Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
seinen Mitmoderator. »Was meinen Sie, Chic, erinnert Sie die festliche, überschwengliche Atmosphäre im Dodger Stadion nicht auch an die Tage von Festus Crumb und Harald Agee in den achtzigern?«
    »Ja, in der Tat«, bestätigte Chic. »Mit einem Unterschied. Die Massen, die Festus Crumb und – bis zu einem gewissen Grad auch Harald Agee – gefeiert haben, waren militanter; diese vier Millionen Menschen sind ins Dodger Stadion und zum Flughafen geströmt, um sich zu unterhalten und eine Berühmtheit zu sehen; jemanden, der eine dramatische, bemerkenswerte Rede zu halten verspricht. Sie kennen ihn aus dem Fernsehen, aber das ist natürlich kein Vergleich.«
    Die Autokolonne hatte inzwischen die Fahrt vom Flughafen zum Dodger Stadion angetreten; die ganze Strecke war von Menschen umsäumt. Idioten, dachte Sebastian. Da glotzen sie diese Witzfigur an, während der wahre religiöse Führer auferstanden ist und wieder unter uns weilt. Auch wenn die Bibliothek ihn hat.
    »Natürlich«, fuhr der Moderator Chic fort, »erinnert einen der Besuch Ray Roberts’ an seinen Vorgänger, den Anarchen Peak.«
    »Gibt es nicht Gerüchte, Chic, daß die Rückkehr des Anarchen unmittelbar bevorsteht?« fragte Don. »Wie man hört, glauben viele, daß Ray Roberts hauptsächlich hier ist, um den kürzlich altgeborenen Anarchen zu besuchen und unter Umständen zu überreden, in die Freie Negergemeinde zurückzukehren.«
    »Es hat solche Spekulationen gegeben«, erwiderte Chic. »Und außerdem nicht wenige Spekulationen darüber, ob es wirklich im Interesse der Uditen ist – oder besser, ob Ray Roberts meint, daß es im Interesse der Uditen ist –, wenn der Anarch ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zurückkehrt. Manche glauben, daß Roberts vielleicht versuchen wird, die Rückkehr des Anarchen zu verzögern, falls er tatsächlich wiederaufersteht, wie es viele offenbar erwarten.« Für eine Weile trat Schweigen ein; der Bildschirm zeigte noch immer die Autokolonne.
    Der TV-Sprecher meldete sich wieder zu Wort. »Während wir darauf warten, daß Ray Roberts das Dodger Stadion erreicht, ein kurzer Überblick über die Lokalnachrichten. Ein Beamter der Polizei von Los Angeles, Joseph Tinbane, wurde ermordet im Happy Holiday Hotel in San Fernando aufgefunden, und die Polizei hat den Verdacht, daß es sich dabei um das Werk religiöser Fanatiker handelt. Andere Hotelgäste berichteten, daß sie Tinbane früher am Abend in einem nahegelegenen Einlauf-Palast in Begleitung einer Frau gesehen haben, die seitdem verschwunden ist. Mehr darüber, einschließlich eines Interviews mit dem Hotelbesitzer, in den Elf-Uhr-Nachrichten. Überschwemmungen im Norden nahe …«
    Sebastian schaltete den Fernseher aus. »Mein Gott«, sagte er zu dem Roboter, der inzwischen wieder von Carl Gantrix gesteuert wurde. »Sie haben Lotta erwischt und Tinbane umgebracht.« Seine Warnung hatte ihn nicht erreicht; es war alles umsonst gewesen. Hoffnungslos, dachte er, während er sich setzte; er barg sein Gesicht in den Händen und starrte zu Boden. Es gibt nichts, was ich tun kann. Wenn sie einen Profi wie Tinbane erledigen können, dann habe ich keine Chance.
    »Es scheint fast unmöglich«, sagte der Roboter, »in die Bibliothek einzudringen. Unser Versuch, in der Abteilung B ein Nest miniaturisierter Roboter zu deponieren, ist jämmerlich mißlungen. Wir wissen nicht, was wir sonst noch tun können. Wenn wir einen Sympathisanten in der Bibliothek hätten …« Der Roboter überlegte. »Wir hatten gehofft, Doug Appleford würde mit uns zusammenarbeiten; von den Bibliothekaren schien er der Vernünftigste zu sein. Aber wir wurden enttäuscht; er war es, der unser Nest zerstört hat.« Er fügte hinzu: »Schalten Sie bitte den Fernseher wieder ein; ich möchte die Fahrt der Kolonne verfolgen.«
    Er zuckte die Achseln. »Schalten Sie ihn selbst ein.« Er hatte nicht die Kraft zum Aufstehen.
    Der Roboter schaltete das Fernsehgerät ein, und man hörte wieder die Stimmen von Don und Chic.
    »… und auch viele Weiße«, sagte Don. »Wie Seine Heiligkeit vorhergesagt hat, entwickelt sich die Veranstaltung zu einem gemischtrassigen Spektakel, obwohl, wie wir gerade festgestellt haben, die Zahl der Farbigen die der Weißen um das Fünffache übertrifft. Was meinen Sie, Chic?«
    »Ich glaube, daß die Schätzung zutrifft, Don«, erklärte Chic. »Ja, fünf Farbige kommen auf jeden …«
    »Wir müssen einen Agenten in die Bibliothek einschleu sen«, sagte Giacometti. »In die

Weitere Kostenlose Bücher