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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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– der Bankier strich sich über den Bart und sondierte die Zauberin mit einem raschen Blick  –, »ich kann dir vertrauen?«
    »Das konntest du immer, Giancardi. Und es hat sich nichts geändert.«
    »Dol Angra«, sagte der Zwerg langsam, »bedeutet Lyrien und Aedirn, die ein Militärbündnis mit Temerien haben. Du glaubst doch sicherlich nicht, dass Foltest, der die Boote kauft, sie auf eigene Faust zu benutzen gedenkt?«
    »Nein«, sagte die Zauberin langsam. »Das glaube ich nicht. Danke für die Information, Molnar. Wer weiß, vielleicht hast du recht? Vielleicht gelingt es uns auf der Zusammenkunft doch noch, Einfluss zu nehmen auf das Schicksal der Welt und der auf dieser Welt lebenden Menschen?«
    »Vergesst die Zwerge nicht.« Giancardi lachte auf. »Und ihre Banken.«
    »Wir wollen es versuchen. Wenn wir schon einmal dabei sind  ...«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich habe Ausgaben, Molnar. Und wenn ich etwas vom Konto bei den Vivaldis abhebe, wird womöglich wieder jemand ertrinken, also  ...«
    »Yennefer«, fiel ihr der Zwerg ins Wort, »du hast bei mir unbeschränkten Kredit. Der Pogrom in Vengerberg liegt sehr lange zurück. Vielleicht hast du es vergessen, aber ich werde es niemals vergessen. Keiner aus der Familie Giancardi wird es vergessen. Wie viel brauchst du?«
    »Tausendfünfhundert temerische Orons, überwiesen an die Filiale der Cianfanellis in Ellander, zugunsten des Tempels der Melitele.«
    »Gemacht. Eine angenehme Überweisung, Spenden für Tempel sind steuerfrei. Was noch?«
    »Wie viel Schulgeld bezahlt man jetzt jährlich in Aretusa?«
    Ciri spitzte die Ohren.
    »Tausendzweihundert Nowigrader Kronen«, sagte Giancardi. »Für eine neue Adeptin kommt die Immatrikulation hinzu, so um die zweihundert.«
    »Es ist teurer geworden, verdammt.«
    »Alles ist teurer geworden. Für die Adeptinnen ist nichts zu teuer, die leben in Aretusa wie Königinnen. Und von ihnen lebt die halbe Stadt, Schneider, Schuster, Zuckerbäcker, Laufburschen  ...«
    »Ich weiß. Zahle zweitausend auf das Konto der Schule ein. Anonym. Mit der Bestimmung, dass es für die Einschreibung und als Vorschuss auf das Schulgeld für  ... für eine bestimmte Adeptin ist.«
    Der Zwerg legte die Feder beiseite, schaute Ciri an, lächelte verständnissinnig. Ciri tat, als blättere sie in dem Buch, und hörte aufmerksam zu.
    »Ist das alles, Yennefer?«
    »Noch dreihundert Nowigrader Kronen für mich, in bar. Für die Zusammenkunft auf Thanedd werde ich mindestens drei Kleider brauchen.«
    »Was soll dir Bargeld? Ich gebe dir einen Bankscheck. Über fünfhundert. Die Preise für Importstoffe sind verdammt gestiegen, und du kleidest dich ja nicht in Wolle oder Leinen. Und wenn du etwas für dich oder für die künftige Adeptin in Aretusa brauchst, stehen dir meine Läden und Lager offen.«
    »Danke. Welchen Zinssatz vereinbaren wir?«
    Der Zwerg hob den Kopf. »Die Zinsen hast du der Familie Giancardi im Voraus bezahlt, Yennefer. Während des Pogroms in Vengerberg. Reden wir nicht mehr davon.«
    »Ich mag solche Schulden nicht, Molnar.«
    »Ich auch nicht. Aber ich bin Kaufmann, ein Geschäftszwerg. Ich weiß, was eine Verpflichtung ist. Ich kenne ihren Wert. Ich wiederhole, wir wollen nicht mehr davon reden. Worum du gebeten hast, kannst du als erledigt betrachten. Worum du nicht gebeten hast, auch.«
    Yennefer hob die Brauen.
    »Ein gewisser dir nahestehender Hexer« – Giancardi kicherte – »hat unlängst die Stadt Dorian besucht. Man hat mir berichtet, dass er dort bei einem Wucherer hundert Kronen aufgenommen hat. Der Wucherer arbeitet für mich. Ich werde diese Schuld tilgen, Yennefer.«
    Die Zauberin warf Ciri einen Blick zu, verzog heftig den Mund. »Molnar«, sagte sie kalt, »steck deine Finger nicht zwischen Türen, an denen die Angeln kaputt sind. Ich bezweifle, dass er mich immer noch für nahestehend hält, und wenn er von dieser Begleichung der Schulden erfährt, wird er mich endgültig hassen. Du kennst ihn doch, er ist geradezu zwanghaft ehrpusselig. Ist es lange her, dass er in Dorian war?«
    »An die zehn Tage. Dann wurde er in Klein Weidenhag gesehen. Von dort, wie mir berichtet wurde, ist er nach Hirundum geritten, weil er einen Auftrag von den Bauern dort hatte. Wie üblich, irgendein Ungeheuer zu erschlagen  ...«
    »Und dafür zahlt man ihm wie üblich ein paar Groschen«– Yennefers Stimme änderte sich ein wenig  –, »die wie üblich gerade mal für seine Heilung ausreichen, wenn das

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