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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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– wobei sich nicht auf Anhieb erkennen ließ, ob sich diese Unmutsäußerung auf die Sache mit den Brandmanns bezog oder auf das hübsche Maori-Mädchen, das ebenso eifrig wie ungeschickt eine Vorspeise servierte. Die Fischsuppe schwappte zum Teil auf das Damasttischtuch. Sehr schade um sie war es nicht, fand Karl. Chris hatte bei der Schilderung der Kochkünste seines Personals nicht untertrieben. Die wässerige Brühe hatte mit der Bouillabaisse, als die sie angekündigt war, sicher nicht viel zu tun.
    »Wir haben also mit weiterem Zuwachs zu rechnen«, meinte Jane schließlich und verzog das Gesicht. »Hat jemand schon einmal von den vielen Köchen gehört, die den Brei verderben?«
    Karl hob gelassen den Kopf. »Nun, in diesem Fall …«, beschied er Jane und rührte angewidert in der Suppe, »… könnten ein paar mehr und vielleicht besser ausgebildete Köche absolut nicht schaden.«
    »Chris, du darfst dich von Jane nicht so heruntermachen lassen!«, mahnte Karl später. Er richtete sich sein Lager für diese Nacht erst mal bei den Pferden im Stall, und Chris hatte ihn dorthin begleitet – vorgeblich, um ihm einen Schlafplatz anzuweisen, tatsächlich, weil dort natürlich noch die Whiskeyflasche wartete. »Sie hat doch geradezu Spaß daran, dich bloßzustellen. Und ich sehe auch gar keinen Grund dafür, sich vor ihr zu ducken. Es ist doch noch nicht mal wahr, dass du ihr die Farm verdankst. Du sagst selbst, dass ihr Vater sie unter nicht ganz korrekten Vorzeichen erworben hat. Du zahlst Pacht, und wenn die Maori irgendwann begriffen haben, wie es in der neuen Welt läuft, wirst du das Land noch einmal kaufen müssen. Also lass dich von Jane nicht derart schlecht behandeln!«
    Christopher zuckte die Schultern. »Ach, schon gut«, murmelte er. »Ich höre da gar nicht mehr hin. Aber was sagst du zu Cat? Hast du gewusst, was sie vorhat?«
    Jane hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, die Sprache bei diesem angespannten Dinner auch noch auf Cat zu bringen. Das kleine Haus, so bemerkte sie spitz, sei eigentlich auch ohne Dienstpersonal sauber zu halten, erst recht für eine fleißige Bauersfrau aus Mecklenburg.
    »Haben Sie zu Hause überhaupt eine Magd gehabt, Ida?«, erkundigte sie sich mit süßer Stimme. »Oder eine Zofe?«
    Ida, die gerade nervös nach ihrem Weinglas griff, hätte den zarten Stiel beinahe zerbrochen. »Nein«, sagte sie dann. »Aber …«
    »Sie wird auch hier keine haben.« Cat mischte sich mit ruhiger Stimme ein. »Ich bin zwar mit Mr. Jensch und den Brandmanns gereist, um sicherer und bequemer in die Plains zu kommen, ich gedenke jedoch nicht zu bleiben. Wie Sie wissen, bin ich bei einem Maori-Stamm aufgewachsen, und ich möchte mich auch jetzt wieder einem anschließen. Ich denke, ich werde sehr bald einen ariki finden, der mich aufnimmt. Mit meinen Sprachkenntnissen und dem allgemeinen Wissen über die pakeha dürfte ich jedem iwi von Nutzen sein.«
    »Ach ja?« Jane lächelte süffisant, während Chris und Ida ihre Betroffenheit kaum verbergen konnten. »Lassen Sie uns an Ihren Erkenntnissen teilhaben, Cat! Wo liegen die grundlegenden Unterschiede zwischen pakeha und Maori?«
    Cat erwiderte Janes Blick, und in ihren nussbraunen Augen funkelte es golden. »Vor allem in Bezug auf Offenheit, Miss Jane. Ein Maori lächelt zum Beispiel nie, wenn er einem anderen die Keule über den Schädel ziehen will.«
    Karl grinste in Erinnerung an diese Bemerkung. »Ob ich was gewusst habe? Dass sie weiterwill? Chris, das kann dich doch nicht überraschen. Was soll sie denn hier? Jane stichelt jetzt schon über Idas und Ottfrieds › Magd ‹ . Am Ende wird sie darauf kommen, dass du es bist, der Cat hier hält. Und das macht Cat nicht mit, dazu ist sie zu stolz. Also lass sie gehen. Sie ist noch frei, vielleicht findet ja wenigstens sie einen Mann, mit dem sie glücklich wird.«
    Vorerst blieb Cat allerdings bei Ida. Die Frauen richteten sich mit den kleinen Mädchen in Janes und Chris’ altem Haus ein und halfen Chris und Karl beim Bau von Schafpferchen und Scherschuppen. Ida suchte sich ein paar umgängliche Schafe zum Melken aus und begann erneut, Käse herzustellen. Cat sammelte Kräuter für ihre Rezepte, dabei stieß sie unweigerlich mit den Frauen der Ngai Tahu zusammen. Sie erregte Aufsehen, als sie beim Ausgraben einer Raupo-Wurzel geistesabwesend den karakia sang, den Te Ronga sie dazu gelehrt hatte. Das brach natürlich gleich das Eis zwischen ihr und den örtlichen tohunga .

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