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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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letzten Jahren gut verdient und kaum einen Penny ausgegeben. Wenn er in Wellington weilte, gönnte er sich zwar ein gutes Hotel, ordentliche Mahlzeiten und neue, qualitativ gute Kleidung, die ihn auf seinen Reisen warm und trocken hielt, sonst jedoch schlief er im Zelt und versorgte sich weitgehend selbst mit Fisch und Fladenbrot. Wenn er Maori-Führer hatte, was oft der Fall war, lernte er auch, welche Wurzeln und Früchte essbar waren, und ergänzte sein Mahl zum Beispiel durch gekochte Raupo-Knollen. Traf er auf eine Farm, so fand er dort meist gastliche Aufnahme, ebenso bei den verschiedenen Maori-Stämmen. Das Geld, das er verdiente, wanderte auf eine Bank in Wellington, und das Guthaben wuchs stetig an, es war längst genug für ein Stück Land.
    Aber Karl konnte sich nicht entschließen, wo er siedeln wollte – und allein, ohne eine Familie, erschien es ihm auch wenig sinnvoll. Er überlegte, ein paar Monate in Wellington zu bleiben und sich nach einer Frau umzusehen. Es musste doch ein Mädchen für ihn geben, Ida konnte nicht die Einzige sein, die er jemals lieben würde! Bisher war es ihm allerdings noch nicht gelungen, jemanden zu finden, auch wenn er redlich versucht hatte, zum Beispiel etwas für eins der Maori-Mädchen zu empfinden, die ihm bei seinen Aufenthalten bei den Stämmen Avancen machten. Er nahm fast immer eines mit in sein Zelt – schließlich war er kein Heiliger –, und manchmal fand er auch eines mit dunklem, aber nicht ganz so schwarzem Haar und herzförmigem Haaransatz und sanften Augen. Doch so schön diese Mädchen mitunter waren – für Karl war es fast noch schlimmer, neben ihnen zu erwachen, als neben solchen, die Ida weniger ähnlich sahen. Es war ja auch Unsinn, eine zweite Ida zu suchen, und so nahm er sich vor, Ausschau nach einem blonden Mädchen zu halten.
    Karl steckte seine Briefe ein und verließ die Poststelle. Er hatte keine Lust, sie gleich dort zu lesen, draußen schien eine verheißungsvolle Frühlingssonne, und es wäre sehr viel angenehmer, es sich irgendwo gemütlich zu machen. Auf der anderen Straßenseite lockte auch gleich eine Coffeebar, die Tische und Stühle nach draußen gestellt hatte. Petit Paris stand auf der bunten Jalousie über dem Eingang. Französische Einwanderer? Oder bemühte sich hier jemand um weltmännisches Flair? Karl jedenfalls fand das Café einladend und ließ sich auf dem gepolsterten Sitz eines der zierlichen Metallstühlchen nieder. Die geschwungene Rückenlehne machte es erstaunlich bequem. Auch die Tischchen davor waren geschmiedet – und das junge Mädchen, das jetzt aus dem Lokal kam, um seine Bestellung aufzunehmen, bot ebenfalls einen erfreulichen Anblick. Es war blond – vielleicht sollte er es sich näher anschauen. Karl lächelte über sich selbst, als er der Bedienung ins Gesicht sah. Und dann entdeckte er erstaunlich bekannte Züge darin.
    »Du … Sie … das kann nicht sein! Entschuldigen Sie, Sie sehen einem Mädchen unglaublich ähnlich, das ich einmal kannte, Sie …« Karl verhaspelte sich, als er versuchte, sein verblüfftes Starren zu erklären
    Die Blonde lachte ihn spöttisch an. »Netter Versuch«, bemerkte sie. »Aber ich verabrede mich nicht. Und Sie brauchen mich auch nicht zu einem Kaffee einzuladen. Ich kann hier so viel Kaffee trinken, wie ich will.«
    Das junge Mädchen sprach fließend Englisch – allerdings mit deutschem Akzent.
    »Verzeihung«, wiederholte Karl, und plötzlich war er sich seiner Sache sicher. »Du … es ist eigentlich unmöglich, aber du musst es einfach sein. So eine Ähnlichkeit! Auch wenn du natürlich gewachsen bist. Bist du Elsbeth? Elsbeth Lange? Die Schwester von Ida?«
    »Betty«, berichtigte das junge Mädchen. »Woher wissen Sie denn das?«
    Betty sah Karl jetzt ebenfalls forschend an – und plötzlich flog auch über ihr leicht gebräuntes schmales Gesicht ein Anflug von Erkennen.
    »Sie sind Karl Jensch!«, stellte Betty überrascht fest. »Sorry, dass ich Sie nicht gleich erkannt hab, ich schau den Gästen nicht so direkt ins Gesicht, das würde aufreizend wirken, meint Celine. Aber jetzt … Wo kommen Sie her? Wo haben Sie gesteckt, während der Rest von Raben Steinfeld betend abgesoffen ist?«
    Karl musste lachen. Elsbeth war immer die aufgeschlossenere, frechere der beiden Schwestern gewesen. Sie mochte manchmal um Mut gebetet haben, doch sicher nie um Demut. Und wie es aussah, hatte Gott sie erhört – an Courage schien es ihr nicht zu mangeln, und in dieses

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