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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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schloß er. »Ich bin wirklich in der Klemme; sie haben allen Grund, sich an mir zu rächen. Wenn sie bei mir auftauchen, wird es Tote geben; wahrscheinlich werden sie es sein, die sterben. Ich stehe mit dem Polizeipräsidium von L. A. in Verbindung; sobald ich Schwierigkeiten bekomme, kann ich Verstärkung anfordern. Mein Vorgesetzter, Gore, ist über die Lage informiert und auf meiner Seite. In der Nachbarschaft steht ständig ein Streifenwagen – mindestens einer – bereit. Ich möchte aber auf keinen Fall, daß es Ärger gibt; ich habe eine Frau bei mir, und um ihretwillen möchte ich vermeiden, daß es zu Gewalttätigkeiten kommt – mir persönlich wäre es egal. Das gehört schließlich zu meinem Beruf.«
    »Wo sind Sie?« fragte Appleford.
    »Oh, nein«, wehrte Tinbane ab. »Ich wäre ja verrückt, wenn ich Ihnen das verraten würde.«
    »Ich schätze, Sie haben recht«, stimmte Appleford zu. Er dachte nach; sein Gesicht blieb ausdruckslos. »Viel kann ich nicht für Sie tun, Joe. Ich habe mit der Bibliothekspolitik nichts zu tun; das ist Sache der Löschungsräte. Ich kann ein gutes Wort für Sie einlegen, wenn ich Mrs. McGuire morgen sehe.«
    »Morgen«, sagte Tinbane, »ist es zu spät. Nach meiner Erfahrung wird sich die Sache heute nacht zuspitzen.« Schließlich war so gut wie jeder Polizist von Los Angeles zum Schutz von Ray Roberts eingesetzt; das war die ideale Gelegenheit für die Bibliothek, ihn auszuschalten. Es gab definitiv keinen Streifenwagen in der Nähe, und es würde auch keinen geben; zumindest nicht solange, bis er mit Gore gesprochen hatte.
    »Ich kann mitteilen«, schlug Appleford vor, »daß Sie vorbereitet sind. Und daß Sie natürlich bewaffnet sind.«
    »Nein, das würde nur dazu führen, daß sie mehr Leute schicken. Sagen Sie ihnen, sie sollen es vergessen; es tut mir leid, daß ich es getan habe – daß ich Mrs. Hermes mit Waffengewalt herausgeholt habe –, aber ich hatte keine Wahl; sie haben sie gefangengehalten.«
    »Oh, haben die Löscher das tatsächlich getan?« fragte Appleford unbehaglich. »Sind sie noch immer …«
    »Sagen Sie ihnen«, unterbrach Tinbane entschlossen, »daß ich im Polizeiarsenal gewesen bin und mir eine Waffe besorgt habe, die Geschosse von der Größe einer Mine abfeuert. Und es ist eine Schnellfeuerwaffe, eine dieser leichten Skoda-Kanonen. Ich kann sie offen einsetzen, da ich Polizist bin; ich kann jede verfügbare Waffe einsetzen. Aber sie müssen heimlich vorgehen; sie sind ernsthaft im Nachteil und sagen Sie ihnen, daß ich das weiß. Es wird mir ein Vergnügen sein. Hallo.« Er legte auf.
    Lotta kämmte noch immer ihr Haar. »Hast du wirklich eine derartige Waffe?« fragte sie.
    »Nein«, gestand er. »Ich habe eine Pistole.« Er klopfte gegen sein Waffenholster. »Und zur regulären Ausrüstung meines Wagens«, fügte er hinzu, »gehört ein Gewehr. Vielleicht sollte ich es besser holen.« Er wandte sich zur Tür.
    »Wer, meinst du, war der anonyme Anrufer?« fragte Lotta.
    »Dein Mann.« Er humpelte aus dem Hotelzimmer, überquerte die Straße und holte sein Gewehr aus dem Wagen, der auf dem Parkplatz stand.
    Die Nacht wirkte kalt und leer, ohne Leben, ohne Bewegung; er spürte keine Gefahr. Alle sind am Flughafen, dachte er. Wo auch ich sein sollte. Wahrscheinlich wird mir Gore deswegen die Hölle heißmachen, dachte er. Weil ich nicht da bin, um Roberts zu bewachen. Aber meine Karriere ist meine geringste Sorge.
    Er kehrte ins Hotelzimmer zurück und verschloß die Tür hinter sich.
    »Hast du jemanden gesehen?« fragte Lotta leise.
    »Nichts. Beruhige dich.« Er überprüfte das Magazin des Gewehrs und überzeugte sich, daß es voll war.
    »Vielleicht solltest du Sebastian anrufen.«
    »Warum?« fragte er gereizt. »Ich habe seine Nachricht erhalten. Nein«, erklärte er. »Ich will nicht mit ihm sprechen. Wegen dir; ich meine, wegen unserer Beziehung.« Er war verlegen. Er hatte Schwierigkeiten, mit der Situation zurechtzukommen. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie etwas derartiges getan – sich mit der Frau eines anderen in einem Hotelzimmer versteckt. Er dachte darüber nach, horchte in sein Inneres.
    »Du schämst dich doch nicht, oder?« fragte Lotta.
    »Es ist nur …« Er gestikulierte. »Ich bin in einer heiklen Lage. Ich wüßte nicht, was ich zu ihm sagen sollte.« Er sah sie an. »Wenn du willst, kannst du ihn anrufen; ich werde zuhören.«
    »Ich … glaube noch immer, daß es besser ist, wenn ich ihm schreibe.« Sie

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