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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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zu stören.
    Entschlossen legte er Tucketts Brief beiseite und öffnete das Schreiben Chris Fenroys. Heraus fielen drei eng in rascher, flüchtiger Schrift beschriebene Seiten. Karl zog die Augenbrauen hoch. Schon am Schriftbild war erkennbar, dass Chris ihm wieder mal sein Herz ausschütten würde.
    Wir haben die erste Ernte jetzt eingebracht , berichtete der Freund, nachdem er sich kurz nach Karls Befinden erkundigt und vorausgeschickt hatte, dass auf der Farm alles seinen Gang ging und sowohl er als auch Jane wohlauf seien. Danach fand er allerdings, dass es genug der Floskeln waren, und begann mit der Schilderung der wahren Situation. Und der Getreideertrag war gar nicht so schlecht. Allerdings erwies es sich als unerwartet schwierig, das Korn abzusetzen. Es war äußerst mühsam, die voll beladenen Wagen über Land nach Port Cooper zu schaffen – und als ich mit dem ersten ankam, musste ich feststellen, dass der Bedarf der Siedlung bereits von näher liegenden Farmen gedeckt worden war. Mein Getreide musste also auf Schiffe geladen und nach Nelson transportiert werden, wo die Nachfrage recht hoch sein soll. Eine Zeit lang bestanden da ernste Versorgungsschwierigkeiten …
    Karl wusste das, es gehörte zu den Problemen, mit denen sich Tuckett als Wakefields Nachfolger hatte herumschlagen müssen.
    Aber selbstverständlich konnte ich nicht selbst hinfahren, um die Verkäufe zu regeln, ich musste mich auf Händler und Agenten verlassen. Die verlangten dafür natürlich einen Anteil am Erlös, und auch der Transport per Schiff war nicht billig. Zumal ich erst mal die Flussschiffer bezahlen musste, um das Getreide über den Waimakariri nach Port Cooper zu befördern. Mit dem Gespann über Land hätte das viel zu lange gedauert. So blieb der Reinerlös der Ernte weit hinter meinen Erwartungen zurück – und du kannst dir vorstellen, was Jane dazu zu sagen hatte. Wir haben jetzt das neue Haus bezogen, und ich hatte ihr versprochen, es vom Erlös der Ernte standesgemäß einzurichten, das erwies sich allerdings als illusorisch, es blieb gerade genug Geld übrig, die Geräte, die ich zur Bearbeitung des Landes dringend brauche, zu ergänzen und instand zu halten. Es ist nicht leicht, den Boden hier umzupflügen, die Grasnarbe ist fest. Im Grunde brauchte ich ein Ochsengespann, mit den Pferden ist es eine einzige Plackerei. Ich werde mehr Land unter den Pflug nehmen müssen, wenn die Farm rentabel werden soll. Dabei scheint sich der Boden geradezu dagegen zu wehren, kultiviert zu werden. Dieses allgegenwärtige Tussockgras sät sich selbst immer wieder aus, man kommt mit der Pflege der Felder kaum nach. Hinzu kommt, dass Jane mir ständig vorrechnet, wie unrentabel ich bislang arbeite. Sie hat irgendwelche Wirtschaftstheorien an der Hand, in denen es um Absatzmärkte und Infrastrukturen und was weiß ich nicht alles geht. Ich verstehe davon nur die Hälfte, und es interessiert mich auch nicht. Aber laut Jane ist es abzusehen, dass meine Farm niemals Geld abwerfen wird, wenn sich nicht Grundlegendes ändert. Die Gründung einer Stadt an der Mündung des Otakaro zum Beispiel könnte neue Absatzmärkte für landwirtschaftliche Produkte schaffen, und so etwas ist ja auch geplant. Nur … was mache ich bis dahin? Wie komme ich finanziell über diese Durststrecke, und vor allem: Wie ertrage ich Jane? Es ist ja nicht nur so, dass sie mir wegen der Farm das Leben zur Hölle macht, nein, neuerdings verlegt sie sich auf eigene, bestenfalls sehr fragwürdig zu nennende Aktivitäten. Dabei war ich anfänglich froh, als sie begann, Maori zu lernen. Ich dachte, sie fände vielleicht Freundinnen unter den Frauen im Stamm. Stattdessen macht sie sich daran, die Stammesstrukturen vollständig umzukrempeln. Fast jede Woche habe ich eine tohunga hier, die mir ihr Herz ausschüttet.
    Karl hielt einen Moment inne. Er konnte sich gut vorstellen, wie verzweifelt Chris war.
    Der Häuptling und Jane, sagen sie, huldigen den Göttern des Geldes. Dabei wusste ich bislang nicht mal, dass die Maori solche Götter haben. Aber wie es aussieht, haben Jane und Te Haitara eine Art Manufaktur gegründet, und die Leute sollen nun in großen Mengen traditionelle Heilmittel und Götterstatuen erstellen. Dabei verlangen sie zum Teil komplizierte Rituale – zumindest meinen das die tohunga . Jane sagt, Kowhai-Rinde sei Kowhai-Rinde, egal, welche karakia man beim Ernten singt. Der Häuptling scheint ihr da beizupflichten. Der Stamm jedenfalls verdient Geld,

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