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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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und wie ich zu meiner Schande gestehen muss, mehr als ich! Obendrein muss ich also befürchten, demnächst ohne Helfer auf den Feldern und im Stall dazustehen. Ich glaube, sie kommen schon jetzt mehr aus Freundschaft denn um der paar Pence willen, die ich zahlen kann. Die Maori selbst bearbeiten auch mehr Land, seit sie sich so viel Saatgut leisten können, wie sie wollen. Außerdem besitzen sie neuerdings eine Kuh und denken über den Ankauf von Schafen nach. Te Haitara stellte sich neulich ganz wichtig vor mich hin und sagte: Fenroy, ich hören, Schaf hier auf Te Wai Pounamu haben Zukunft!
    Karl musste lachen. Bei allem Mitgefühl für seinen Freund, aber bei der Vorstellung eines Maori-Häuptlings, der ernsthaft die wirtschaftliche Lage auf der Südinsel analysierte, konnte er nicht ernst bleiben. Zumal, wenn er sich Christophers Gesicht dabei vorstellte. Ansonsten mochte der Häuptling gar nicht Unrecht haben. Karl hatte die Entwicklung auf der Nordinsel jetzt zwei Jahre lang verfolgt, und auch er sah, dass die Schaffarmer hier erfolgreicher waren als die Ackerbauern. Wie Christopher schon sagte, waren weite Ebenen der Inseln bedeckt mit Gras, natürliche Weideflächen für die Wiederkäuer. Man brauchte im Grunde nichts zu tun, als den Tieren dort Pferche zu bauen oder sie frei weiden zu lassen. Mit entsprechend geschulten Hunden ließen sie sich leicht wieder eintreiben. Mit wenig Aufwand erhielt man so Milch und Fleisch und vor allem Wolle, die sich leicht nach England verschiffen ließ. Schon jetzt machten die ersten Farmer mit diesem Erwerbszweig nicht nur ausreichende Profite, um zu leben, sondern häuften große Vermögen an.
    Karl dachte kurz über die Südinsel nach. Allen Aussagen zufolge glichen dort Landschaft und Klima den wichtigsten europäischen Schafzuchtgebieten wie Irland und Wales. Die Schafe sollten also ein dickeres Wollkleid entwickeln als auf der wärmeren Nordinsel, und das Voralpenland bot ideale Möglichkeiten, die Tiere den ganzen Sommer über frei im Hochland weiden zu lassen. Vielleicht wäre es also wirklich eine Alternative für seinen Freund Chris, die Farm auf Schafzucht umzustellen. Wenn Karl seinen Brief beantwortete, würde er das Thema ansprechen. Aber jetzt kam erst einmal Betty zurück an seinen Tisch und lächelte ihm zu. Sie hatte ihre Arbeitskleidung gegen ein einfaches blaues Kattunkleid eingetauscht und schwenkte vergnügt eine Tüte.
    »Hier, ich habe Celine erzählt, dass ich dich aus meinem Dorf kenne, da hat sie mir ein paar Pasteten geschenkt. Wir könnten zum Hafen gehen und uns an den Kai setzen und die Schiffe ansehen, während wir sie essen, meinte sie. Du dürftest mir nur keinen unsittlichen Antrag machen.« Sie kicherte. »Ich hab ihr gesagt, dass da keine Gefahr besteht, weil du immer nur in meine Schwester verliebt warst.«
    Karl spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht zog. Betty war unverbesserlich, und ihre Chefin schien wirklich um sie besorgt.
    Betty nickte, als er das anmerkte. »O ja, Celine hat mich bestimmt auch nur angestellt, um mich vor einem › Schicksal schlimmer als der Tod ‹ zu bewahren. Also so hat sie das natürlich nicht gesagt, so steht es nur immer in den Heftchen, die ich mir kaufe. Aber ich glaub, als Celine herkam, da hat sie, also da hat sie … sich verkauft.« Betty senkte verschämt die Stimme. »Sie kam mit Siedlern aus Frankreich, die versuchten es in Akaroa auf der Südinsel, aber ihre Eltern starben wohl auf der Reise, und dann wollte keiner sie haben. Also musste sie das … das Schreckliche tun, um am Leben zu bleiben. Jetzt hat sie ja zum Glück das Café, und als ich nach Arbeit gefragt habe, da hat sie mir gleich welche gegeben. Ich darf auch hier schlafen, es gibt eine Kammer hinter der Küche. Das ist sehr gut. Eric hat’s nicht so gut, der …«
    »Eric?«, unterbrach Karl ihren Wortschwall. »Nun komm mal zur Sache, Elsbeth … ich meine, Betty. Bist du ganz allein hierhergekommen? Denn du bist doch allein. Jakob Lange hat es sich nicht anders überlegt und womöglich auf der Nordinsel gesiedelt?«
    Betty schüttelte den Kopf. »Nein, Vater ist mit Franz nach Australien, und die Brandmanns auch mit ihren anderen Söhnen und Töchtern. Aber ich wollte nicht mit, und Eric, ich meine Erich Brandmann, der wollte auch nicht mit. Also haben wir uns vor der Abfahrt des Schiffes in Idas Wagen versteckt, und sie haben uns nicht gefunden bis …«
    »In Idas Wagen?«
    Karl verhielt alarmiert seinen Schritt. Bislang

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