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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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noch draufschlagen, ist Ihre Sache. Und … es ist uns durchaus bewusst, dass Sie den Markt erst erkunden wollen, da wären wir mit einem Penny Vorauszahlung für jeden Artikel zufrieden. Die Abrechnung machen wir dann, wenn Sie wieder vorbeikommen.«
    Carpenter schaute verblüfft. Der Häuptling nickte zustimmend, nur die Frauen raunten unzufrieden.
    »Fünf Pence für jeden Artikel!«, begann Carpenter zu handeln. »Und ein halber Penny Anzahlung.«
    Jane überlegte kurz. »Fünf Pence sind in Ordnung, aber bei der Anzahlung von einem Penny bleibt es. Ach ja, hier hätte ich Ihnen übrigens noch etwas zu zeigen …«
    Bevor Carpenter weiter zu feilschen versuchte, zog sie ein Säckchen aus einem der Kisten und förderte daraus aus Pounamu-Jade geschnitzte Anhänger hervor. Carpenter sah misstrauisch auf die fratzenschneidenden kleinen Götterfiguren.
    »Was soll denn das sein?«, erkundigte er sich.
    »Man nennt sie hei-tiki «, erklärte Jane, »und trägt sie um den Hals. Wir würden sie Amulette nennen. Es sind Glücksbringer. Diese hier bewähren sich besonders beim Walfang.«
    »Ja?«, fragte Carpenter ungläubig. Er ließ die Blicke über die Hälse einiger der anwesenden Maori schweifen und erkannte die kleinen Götter an vielen Lederbändern. »Werden hier in der Gegend viele Wale gefangen?«
    »Sie bringen auch beim Angeln kleinerer Fische Glück«, improvisierte Jane. »Jedenfalls sollten Sie die Dinger mal anbieten. Vielleicht nicht so ganz offen. Eher abends im Pub – als Geheimtipp.«
    »Hier auch eine Flussgott!«, mischte sich Te Haitara ein. Der Häuptling schien zu begreifen, worum es ging. »Die bringt …«
    »Geld!«, erklärte Jane strahlend und zwinkerte Te Haitara zu. »Weil Geld bekanntlich ständig in Bewegung ist … wie ein Fluss. Und … äh … dieser Gott … der hat mal einen gestaut! Einen Fluss, meine ich.«
    »Aha.« Carpenter grinste. »Soll ich raten? Für jedes von den Dingern wollen Sie einen Sixpence?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Nein, zehn Pence. Und zwei Pence Vorauszahlung. Billiger ist an Geld nicht zu kommen.«
    Carpenter entrichtete schließlich tatsächlich hundert Pence, was so viel wie acht Shilling und vier Pence war, als Vorauszahlung für sechzig Medikamentenpackungen und zwanzig hei-tiki .
    Der verblüffte ariki stellte fest, dass er schon dafür einen Ballen Stoff und drei Taschenmesser kaufen konnte.
    »Sie sehen, der Tausch wäre ungünstiger gewesen«, erklärte Jane zufrieden, bevor sie sich verabschiedete. »Zehn Pence müssen Sie mir allerdings jetzt schon mal geben. Für die nächsten Etiketten brauche ich Leim und neues Papier.«
    »Nächste?«, fragte Te Haitara. »Du glauben, kaufen mehr?«
    »Bestimmt!«, meinte Jane. »Warten Sie nur ab. Aber verhandeln Sie bloß nicht allein mit ihm! Er kriegt keinen Tropfen Hustensaft, bevor wir hier nicht vollständig abgerechnet haben.«
    »Und dann wir reich!« Kutu, Chris ’ Farmarbeiter, strahlte. Er hatte bei seinem Arbeitgeber ein wenig zählen und rechnen gelernt. Nun konnte er die Summen kaum fassen, die sein Stamm womöglich bald einnahm.
    »Langsam«, dämpfte Jane die Begeisterung. »Carpenter fährt jetzt erst noch ein paar Farmen ab und dann nach Port Cooper, von dort aus nach Nelson. Es wird Monate dauern, bis er wieder vorbeikommt.«
    Diese Voraussage bewahrheitete sich nicht. Tatsächlich fuhr der Wagen des Händlers bereits gute zwei Wochen später wieder auf den Dorfplatz der Maori. Te Haitara sandte den schnellsten Läufer des Stammes, einen mageren kleinen Jungen, um Jane sofort dazuzurufen.
    »Wieder da Ca-pin-ta!«, radebrechte der Kleine. »Mit ohne Rongoa!«
    Rongoa war das zusammenfassende Wort der Maori für Medikamente.
    Jane machte sich sofort auf den Weg und fand den eifrigen Händler wild feilschend mit Te Haitara vor.
    »Er verkauft alles. Aber will geben weniger«, fasste der Häuptling zusammen, was er verstanden hatte. »Ist trotzdem viel. «
    Jane blickte den Händler streng an. Sie war an diesem Tag nicht ganz so förmlich gekleidet, sondern trug nur ein einfaches Hauskleid ohne Korsett. Der offensichtliche Erfolg ließ sie dennoch Selbstsicherheit und Würde ausstrahlen – ebenso wie Missbilligung.
    »Nun, wenn Sie sämtliche Waren umgeschlagen haben, dann komme ich auf einen Gesamtpreis von fünfhundert Pence, das macht einundvierzig Shilling und einen Sixpence. Davon gehen die acht Shilling und vier Pence ab, die wir bereits erhalten haben, also schulden Sie dem

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