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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Altgeborenen liegt beim Besitzer des Vitariums, das ihn wiederbelebt hat, nicht beim Verkäufer, nicht beim Altgeborenen selbst, nicht …«
    »Es handelt sich hier jedoch um ein spirituelles Problem«, unterbrach der Roboter. »Nicht um ein juristisches. Das Gesetz über die Altgeborenen ist seit zweihundert Jahren überholt. Rom – Sie selbst – erkennt an, daß ein Altgeborener eine Seele hat; der Beweis dafür ist, daß die Erste Ölung vorgenommen wird, wenn ein Altgeborener ernsthaft verletzt oder …«
    »Das Vitarium veräußert keine Seele; es veräußert den Besitzer der Seele; den Körper.«
    »Einspruch«, wehrte der Roboter ab. »Bevor die Seele in einen Toten zurückkehrt und ihn wiederbelebt, darf er nicht von einem Vitarium ausgegraben werden. Solange er nur ein Körper ist, eine fleischliche Hülle, darf ihn das Vitarium nicht verkaufen oder …«
    »Der Anarch«, erklärte Giacometti, »wurde illegal vor seiner Rückkehr ins Leben ausgegraben. Das Vitarium Flasche des Hermes hat gegen das Gesetz verstoßen. Rechtlich gesehen ist das Vitarium nicht im Besitz des Anarchen. Johnson gegen Scruggs. Voriges Jahr am Obersten Gerichshof von Kalifornien.«
    »Aber wer besitzt dann den Anarchen?« fragte der Roboter verwirrt.
    »Sie haben behauptet«, erinnerte Giacometti mit einem Leuchten in den Augen, »daß es sich nicht um ein juristisches, sondern um ein spirituelles Problem handelt.«
    »Natürlich ist es ein juristisches Problem! Wir müssen feststellen, wer der gesetzliche Eigentümer ist, bevor einer von uns ihn kaufen kann.«
    »Dann geben Sie also zu«, sagte Giacometti leise, »daß Scott gegen Tyler ein Präzedenzfall für diese Transaktion ist.«
    Der Roboter schwieg. Und dann, als er wieder das Wort ergriff, hatte sich seine Stimme auf subtile, aber merkliche Weise verändert. Sie klang kraftvoller. Seine Heiligkeit Mr. Roberts kontrollierte ihn jetzt, sagte sich Sebastian; Carl Gantrix war der Argumentation des römischen Interessenten nicht gewachsen gewesen und deshalb abgelöst worden. »Wenn das Vitarium Flasche des Hermes nicht im Besitz des Altgeborenen Anarchen Peak ist«, erklärte er, »dann ist der Anarch nach dem Gesetz herrenlos, und sein rechtlicher Status entspricht damit dem eines Altgeborenen, der, wie es manchmal vorkommt, ohne Hilfe von außen seinen Sarg geöffnet und sich durch das Erdreich an die Oberfläche gegraben hat. Er gilt dann als sein eigener Besitzer, und die Verfügungsgewalt über sich liegt allein bei ihm. Wir Uditen bleiben bei unserer Behauptung, daß der Anarch als herrenloser Altgeborener allein das Recht hat, sich zu verkaufen, und wir warten jetzt auf seine Entscheidung.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie den Anarchen zu früh ausgegraben haben?« fragte Giacometti vorsichtig Sebastian. »Wollen Sie wirklich dabei bleiben, daß Sie gegen das Gesetz verstoßen haben? Das würde eine hohe Geldstrafe bedeuten. Wenn Sie dabei bleiben, werden wir es dem Büro des Staatsanwalts von Los Angeles mitteilen.«
    »Ich … bestreite, daß wir den Anarchen vorzeitig ausgegraben haben«, sagte Sebastian hölzern. »Es gibt keinen Beweis dafür.« Er war sich dessen sicher; nur seine eigenen Leute wußten davon, und sie würden nicht gegen ihn aussagen.
    »Das eigentliche Problem«, erklärte der Roboter, »ist spiritueller Natur; wir müssen uns darüber einigen, zu welchem Zeitpunkt genau die Seele in den begrabenen Leichnam fährt. In dem Moment, in dem er ausgegraben wird? Wenn man an der Oberfläche zum ersten Mal seine Hilferufe hört? Wenn man seinen ersten Herzschlag feststellt? Wenn sich das ganze Gehirngewebe gebildet hat? Nach Ansicht der Uditen fährt die Seele in den Körper, wenn die Geweberegeneration abgeschlossen ist, also unmittelbar vor dem Einsetzen der Herztätigkeit.« An Sebastian gewandt, fragte er: »Haben Sie eine Herztätigkeit festgestellt, Sir, bevor Sie den Anarchen ausgegraben haben?«
    »Ja«, bestätigte Sebastian. »Unregelmäßig. Aber vorhan
    den.«
    »Demnach«, sagte der Roboter triumphierend, »war der Anarch eine Person, als er ausgegraben wurde, mit einer Seele; demnach …«
    Das Vidfon klingelte.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Sebastian in den Hörer.
    Diesmal erschien Bob Lindys ledriges, verkniffenes Gesicht. »Sie haben ihn«, sagte er. Mit zittrigen Fingern fuhr er sich durch das Haar. »Agenten der Bibliothek. Das war’s dann wohl.«
    »Sie können Ihre theologische Diskussion beenden«, sagte Sebastian zu dem Roboter und

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