Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
Jane verzweifelte immer wieder an den Gesprächen mit den Frauen, selbst wenn sie den Wortlaut verstand.
»Du musst dich mehr darauf einlassen!«, war das Einzige, was Christopher dazu zu sagen hatte.
Wie er sich überhaupt gewünscht hätte, dass Jane sich stärker auf ihr neues Leben einließ und sich der Welt anpasste, in die er sie gebracht hatte. Dass Jane nicht das Bedürfnis hatte, sich anzupassen, sondern eher zu gestalten, begriff er nicht. Und so hatte sie denn auch trotz aller Beschäftigung das gleiche Gefühl wie im Haus ihrer Eltern: Sie kam nicht voran, es war, als schwömme sie in zähem Schlamm, wo sie doch gern rasch durch klares Wasser geglitten wäre. Jede Anstrengung, die sie machte, war mühsam und führte nicht dahin, wohin sie wirklich wollte.
Jane hatte dieses allgemeine Gefühl der Unzufriedenheit zu Hause gern an der Dienerschaft ausgelassen, wie ihre Mutter es ihr vorgemacht hatte. Nachdem das bei den Maori allerdings nicht funktionierte, war es Christopher, der all ihren Unmut und ihre schlechte Laune erdulden musste. Jane schimpfte, dass es mit dem Haus nicht voranging, weil Chris den ganzen Tag auf dem Feld war, und andererseits, dass die Farm nie etwas abwerfen würde, wenn er nicht auf den Feldern arbeitete, sondern stattdessen mit dem Hausbau beschäftigt war. Sie mäkelte an dem Essen herum, das ihre Maori-Köchin auf den Tisch brachte, obwohl die sich redlich bemühte. Arona kochte gern und versuchte sich geduldig an Janes alten Lieblingsspeisen wie Roastbeef und Yorkshirepudding – das geriet aber nicht richtig, weil Jane zwar wusste, wie etwas schmecken sollte, die Rezepte jedoch nicht kannte. Zum Herumprobieren zeigte sie auch wenig Lust, und so blieb die Maori-Frau meist beim Altbewährten: Fast jeden Tag standen gegrillter Fisch und Süßkartoffeln auf dem Tisch der Fenroys.
Christopher sagte nichts dazu. Er aß gern frischen Fisch, und es war ihm ziemlich gleichgültig, was man ihm servierte, solange er nur nicht hungrig blieb. Lieber als die Oberhoheit über die Küche hätte er die über das Schlafzimmer gehabt, oder doch wenigstens ein Mitspracherecht darüber, wie es dort zuging. Aber hier war nicht mit Jane zu reden. Allein sie bestimmte, wann Christopher ihr beiwohnte, und sie fand Spaß daran, ihn zu quälen. Also lud sie ihn in ihr Bett ein und im letzten Moment wieder aus, sie reizte ihn – und brauchte dann doch nur eine abfällige Bemerkung, um seine Erektion wieder zum Erschlaffen zu bringen. Chris war das unsagbar peinlich. Er hatte früher nie vergleichbare Schwierigkeiten gehabt, doch Jane zog ihn sexuell nicht sehr an und schüchterte ihn obendrein ein. Er hätte gern darauf verzichtet, überhaupt mit ihr zu schlafen, sah es allerdings als seine Pflicht an, seine Gattin zufriedenzustellen. Außerdem hoffte er auf ein Kind. Selbst Jane musste doch weicher und ausgeglichener werden, wenn sie ein Kind hatte!
Chris tat also sein Bestes, aber ihre gemeinsamen Nächte erfolgten zu unregelmäßig, um auf eine rasche Empfängnis hoffen zu können. Jane legte es auch nicht darauf an. Sie wünsche sich kein Kind, erklärte sie unmissverständlich, als er das Thema einmal anschnitt.
»Himmel, Chris, ich kriege das Personal nicht mal dazu, unaufgefordert die Betten zu machen und das Geschirr abzuspülen! Wie soll ich da eine annehmbare Nanny ausbilden?«
Der Gedanke, sich einfach selbst um das Kind zu kümmern, kam ihr gar nicht erst.
»Ich bin nicht so mütterlich veranlagt«, meinte sie ein anderes Mal gleichmütig. »Kinder langweilen mich …«
»Was um Himmels willen langweilt dich nicht?«, schleuderte Chris ihr einmal wütend entgegen.
Jane zuckte die Achseln. »Nichts, was sich hier zu tun anböte«, antwortete sie böse. »Ich könnte dir die Bücher für die Farm führen, wenn du mal was erwirtschaften würdest. Aber bislang kriegst du ja nichts zustande.«
Christopher gab es schließlich auf, mit Jane reden zu wollen. Er konnte nur darauf hoffen, dass seine erste Ernte gut ausfallen und die Farm endlich florieren würde. Dann hätte Jane wenigstens einen Grund, ihn zu achten, wenn sie einander schon nicht lieben konnten.
Dann jedoch fand Jane Fenroy ihren Wirkungskreis in einem Bereich, in dem sie ihn nie erwartet hätte.
Te Haitara, der Häuptling des nächsten Maori-Stammes, den Jane gleich beim powhiri kennengelernt hatte, war häufig zu Gast bei Chris Fenroy. Der ariki interessierte sich für alles, was auf der Farm vor sich ging. Er schien
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