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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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nüchtern betrachtete – Ottfrieds englische Sprachkenntnisse reichten vielleicht für eine flüchtige Unterhaltung, jedoch kaum für das Schließen von Freundschaften.
    »Joe Gibson«, sprach Ottfried inzwischen weiter. »Der war Landvermesser bei diesem Tuckett, ist dann aber da weg. Mit Tuckett kann man nicht arbeiten, meint er. Ist ’ n Erbsenzähler. Quäker. Schwierige Leute sind das.«
    Ida runzelte die Stirn. »Ich habe gehört, sehr gläubige Leute, ähnlich wie wir. Und …«
    Sie brach ab, bevor sie ihren Gedanken aussprechen konnte. Karl war mit Tuckett hervorragend ausgekommen.
    »Gibson sagt, er ist ein Mistkerl«, meinte Ottfried und senkte den Blick, als Ida ihn vorwurfsvoll ansah. Früher hätte ein Brandmann solche Worte nicht ausgesprochen. In der Kirchengemeinde waren Schimpfworte verpönt. »Aber wie auch immer«, beharrte Ottfried. »Jedenfalls kennt er sich aus. Gibson, meine ich. Der kennt sich wirklich aus. Und er sagt, in den Plains gibt es Land – so viel Land, wie sich keiner vorstellen kann. Und ganz wenig Maori. Die brauchen das ganze Land gar nicht. Und sie leben da von der Hand in den Mund. Weil sie zu dumm und zu faul sind, was anzubauen, sagt Gibson. Jedenfalls verkaufen sie. Für ein Butterbrot. Ein paar Decken und Töpfe und ’ ne Flasche Whiskey – und schon hast du eine Farm! Der nächste Siedler zahlt dafür dreihundert Pfund. Na, ist das ein Geschäft?«
    Ida fand, es klang eher wie Betrug, sie wollte Ottfried jedoch nicht reizen. »Und woher kommt erst mal das Geld für die Decken und Töpfe und den Whiskey?«, fragte sie. »Wir haben keinen Penny übrig, Ottfried, das weißt du doch.«
    Ottfried strahlte über sein ganzes, von Eifer gerötetes Gesicht. »Tja, aber wir haben was anderes. Das ist ein Deal, weißt du, da muss man auch mal um die Ecke denken. Joe Gibson, der hat ein bisschen Geld. Ein, zwei Wagen voll Sachen soll man dafür kaufen können. Und ich … ich habe Cat.«
    »Wir würden alle nach Purau ziehen, das liegt in den Canterbury Plains – da werden Wale gefangen. Es gibt auch eine oder zwei Farmen und ein Haus für uns, Joe Gibson hat da wohl früher gewohnt. Von da aus wollen Ottfried und sein Freund losziehen, um Land von den Maori einzuhandeln. Und du sollst übersetzen.«
    Idas Stimme schwankte zwischen Skepsis und Hoffnung, als sie Cat wenig später Ottfrieds Pläne darlegte. Sie wartete damit nicht einmal, bis die Freundin ihre Einkäufe – viel frisches Gemüse, denn der Sommer war endlich da, und die Farmer brachten ihre reiche Ernte auf den Markt – vor ihr ausgebreitet hatte. Die Planung für den abendlichen Speisezettel im Pub musste vor den Neuigkeiten zurückstehen.
    Cat zog die Augenbrauen hoch. »Was verstehe ich denn unter einhandeln?«, erkundigte sie sich mit sarkastischem Unterton. »Viel Land gegen ein paar Decken tauschen, oder wie stellen die sich das vor?«
    Ida wurde rot. Sie schämte sich jetzt schon für Ottfried und seinen Freund. »So ähnlich«, gab sie zu. »Mir gefällt das auch nicht. Aber Cat, es ist eine Chance! Ich muss nicht mit meinem Vater und den anderen Siedlern nach Australien, und du könntest bei uns bleiben!«
    Cat schüttelte den Kopf. Sie begann, ihre Einkäufe auszupacken. »Ida, ich kann nicht mitkommen – oder zumindest nicht bleiben. Die Mitreisemöglichkeit nehme ich gern an, wenn ihr das wirklich machen wollt. In Purau gibt es Maori, fast alle Stämme dort gehören zu den Ngai Tahu. Aber ich kann mich nicht mal dem allernächsten Stamm anschließen, wenn ihr in der Gegend bleibt. Du vergisst das Kind, Ida. Oder willst du es Ottfried jetzt doch erzählen?«
    Ida biss sich auf die Lippen. »Du könntest behaupten, es sei von jemand anderem«, murmelte sie.
    Cat blitzte sie wütend an. »Und wessen Hure soll ich gewesen sein?«, fragte sie böse.
    Ida senkte den Kopf. »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Es wäre so schön gewesen. Und es ist weit weg von der Gemeinde. Niemand kennt uns in der Gegend. Niemand redet über uns.«
    »Das würde sich schnell ändern, wenn Ottfried da mit zwei Frauen ankäme!«, höhnte Cat. »Über so was wird immer geredet. Auch in den abgelegensten Dörfern.«
    »Aber wenn du doch für uns arbeitest. Als Magd …« Ida suchte verzweifelt einen Ausweg.
    »Umso schlimmer!«, sagte Cat hart. »Denk nach, Ida! Ihr habt noch nicht mal ein eigenes Haus, geschweige denn Landwirtschaft, und schon mal eine Magd angeheuert? Das glaubt euch doch kein Mensch! Und du siehst

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