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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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die Jahre auf der Farm nicht gutgetan. Er wirkte älter als damals, nicht mehr so optimistisch. Sein Haar trug er kürzer, den Bart gestutzt, und in sein Gesicht hatten sich erste Falten eingegraben. Sorgenfalten, keine Lachfältchen.
    »Und dich hat die Ehe reifen lassen«, bemerkte Karl. »Mit so einem sauberen Haarschnitt habe ich dich früher nie gesehen. Schwingt Jane da selbst die Schere?«
    Chris lächelte mühsam. »So weit geht der Pioniergeist bei ihr nicht, dass sie ihrem Gatten die Haare schneidet, die Kleider flickt und das Essen kocht. Aber wehe, ich wage es, mal nach Port Cooper zu fahren und den Besuch beim Barbier zu vergessen! Jane meint, man habe sich auch in der Wildnis nicht gehen zu lassen.«
    Karl mühte sich um einen zerknirschten Ausdruck. »Dann mache ich ja gleich einen schlechten Eindruck. Im Ernst, ich habe den Barbier in Port Cooper gar nicht gefunden. Egal, Miss Jane wird mich nehmen müssen, wie ich bin.«
    »Und wie deine Ida es ja wohl auch tut!«, meinte Chris vergnügt und wandte sich dem Wagen zu.
    Ida und Cat saßen auf dem Bock, hatten jedoch einen Sonnenschutz darüber gespannt, um die Kinder zu schützen. Er erschwerte das Aussteigen ein wenig. Chris konnte die Frauen nicht genau erkennen, streckte nun aber die Hand aus, um der ersten herunterzuhelfen.
    »Sie müssen Ida sein! Wie es mich freut, Sie zu tref…«
    Chris verstummte mitten im Satz, als er die blonde Frau sah, die sich nun vom Sitz herunterhangelte. Unversehens blickte er in ein Gesicht, das er nur noch aus seinen Träumen kannte, das ihm dennoch so gegenwärtig war wie bei seiner ersten Begegnung mit der »blonden Maori«.
    »Poti«, flüsterte er. »Cat. Was machst du denn hier? Du bist doch nicht …«
    Er blickte von Cat zu Karl, und sein Herz schien zu erkalten. Aber dann rief er sich zur Ordnung. Karl hätte ihm geschrieben, wenn er und Cat sich wiedergetroffen hätten und ein Paar geworden wären. Das hier musste ein Zufall sein, der sich erst in den letzten Tagen ergeben hatte.
    Cat lächelte, es war jedoch ein gezwungenes Lächeln. Tatsächlich berührte sie Christophers Anblick bis ins Mark. Sie musste sich zwingen, sich nicht in seine Arme fallen zu lassen.
    »Christopher«, sagte sie förmlich. »Ich freue mich, dass es dir gut geht.«
    »Aber wo … wie …?« Chris rang um Worte. »Nun komm erst einmal herunter.«
    »Nimmst du die Kinder, Cat?«, hörte Chris jetzt eine sanfte, melodische Stimme.
    Ida reichte ihrer Freundin den Korb hinunter, in dem die beiden kleinen Mädchen schliefen. Er war inzwischen ziemlich schwer, sehr lange konnten die Kinder ihn nicht mehr teilen. Sie krabbelten schon, bald würden sie laufen können. Und jetzt, da die Reise vorbei war, konnten sie auch wieder in der Wiege schlafen, die Ottfried gebaut und die sie mitgenommen hatten.
    »Deine Kinder?«, fragte Chris Cat tonlos.
    Cat schüttelte den Kopf. »Idas Kinder«, sagte sie fest. »Carol und Linda, sie sind Zwillinge.«
    Karl half Ida vom Bock. »Darf ich vorstellen, Chris: Ida Brandmann. Das ist Christopher Fenroy, Ida. Ich weiß nicht, ob ihr euch schon mal getroffen habt.«
    Chris erinnerte sich dunkel an das Mädchen mit dem herzförmigen Haaransatz, dem Madonnenscheitel und dem engelhaft schönen, ernsten Gesicht. Das dunkle Haar hatte sie stets von einer Haube verdeckt getragen. Auch jetzt wirkte Ida noch wie eine brave Altlutheranerin – im Gegensatz zu Cat, die ein buntes Kattunkleid trug, kombinierte sie ein schlichtes blaues Kleid mit Schürze und Haube. Sicher ehemals ein Sonntagsstaat.
    »Eine so schöne Frau wird mir immer im Gedächtnis bleiben«, sagte Chris galant und verbeugte sich. »Aber wieso kommt ihr zusammen? Du hast nichts davon geschrieben, Karl. Ich meine, Sie sind natürlich willkommen, Mrs. Brandmann. Doch was ist mit … Ihrem Gatten?«
    »Mein Mann wird nachkommen«, sagte Ida leise. »Also, wenn es Ihnen recht ist. Karl muss das alles erklären, er … wir …«
    »Du wirst noch einen zweiten Teilhaber bekommen, Chris«, sagte Karl ruhig. »Lass uns gleich darüber reden. Ich weiß, es ist ein Überfall, es ist allerdings auch ein Notfall. Es ließ sich nicht anders regeln.«
    Chris sah seinen Freund prüfend an – und erkannte, dass auch dieser alles andere war als der unbeschwerte Abenteurer, den sein verwegenes Äußeres vermuten ließ. Karl hatte Ida wiedergefunden, aber noch längst nicht gewonnen. Und er war nach wie vor bereit, alles Menschenmögliche für diese Frau zu

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