Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
ich, ein Versorgungsboot, das Boot, das unseren Hausrat brachte oder Ihr Holz …«
»In zwei Tagen können sie sich wohl kaum so vermehrt haben«, bemerkte Frau Krause bissig. »Wir brauchen dringend Rattengift! So lange kann ich das Kind nicht aus den Augen lassen.«
Die Ratten stellten sich auch in der nächsten Zeit als schwerwiegendes Problem heraus. Die Siedler wurden der Plage nicht Herr, auch wenn sich die Frauen noch so sehr bemühten, die Lebensmittel sicher unterzubringen. Die Nager bissen sich durch Wachstücher und Säcke und sogar durch die provisorischen Holztruhen, die ihnen die Männer schließlich zimmerten, und machten sich über Getreide und Hülsenfrüchte her. Lediglich Ida erging es besser, obwohl ihre Geschwister darüber schimpften, dass es im Zelt durchdringend nach nassem Hund roch. Aber hier ließ Ida nicht mit sich reden. Angesichts der Rattenplage und ihrer panischen Angst vor den Schädlingen widersetzte sie sich sogar ihrem Vater. Chasseur, der Missionshund, schlief – gut abgefüttert mit Griesbrei und auch immer mal wieder mit einem Wurstzipfel – zwischen ihrem und Elsbeths Strohsack. Er fing zwar nie eine Ratte, wirkte aber offensichtlich abschreckend. Die Nager blieben Idas Vorräten fern.
Ende August war es dann so weit: Mit einem Gottesdienst am Landungssteg begrüßten die Männer ihre Familien in der neuen Siedlung. Das Wetter spielte dabei mit, es war fast den ganzen Tag sonnig und trocken. Ein paar der Frauen weinten trotzdem. Diese Hütten waren nicht die Häuser, die sie sich erträumt hatten! Und obendrein fehlte noch jeglicher Hausrat. Die eingelagerten Güter der Siedler sollten erst nach und nach eintreffen.
»Die sollen sich mal nicht beschweren, das ist immer noch besser als die Zelte«, kommentierte Ida das Gejammer.
Gemeinsam mit Elsbeth breitete sie neue Strohsäcke auf dem Boden der Hütte der Langes aus. Die alten mussten sie wegwerfen, sie waren gänzlich von Flöhen verseucht. Ein Mitbringsel des verwahrlosten Missionshundes, der sich pausenlos kratzte. Zum Glück war inzwischen auch Elsbeth für das rattenfreie Heim gewonnen. Sie opferte ein Stück der duftenden Seife aus Mrs. Partridges Laden, die ihre Gastgeberin ihr zum Abschied geschenkt hatte, und zerrte den widerspenstigen Chasseur an den Fluss. Jetzt roch der Köter nach Rosen und fühlte sich ganz flauschig an. Seit er regelmäßig Futter bekam, wirkte er viel agiler.
»Fragt sich nur, wer ihn kriegt, wenn du heiratest«, meinte Elsbeth und wedelte mit einer Wursthaut, um sich bei Chasseur einzuschmeicheln. Vergebens allerdings, das Tier folgte längst Ida auf Schritt und Tritt. »Es ist gemein, wenn du ihn mitnimmst. Jetzt, wo ich ihn gewaschen habe.«
»Wir brauchen mehr Hunde«, meinte Ida geistesabwesend. Chasseur war so ziemlich das Letzte, um das sie sich bei ihrer bevorstehenden Hochzeit Sorgen machte. »Und Katzen … Es gibt doch Katzen in Nelson.«
»Wenn wir da nur mal wieder hinkämen …«
Elsbeth seufzte sehnsüchtig. Sie machte keinen Hehl daraus, dass es ihr in Sankt Paulidorf nicht gefiel. Die Mithilfe im Laden der Partridges hatte ihr wesentlich mehr zugesagt, als die Arbeit in der Landwirtschaft es tat. Wenn sie auf die Ebene unter sich blickte, so sah sie keine blühenden Landschaften, sondern eher die entbehrungsreiche Zeit des Aufbaus, die Plackerei in den zukünftigen Gärten und die Pflege der Felder.
»Wenn der Hausrat da ist, wird gleich alles besser«, tröstete Ida – wider besseres Wissen.
Sie erinnerte sich noch recht gut daran, was sie in Raben Steinfeld eingepackt hatte. Damals hatte es so wenig wie möglich sein sollen, um keine zusätzlichen Kosten auf dem Schiff zu verursachen. Jetzt dagegen … Jakob Lange reagierte mit einem Wutanfall, als die Truhen der Familie endlich eintrafen.
»Wo ist all unser Geschirr? Wo sind die Töpfe, die Pfannen … stattdessen bestickte Bettwäsche … Ich fasse es nicht, Elsbeth! Wie konnte ich euch dumme Dinger aber auch damit allein lassen!«
Es war tatsächlich Elsbeth, die sich mit dem Ausbruch des Vaters auseinandersetzen musste. Ida verbrachte den Tag nach dem Eintreffen der Reisetruhen bereits mit der Einrichtung ihrer eigenen Hütte. Sie hatte ihren Teil der Aussteuer gleich mit hinübergenommen – und fand erfreut auch ein paar Haushaltsgegenstände vor, die Ottfried mit in die Ehe brachte. Brandmanns hatten insgesamt vier Truhen mit nach Neuseeland gebracht. Frau Brandmanns Furcht vor dem
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