wohnzimmerfenster und schaute hinunter zur dunklen Straße. Oft hatten er und Lotta das getan; alles in der Wohnung erinnerte ihn an sie, jedes Objekt und jeder Fleck.
    Es klopfte an der Tür.
    »Lassen Sie ihn herein«, befahl Sebastian dem Roboter. Er setzte sich, nahm einen Zigarettenstummel aus dem Aschenbecher, zündete ihn an und wappnete sich für die bevorstehende Auseinandersetzung.
    »Auf Wiedersehen, Mr. Hermes«, sagte Anthony Giacometti beim Eintreten; er war persönlich gekommen … aus dem gleichen Grund, der Carl Gantrix veranlaßt hatte, seinen A uftraggeber ins Spiel zu bringen. »Auf Wiedersehen, Gantrix«, grüßte er säuerlich den Roboter.
    »Mr. Hermes«, erklärte der Roboter, »hat mich gebeten, Sie über seinen Standpunkt zu informieren. Er ist müde und sehr besorgt um seine Frau – deshalb zieht er es vor, die Verhandlungen nicht selbst zu führen.«
    Giacometti wandte sich an Sebastian, nicht an den Roboter. »Was hat das zu bedeuten? Wir hatten uns doch schon am Vidfon geeinigt.«
    »Inzwischen«, sagte der Roboter, »habe ich ihn davon in Kenntnis gesetzt, daß nur der Anarch über sich verfügen kann.«
    »Scott gegen Tyler«, nickte Giacometti. »Vor zwei Jahren, am Obersten Gerichtshof des Contra Costa County. Unter dem Vorsitz Richter Wilsons. Die Verfügungsgewalt über einen

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