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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Rat der Deutschen Bischofskonferenz zu einer außerordentlichen Sitzung eingefunden, während draußen Journalisten einen Belagerungsring aufgebaut hatten. Die Zeit für Nettigkeiten war mit der Begrüßungsrede des Würzburger Bischofs vorbei. Ab jetzt herrschte Sturmwarnung. Die Bischöfe hatten nun Stellung bezogen, waren bereit zuzuschlagen, sobald sich die gegnerischen Reihen zeigten. Folgende Fragen standen im Raum: Wer stand wo, wer koalierte mit wem und welches Ziel verfolgten die jeweiligen Parteien? Jeder der anwesenden Herren versammelte in seinem Bistum eine entsprechend große Zahl an Gläubigen, Mitarbeitern und Meinungsmachern hinter sich, die je nach Sitzungsergebnis mit den rechten Worten auf die gefundene Linie eingeschworen werden mussten. Die gleiche Prozedur sollte sich nur wenige Tage später in Rom wiederholen, wenn sich die Kardinäle aus aller Welt zum Konklave in der Sixtinischen Kapelle versammelten, um aus ihren Reihen einen Nachfolger für den verstorbenen Papst zu küren. Dort wie hier zählten Allianzen, wenngleich die Zeiten, in denen Päpste gekauft wurden, seit langem vorbei waren. Nur das Gewissen der Kardinäle zählte. Niemandem schuldeten sie über ihre Entscheidung Rechenschaft. So lautete die Theorie. Auch Lackmann, der letzternannte unter den vier neuen deutschen Kardinälen, war nur seinem Gewissen verantwortlich und brauchte nicht das Plazet seiner Bischöfe einzuholen.
    Dennoch, Kritik wurde laut. »Wo sind die anderen? Oder zählen sie sich nicht mehr zu uns?«
    »Sie sind unabkömmlich und haben sich entschuldigt. Es steckt kein böser Wille dahinter.«
    »Soll das bedeuten, dass alles so weitergehen wird wie bisher?«
    »Nein. Sie haben ihre Verpflichtungen in Rom.«
    »Ist es nicht seltsam, dass die Ernennung zum Kardinal eine sonderbare Distanz zur Kirche im eigenen Lande schafft? Nachdem ihr Kardinäle endlich in die ›Zentrale‹ eingezogen seid und an eurer ›Romkirche‹ bastelt, braucht man die eigene wohl nicht mehr?«
    »Sei nicht zynisch. Es muss sich nicht alles wiederholen wie im Falle Joseph.«
    »Apropos Joseph, ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört, seit seiner Dominus-Erklärung. Was treibt er denn so, in der Zentrale, in Rom?«
    »Jetzt hör endlich auf. Ich hab nichts mit ihm zu tun.«
    »Vielleicht solltest du das endlich mal! Oder willst du alles Walter überlassen? Er scheint wohl der Einzige zu sein, der da unten unsere Ortskirchen gegen die Allmacht Roms vertritt. Es ist zum Heulen. Es ist so, als hätten wir gar kein Konzil gehabt, das sich eindeutig gegen eine zentralistische Struktur und für eine Stärkung der einzelnen Kirchen in den Ländern ausgesprochen hat. Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine, das weißt du.«
    »Es geht nicht alles von heute auf morgen. Das braucht Zeit.«
    »Blödsinn! Das Letzte, was wir haben, ist Zeit. Wir müssen handeln. Von hier aus. Die Evangelischen sind bereit, sich von bestimmten Positionen zu trennen und uns zu unterstützen, wenn endlich mal wirkliche Reformen eingeleitet werden, und dazu gehört an erster Stelle deren Anerkennung als gleichberechtigter Teil dieser Christuskirche und nicht deren Ausschluss, so wie ihn Joseph in diesem Pamphlet gefordert hat. Der Papst hat doch genau diese Einheit in den letzten Jahren gesucht. Eine Einheit aller Christen. Und dazu gehören auch die evangelischen und orthodoxen Brüder.«
    »Komm, hör doch auf. Die Sache in Athen ist gerade noch glimpflich abgelaufen. Was glaubst du, was passiert wäre, wenn er zu den Orthodoxen in die Ukraine gefahren wäre? Die hätten ihn doch gar nicht erst empfangen. Vielleicht dieser Kutschma, der Journalistenmörder, sonst aber niemand. Es liegt nicht in deren Interesse, an den Machtstrukturen etwas zu ändern. So wie die Welt aufgeteilt ist, hat man sich arrangiert. Alles andere sehen die doch als Missionierung und Abwerbung.«
    »Stimmt, da hat er Recht.«
    »Hat er nicht. Ich unterstütze Martinis Vorschlag, ein neues Konzil einzuberufen, das sich mit den heutigen Themen befasst: Priestermangel, Sexuallehre, Ökumene, das Verhältnis von Priestern und Laien, Frauenordination, Gentechnologie und so fort. Auch das Zölibat. Darüber müssen wir uns unterhalten, weltweit. Wenn ich nur daran denke, dass wir uns bei der Schwangerenkonfliktberatung in die Knie haben zwingen lassen, wird mir immer noch schlecht. Die Frauen laufen uns reihenweise davon. Bald sitzen noch nicht mal mehr die Alten im Gottesdienst, weil sie

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