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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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fuhr er sie an. »Ich hab sie nicht vertrieben. Die hatten sich gegenseitig in den Haaren. Jedenfalls sind sie weg. Mit den Weißen in Port Victoria hatte das gar nichts zu tun.«
    »Ein bisschen schon«, widersprach Cat. »Te Ronga meinte, viele Menschen seien krank gewesen, auch schon bevor Te Rauparaha sie angriff. Die pakeha haben Krankheiten eingeschleppt.«
    Gibson zuckte die Schultern. »Ich hab sie nicht mit den Pocken angesteckt«, erklärte er. »Aber ich kann nicht sagen, dass ich ihr Fehlen groß bedauere. Ohne die Kerle ist alles leichter.«
    Cat ließ das unerwidert. Jetzt tat sich auch die Bucht von Purau vor ihr auf, und sie hatte genug damit zu tun, die Landschaft zu bewundern. Das Meer – es wirkte tatsächlich, als hätte jemand die Hügel mit einer Axt gespalten, um ihm Raum zu schaffen – war hier türkisgrün. Es schien die vielen verschiedenen Grüntöne der Hügel zu spiegeln. Manchmal reichte die Vegetation bis zum Wasser, an vielen Stellen fanden sich auch weiße Strände. Den hier recht gut befahrbaren Weg säumten blühende Hibiskusbüsche. Es gab Südbuchen, aber auch Palmen, Rata und Farne. Eine Vielfalt aus Blüten und Blättern, Nadeln und Wedeln erstrahlte in allen Variationen von Grün, Gold, Rot und Violett.
    »Wie wunderschön!«, sagte Ida andächtig.
    Sie blickte noch verzückter, als auf einem der grasbewachsenen Hügel ein Farmhaus sichtbar wurde. Es war aus Holz gebaut, aber nicht ganz so trutzig wie die Häuser in Sankt Paulidorf, dafür hatte es zwei Stockwerke und eine Veranda, wie Ida sie schon von den Häusern in Nelson kannte. An das Haus angeschlossen gab es Ställe und Koppeln für Nutztiere. Das Anwesen wirkte gepflegt und einladend. Es bot eine atemberaubende Sicht über einen schmalen Strand und das Meer. An einem Landungssteg dümpelte ein Boot.
    »Ist es das?«, rief Ida hingerissen und laut genug, damit Joe es auf dem anderen Wagen hören konnte. »Hier werden wir wohnen? Oh, Mr. Gibson, ich hätte es mir nie so schön vorgestellt!«
    Joe Gibson schloss mit seinem Gespann zu Ottfrieds auf. »Joe, Ida, nenn mich Joe. Wie oft soll ich dir das noch sagen, wir sind doch nicht im Ballsaal. Und nein, hier wirst du nicht wohnen, allerdings ganz in der Nähe. Dies hier ist die Redwood-Farm. Seht ihr nicht die Schafe? Sie erhoffen sich da viel von, haben etliche von der Nordinsel hergeholt. Klar, macht weniger Arbeit, als zu ackern.«
    Ida hätte ihm sagen können, dass auch die Pflege und die Zucht der Schafe, das Melken und die Käserei, das Scheren und die Wollverarbeitung eine Menge Arbeit machten, aber sie hielt sich zurück. Gibson, das wusste sie inzwischen, hatte nie auf einer Farm gearbeitet. Er war in London in einer Kaufmannsfamilie aufgewachsen, nicht reich, doch auch nicht bedürftig. Es reichte jedenfalls, den Sohn auf gute Schulen zu schicken und studieren zu lassen. Joe wollte Geologie allerdings nicht nur theoretisch betreiben, ihn lockte das Abenteuer. Also studierte er gerade genug, um sein Wissen zu Geld machen zu können, und schiffte sich dann nach Übersee ein. Neuseeland war eher zufällig sein Ziel gewesen, aber da er dort als Landvermesser gleich Arbeit fand, blieb er. Mit Tuckett bereiste er die Nordinsel, und nachdem sich die beiden überworfen hatten, versuchte er es als Walfänger und Seehundjäger – die üblichen Betätigungsfelder für Abenteurer in dem jungen Land.
    Gefallen hatte ihm keins von beidem – was Cat darauf zurückführte, dass es dem gebildeten Mann dabei wohl zu blutig zugegangen war. Ida tippte eher darauf, dass ihm die Sache zu anstrengend geworden war. Gibson, das war ihr schon nach wenigen Tagen der Reise klar, hatte die Arbeit nicht erfunden. Insbesondere seit Betty und Eric zu ihnen gestoßen waren, hatte er immer eine Ausrede gefunden, das Sammeln von Feuerholz oder das Fischen und Aufbauen der Zelte auf Eric abzuwälzen. Trinken und Reden lagen ihm weitaus mehr, was auch die Ursache für seinen Bruch mit Tuckett gewesen sein mochte.
    Betty zeigte nun tatsächlich auf ein paar Schafe, die in einem Pferch neben dem Haus grasten – so aufgeregt, als hätte sie solche Tiere nie gesehen. Cat, für die es tatsächlich die ersten Schafe waren, schaute interessiert auf ihr kurzes Fell.
    »Ich dachte, sie wären so wuschlig!«, rief sie zu Idas Wagen hinüber. »So wie Chasseur.« Besorgt pfiff sie dem Hund, der sich beim Anblick der Schafe sofort aufgeregt vom Wagen entfernt hatte und Anstalten machte, die Herde zu

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