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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Winterquartiergeld und Kopfsteuer.«
    Yennefer nickte. »Folglich bezahlen die Zwerge und anderen Nichtmenschen den Feldzug gegen die Scioa’tael, der in den Wäldern im Gange ist. Aber was haben die Steuern mit der Zusammenkunft auf Thanedd zu tun?«
    »Nach euren Zusammenkünften«, murrte der Bankier, »passiert immer etwas. Diesmal hoffe ich übrigens, dass es umgekehrt sein wird. Ich zähle darauf, dass euer Treffen bewirkt, dass etwas nicht mehr passiert. Ich wäre zum Beispiel sehr froh, wenn diese seltsamen Preisschwankungen aufhören würden.«
    »Sprich deutlicher.«
    Der Zwerg lehnte sich im Sessel zurück und verschränkte die Finger über dem vom Bart bedeckten Bauch. »Ich arbeite schon ganz schön viele Jahre in meinem Metier«, sagte er. »Lange genug, um gewisse Preisbewegungen mit gewissen Tatsachen in Zusamenhang bringen zu können. Und in letzter Zeit sind die Preise für Edelsteine stark gestiegen. Weil Nachfrage danach besteht.«
    »Die Leute wechseln Bargeld in Schmuck, um Verluste durch Schwankungen der Wechselkurse und des Geldwertes zu vermeiden?«
    »Das auch. Steine haben darüber hinaus noch einen großen Vorteil. Ein Beutelchen mit Brillanten von ein paar Unzen, das in die Hosentasche passt, entspricht im Wert ungefähr fünfzig Mark Silber, diese Summe aber wiegt in Münzen fünfundzwanzig Pfund und füllt einen stattlichen Sack. Mit dem Beutelchen in der Tasche kann man viel schneller als mit einem Sack auf dem Rücken fliehen. Und man hat beide Hände frei, was nicht zu unterschätzen ist. Mit einer kann man seine Frau festhalten und mit der anderen, wenn nötig, jemandem eins überbraten.«
    Ciri prustete los, doch Yennefer brachte sie mit einem drohenden Blick sofort zum Schweigen.
    »Es gibt also Leute«, sagte die Zauberin, »die sich schon im Voraus auf die Flucht vorbereiten. Wohin eigentlich?«
    »Am höchsten steht der ferne Norden im Kurs. Hengfors, Kovir, Poviss. Erstens, weil das tatsächlich weit weg ist, zweitens sind diese Länder neutral und haben gute Beziehungen zu Nilfgaard.«
    »Verstehe.« Das boshafte Lächeln verschwand nicht aus dem Gesicht der Zauberin. »Also die Brillanten in die Tasche gesteckt, die Frau bei der Hand genommen und ab in den Norden  ... Ist das nicht zu früh? Ach, genug davon. Was wird sonst noch teurer, Molnar?«
    »Boote.«
    »Was?«
    »Boote«, wiederholte der Zwerg und bleckte die Zähne. »Alle Werften an der Küste stellen Boote her, die die Quartiermeister der Armee König Foltests bestellt haben. Die Quartiermeister zahlen gut und geben immer neue Bestellungen auf. Wenn du freies Kapital hast, Yennefer, dann investiere in Boote. Eine Goldgrube. Du baust einen Kahn aus Schilf und Baumrinde, stellst eine Rechnung über eine Barkasse aus erstklassigem Kiefernholz aus, den Überschuss teilst du halbe-halbe mit dem Quartiermeister  ...«
    »Mach keine Witze, Giancardi. Sag, worauf du hinauswillst.«
    »Diese Boote«, sagte der Bankier widerwillig, den Blick zur Decke gerichtet, »werden in den Süden gebracht. Nach Sodden und Brugge, an die Jaruga. Und soviel ich weiß, werden sie nicht zum Fischfang auf dem Fluss benutzt. Sie werden in den Wäldern am rechten Ufer versteckt. Das Heer scheint stundenlang Ein- und Ausschiffen zu üben. Vorerst auf dem Trockenen.«
    »Aha.« Yennefer biss sich auf die Lippe. »Aber warum haben es manche so eilig, in den Norden zu kommen? Die Jaruga ist im Süden.«
    »Es besteht Grund zu der Befürchtung«, murmelte der Zwerg und schielte zu Ciri hin, »dass Kaiser Emhyr var Emreis nicht überrascht sein wird, wenn er erfährt, dass besagte Boote zu Wasser gelassen wurden. Manche sind der Ansicht, eine solche Bootsausfahrt sei geeignet, Emhyr zu erzürnen, und dann sei man am besten möglichst weit von der Nilfgaarder Grenze entfernt  ... Verdammt, wenn nur bald Ernte wäre. Wenn die Ernte vorbei ist, werde ich erleichtert aufatmen. Wenn etwas passieren sollte, dann vor der Ernte.«
    »Danach ist das Korn in den Speichern«, sagte Yennefer langsam.
    »Stimmt. Pferde lassen sich schlecht auf Stoppelfeldern weiden, und Festungen mit vollen Speichern belagert man lange  ... Das Wetter ist den Bauern günstig, und die Ernte verspricht recht gut auszufallen  ... Ja, das Wetter ist ausnehmend schön. Die liebe Sonne scheint, die Weihen warten vergeblich auf Regen  ... Und die Jaruga in Dol Angra ist sehr flach  ... Man kann leicht übersetzen. Auf beide Seiten.«
    »Warum Dol Angra?«
    »Ich hoffe«

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