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Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition)

Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition)

Titel: Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Kopp
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sich zuzog.
    »Wie alt bist du eigentlich?«
    »Vierzehn«, sage ich und hoffe, dass er mir glaubt. Ich bestimme, wie alt ihr seid.
    Seine Augen funkeln.
    »Du kannst mich Heinz nennen.«
    Schüchtern sehe ich ihn an und versuche zu lächeln.
    »Ab heute bin ich DEIN Heinz.«
    Gelächter dröhnt aus dem Zimmer nebenan.
    »Bist wirklich ’ne süße Maus«, sagt er und zieht mich an sich.
    Ich drücke seinen Oberkörper von mir weg, versuche, forsch zu klingen. »Küssen is nicht. Wir sollten uns beeilen, die anderen wollen auch noch.«
    Belustigt greift er in sein Jackett und zieht die Brieftasche heraus. Lächelnd wedelt er mit den Scheinen herum, dann legt er sie auf die Ablage neben die Packung mit den Kleenex-Tüchern. Das würde er von nun an immer tun, wenn er da war. Ob er sich besser fühlte so? Erst das Geld, dann das Vergnügen? Oder ein Anreiz, nach dem Motto: Sieh her, was mich das alles kostet, nun streng dich mal an?
    Während er sich auszieht und Sakko und Hemd sorgfältig ablegt, lässt er mich nicht aus den Augen. Ich trete von einem Fuß auf den anderen. Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich auf dem Rücken liege, während er über mir kniet und den Gürtel seiner Hose öffnet.
    Ich rieche sein Rasierwasser, sein Gewicht drückt mich nach unten. Ich fühle nichts, ich höre nichts, ich bin nicht da. Die Geräusche aus dem Wohnzimmer klingen, als hätte ich den Kopf unter Wasser. Alle Höhen und Tiefen rausgedreht, verzerrt, dumpf. Ich spüre seinen Atem an meinem Hals und drehe den Kopf zur Seite.
    An der Wand ist ein Fleck, der aussieht wie ein Schaf. Klein und wolkig. Ich muss an meine Mutter denken. Als ich klein war und nicht einschlafen konnte, hat sie immer gesagt: »Schließ die Augen und stell dir eine Wiese vor mit einem Zaun in der Mitte. Die Schafe auf der einen Seite sind ganz traurig, weil die Wiese bereits kahl gefressen ist. Auf der anderen Seite des Zauns aber ist das Gras ganz saftig und grün.« Sanft strich sie über meine Stirn. »Und jetzt stell dir vor, wie ein Schaf nach dem anderen über den Zaun springt, hinüber auf die andere Seite. Eins nach dem anderen nimmt Anlauf und springt. Eins, zwei, drei, vier … zähl schön mit, bis sie alle hinübergehüpft sind und über die grüne Wiese tollen. Immer weiter zählen, Mandy, immer weiter, bis du eingeschlafen bist.«
    Zählen hilft. Ich mach das heute noch, wenn ich merke, dass ich gleich heulen muss.
    Ich verliere jedes Gefühl für Raum und Zeit. Von eins bis siebzehn, immer wieder von vorn. Der große Fächer an der Wand im Schlafzimmer hat siebzehn hölzerne Streben.
    Als er fertig ist, lächelt er mich zufrieden an. Ich lächle zurück und nehme ihn doch nicht richtig wahr.
    »Das machen wir nachher gleich noch mal!«
    *
    Ich hatte Durst und ging in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Auf einem der Stühle hockte Ines, sie war ziemlich aufgelöst.
    »Was ist denn passiert?«
    »Was der wollte … ey, das kann ich nicht! So was kann ich wirklich nicht.«
    Ich fragte nicht weiter nach. Heulend erzählte sie mir, dass Kugler sie wütend zurück ins Jasmin gefahren habe und nun Trixi an der Reihe sei, »das arme Schwein«. Was immer das bedeuten mochte.
    Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, gingen wir mit einer Flasche Sekt und einigen Gläsern zurück ins Wohnzimmer. Auf in die nächste Runde.
    Wenn ich mir vorstellte, was Ines erlebt haben mochte, hatte ich wirklich Glück gehabt. Heinz war ganz in Ordnung. Klar war er jemand, der mich benutzte, der mit mir Sachen machte, die nicht sein sollten. Aber wenn man nur die Wahl hat zwischen mies und beschissen, nimmt man lieber mies. Mies war die Situation an sich, dass da Kerle kamen, die wahrscheinlich daheim ein schickes Häuschen hatten, zur »besseren« Gesellschaft gehörten, Mutti kocht und repräsentiert, die Tochter klimpert nett am Klavier, süße heile Welt. Und die dann hierherkamen und bei der Aussicht, eine Vierzehnjährige zu vögeln, glänzende Augen bekamen. Dass die »kleine Maus« schon sechzehn war, machte keinen Unterschied. Hinterher fuhren sie dann nach Hause, Bussi rechts und links auf die Wange, ist wieder spät geworden heute, tut mir leid, aber du weißt ja, die Geschäfte …
    400 Mark, manchmal auch etwas mehr, ließ er an so einem Abend da. Für mich war es das erste Mal, dass ich so viel Geld auf einmal bekam, fast die Hälfte des »Wochensolls«. Dafür ging es mehrmals ins Schlafzimmer. Später war ich in gewisser

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