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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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er sich unter die Versammlung gemischt, wurde ihm klar, daß Bärenprankes Frauen etwas zugestoßen war. Steht Krumm, die jüngste Tochter von Scharfe Zunges ältester Frau, und Schwarzfleck, einst Schwarzlockes Frau, waren von Löwen angegriffen worden.
    „Mähnenkatzen haben Schwarzfleck und Steht Krumm getötet!“ erklärte ihm Feuerhaar aufgeregt. Werferin trat nun ebenfalls auf ihn zu. Ihre Stimme zitterte, ihre Augen waren wässrig und weit aufgerissen.
    „Wir haben es nicht bemerkt ... Steht Krumm und Schwarzfleck ... im Flußtal zwischen den Bäumen ... waren nicht mehr zu sehen ... Wir haben gerufen und nach ihnen gesucht ...“
    „Die Mähnenkatzen sind Totengeister!“ rief Tanzt Viel dazwischen.
    „Die Geister von Scharfe Zunge und Schwarzlocke!“ warf eine andere der Frauen ein.
    „Sie werden ihn töten! Bärenpranke wird nicht zurückkehren!“ rief wieder eine andere.
    „Bärenpranke ist wieder zurückgegangen“, antwortete Feuerhaar unaufgefordert.
    „Ich ... niemand konnte ihn daran hindern“, verteidigte sich Werferin.
    „Du hättest es nicht zulassen dürfen!“ schrie Roter Wolf sie an.
    Werferin trat forsch einen Schritt näher und sagte in drohendem Ton: „Er wollte, daß ich die anderen zurück ins Lager bringe!“
    Wutentbrannt wandte sich Roter Wolf von ihr ab und ging mit schnellen Schritten zurück in die Hütte. Er wollte gerade seine Waffen aufnehmen, als er zu Boden gestoßen wurde. Im Nu hatte sich Feuerhaar auf ihn geworfen, kniete auf seinen Armen und drückte ihm einen der herumliegenden Knochen auf den Hals. Roter Wolf schrie vor Schmerz, er spürte wie einige seiner Wunden aufrissen.
    „Du wirst nicht gehen! Die Männer sind auf der Jagd. Wir müssen das Lager bewachen; Mutter, Leinocka und die anderen schützen!“
    Kar stieß in jenem Augenblick hinzu, packte Feuerhaar am Schopf und riß daran. Blitzschnell ergriff er ihren Schurz, zwang sie mit einem kräftigem Ruck in die Knie, bekam sie am Handgelenk zu fassen und verdrehte ihr den Arm.
    „Du wirst dich dieses Mal nicht einmischen!“ zischte er.
    „Es sind zwei!“ Werferins Stimme klang ruhig. „Wir können die Mähnenkatzen nicht besiegen.“ Sie stand am Eingang der Hütte. Roter Wolfs Augen waren in dem Moment auf sie gerichtet, aber aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er, daß Feuerhaar Kar losließ, wie sie aufstand und zwei Schritte zurückging.
    „Wir sind auf die Spuren der Mähnenkatzen gestoßen“, fuhr Werferin fort, „und haben sie gefunden ... Durch die Blätter der jungen Bäume konnte ich es sehen - Die Köpfe der Mähnenkatzen waren voller Blut. Sie lagen im hohen Gras und fraßen. - Feuerhaar hat recht! Bis die Jäger zurückkehren, müssen wir das Lager bewachen und neue Feuer entzünden ... Wir brauchen ein großes Feuer heute Nacht!“
    Feuerhaar lockerte nun seinen Griff und stand langsam auf. Mit einem Ausdruck des Schmerzes faßte er sich an den Kopf. Ungeachtet dessen kniete sich Kar nun neben Roter Wolf und legte eine Hand auf seine Brust; schon diese Berührung brannte wie Feuer.
    „Du kannst nichts tun“, sagte sie. „Deine Wunden müssen heilen.“
    Vorsichtig wischte sie ihm mit Wasser und Moos das frische Blut von Schulter und Brust. Währenddessen verspürte er eine solche Unruhe, daß ihm abwechselnd heiß und kalt wurde. Handelte es sich tatsächlich um die Totengeister von Scharfe Zunge und Schwarzlocke? - Seine Sorge um Bärenpranke wuchs. Während Kar sich um seine Wunden kümmerte, steckte sie ihm schließlich irgendetwas Trockenes in den Mund. Es war nur ein kleines Stück. Sie wies ihn an zu kauen, ohne es herunterzuschlucken. Noch während er kaute, hörte er draußen Stimmen, denen er entnehmen konnte, daß Bärenpranke ins Lager zurückgekehrt war. Er wollte aufstehen und hinausgehen ... aber seine Gedanken begannen zu kreisen, ihm wurde flau und schwindelig. Mehrmals atmete er tief ein und aus. Doch wie sehr er sich gegen diesen Zustand auch sträubte, es blieb ihm nichts weiter übrig, als sich der Wirkung von Kars Medizin zu fügen. Er vergaß den Schmerz – und die Wirklichkeit …
     
     
    Am nächsten Tag gingen Bärenpranke und Werferin zurück zu jener Stelle, an der Steht Krumm und Schwarzfleck von den Mähnenkatzen getötet worden waren. Sie fanden einige Kleidungsfetzen und Gegenstände, die Schwarzfleck und Steht Krumm bei sich getragen hatten. Von ihren Körpern fanden sie nur Haare, einige aufgebissene Knochen und Steht Krumms Schädel; wie sie

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