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Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition)

Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition)

Titel: Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Kopp
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derjenige sein könnte, dem eine dieser Botschaften direkt vor die Füße segelte. Und je länger es dauerte, umso mehr schwand unsere Hoffnung, dass uns jemand helfen würde.
    Einige Zeit nach Ines’ Zusammenbruch erwähnte Trixi, dass sie endlich mal wieder tanzen gehen wolle, richtig Spaß haben in der Disko. Lea, Ines und ich blickten uns an. Wir hatten in diesem Moment alle drei den gleichen Gedanken. Das ist unsere Chance! Aufgeregt trafen wir uns im Bad. Wir tuschelten und gackerten und spürten zum ersten Mal seit langem so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl. Trixi, unserer Streberin, würde es vielleicht gelingen, Kugler zu beschwatzen, dass er ihr für einen Abend »freigab«. Und wenn wir es schafften, Trixi davon zu überzeugen, dass wir inzwischen auf Spur gebracht waren, wer weiß, vielleicht würde er uns ja mitgehen lassen. Unter ihrer Aufsicht, was sollte da schon passieren? Besser aber noch, wenn wir allein auf die Piste gehen könnten.
    Wir durften in der nächsten Zeit keinen Ärger machen und mussten Kugler in Sicherheit wiegen. Er sollte stolz auf uns sein, auf seine Mädels, die fleißig waren und alles taten, damit er und die Kunden zufrieden waren. Dann musste er uns einfach für unseren Einsatz belohnen. Lea sollte das Ganze dann einfädeln. Sie war sein Liebling, das Nesthäkchen, dem er nur schwer etwas abschlagen konnte.
    An einem Abend flatterten wir drei regelrecht um Kugler herum. Lea hockte sich auf seinen Schoß und schmierte ihm Honig ums Maul. Dass er der Beste sei, wir alle ja so froh seien, dass wir in seiner WG wohnen dürften, dass wir brav sein wollten und fleißig und so weiter.
    Er sah uns belustigt an. »Was ist denn in euch gefahren? Habt es endlich begriffen, wie das hier läuft, hm? Selbst die Mandy, die kleine Kratzbürste … Moment. Oder wollt ihr was?«
    Lea gab wirklich alles.
    »Bitte, nur für einen Abend, ein paar Stunden.«
    »Ja, ist ja schon gut!«, grunzte er. »Aber nur, wenn ihr euch bis dahin benehmt!«
    Wir strahlten ihn an und drückten ihm einen Schmatz auf die Backe. »So, jetzt aber los, ihr seid nicht zum Vergnügen da! Nicht zu eurem jedenfalls.«
    Du Arsch, als ob wir das nicht wüssten.
    Auf dem Weg in den Flur kam Trixi uns entgegen. Sie musste das Ganze mitbekommen haben, denn sie sagte sofort zu Kugler: »Und was ist mit uns? Wir wollen auch tanzen!«
    »Nerv jetzt nicht herum. Das nächste Mal seid ihr dran. Ich kann den Laden ja nicht zusperren. Und jetzt raus.«
    Trixi schoss stinkwütend an uns vorbei. Einen Moment lang kam ich mir etwas schäbig vor, da sie uns erst auf die Idee gebracht hatte. Jede ist sich selbst die Nächste.
    *
    In den Tagen vor unserem Diskoabend schwankten wir zwischen Aufregung und Panik. Ich weiß nicht, wie oft ich mir den Kopf darüber zerbrach, was alles schiefgehen könnte. Jede von uns versuchte, in dieser Woche so viel Geld zu verdienen, dass man etwas abzweigen konnte, ohne dass es auffiel. Über »Extrawünsche« ging das am einfachsten. Prompt bekam ich mich mit Trixi in die Wolle. Ich hatte einen gut zahlenden Kunden gehabt, der mich längere Zeit in Anspruch nahm. Als ich ihr danach das Geld gab, fuhr sie mich an: »Du willst mir doch nicht sagen, dass das alles ist? Nicht mit mir!« Ein Wort gab das nächste, wir schrien uns an und bekamen überhaupt nicht mit, dass Kugler plötzlich in der Wohnung stand.
    »Was ist das denn für ein Irrenhaus hier! Was ist los?«
    Ehe Trixi Luft holen konnte, sagte ich: »Weißt du, ich vertrau ihr nicht. Sie hat schon mal was verkehrt aufgeschrieben.« Trixi warf mir einen tödlichen Blick zu. »Ich würde viel lieber das Geld bei dir direkt abgeben.« Es funktionierte, das Schwein fühlte sich gebauchpinselt.
    »So ist es recht! Wie viel möchtest du mir denn geben?« Ich zählte ihm langsam Schein für Schein auf die Hand. »Und das alles für eine ganz kurze Sache!«
    Zufrieden steckte er die Kohle ein. Ein Fleißsternchen, ha!
    An »unserem« Abend waren wir regelrecht euphorisch. Wir quetschen uns im Bad um den Spiegel herum und konnten kaum den Kajal ruhig halten. »Und? Hast du?« Ich rempelte Ines so aufgeregt an, dass sie fast das Gleichgewicht verlor.
    »Pass doch auf! Was hab ich?«
    »Na, Geld!«
    Sie grinste. Genau wie ich hatte sie Trixi nicht alles gegeben. Bei Lea hatte das nicht geklappt, aber wir würden schwesterlich teilen. Eine für alle, alle für eine.
    »Jetzt aber los, die Damen, ihr seid hier nicht zu eurem Vergnügen da! Aber wascht euch

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