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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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gesehen, was in Athen und Damaskus los war. Nichts ist ewig, außer der katholischen Kirche, versteht sich.«
    »Ihr vergesst Benedetti. Er ist ein schlauer Fuchs und ein grandioser Taktiker obendrein. Jetzt, wo sein alter Freund Silvio wieder an die Macht gekommen ist, hat er alle seine Krakenarme frei. Die Kurie wird er schnellstens wieder zurückgewinnen und sie von allen Polen befreien. Dort und nur dort wird entschieden, wer der kommende Mann ist.«
    »Er ist nicht mehr der Alte. Früher hätte ich es Benedetti zugetraut, aber heute? Er hat zu viel Kraft gelassen in den vergangenen Jahren. Nein, Benedetti ist ein zahnloser Tiger.«
    »Genau das ist sein Trick. Er lässt alle glauben, er sei schwach und berechenbar. Aber ehe sie sich versehen, stehen sie auf seiner Lohnliste. Ein Knäblein hier, eine Spielschuld dort, und schon hat er sie im Sack. Weiß der Teufel, wo er seine Spione überall sitzen hat. Bestimmt ist auch einer hier im Raum. Unter uns.«
    »Oh Mann, ich halt’s nicht aus. Geh endlich mal wieder zu deinem Therapeuten. Das ist ja krankhaft mit deiner Paranoia.
    Bestimmt glaubst du auch, dass dein Beichtstuhl verwanzt ist.«
    »Schweig, sonst glaubt er’s wirklich.«
    »Wie steht’s mit Dingkor? Hat irgendjemand was gehört?«
    »Das Letzte war, dass er sich mit dem Dalai Lama getroffen haben soll. Ganz geheim, irgendwo im Busch auf ’ner indonesischen Insel. Die Chinesen sind völlig durchgedreht, als sie es über ihren Geheimdienst erfahren haben. Sie haben gleich ein Kommando losgeschickt, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. So ’ne Chance bekommen sie nie wieder.«
    »Und haben sie sie erwischt?«
    »Nein. Die Idioten haben sich im Busch verlaufen und sich zum Schluss mit den Abu Sayyaf angelegt. Muss ziemlich geraschelt haben im Urwald.«
    »Ich tipp auf Dingkor. Er bereitet im Hintergrund alles vor. Zuerst der Dalai Lama, dann irgend so ein Obermufti aus Arabien und, nicht zu vergessen, die Scheichs mit ihrem Öl. Da werden sogar die Amis zahm.«
    »Stimmt. Erst Letztens hab ich gelesen, dass in spätestens zehn Jahren die Sprache im Internet nicht mehr Englisch, sondern Chinesisch sein soll. Zusammen mit den Indern bilden sie die Hälfte der Menschheit und beherrschen damit nahezu den ganzen pazifischen Raum. Die Amis müssen also etwas gegen die Schlitzaugen unternehmen, sonst erleben sie ihr zweites Vietnam. Da käme ihnen Dingkor genau recht, mit seiner Wut auf die Moslems und die Chinesen. Also, für mich entscheidet sich alles im Osten. Genau wie damals in Konstantinopel.«
    »Was hat er denn gegen die Moslems? Er verhandelt doch mit ihnen?«
    »Seine Tochter … es konnte nie bewiesen werden, dass sie es wirklich ist, hat einen geheiratet. Seitdem ist der Ofen aus. Er bekämpft sie, wo er nur kann. Das bringt ihm viel Sympathien ein. Gerade in Rom und New York. Geschäfte macht er aber trotzdem mit ihnen.«
    »Jetzt hör aber auf. Das ist Hollywood und übelstes Groschenroman-Niveau.«
    »Ich sag ja nur, was ich so höre.«
    »Kommen wir nicht vom Thema ab, meine Herren.«
    »Exakt. Die alles entscheidende Frage ist, für wen stimmst du?«
    »Das überlasse ich meinem Gewissen.«
    »Kokolores. Lass hören, wer dich im Sack hat.«
    »Genau.«
    »Meine Herren, ich bin nicht hier, um mich vor euch zu verantworten. Wo kommen wir denn da hin?!«
    »Wozu denn dann?«
    »Eben. Was soll die Veranstaltung hier, wenn du uns nicht sagen willst, wer dein Favorit ist? Und, für wen stimmen eigentlich die anderen, die heute durch Abwesenheit glänzen? Haben sie Angst, sich uns zu stellen?«
    »Genau, das ist es.«
    »Pure Angst. Sonst nichts.«
    »Silentium!, wenn ich bitten dürfte. Als Hausherr lasse ich es nicht weiter zu, dass wir uns in diesem Ton unterhalten und uns gegenseitig die abstrusesten Vorwürfe machen. So wie ich die Sache sehe, hat Karl richtig gehandelt.«
    »Danke, Paul. Meine Pflicht als Vorsitzender dieses Rates ist es, euch von den letzten Entwicklungen aus Rom zu berichten, bevor ich morgen zum Heiligen Stuhl aufbrechen werde. Dieser Pflicht bin ich hiermit nachgekommen. Alles Weitere wird sich zeigen. Hiermit ist die Veranstaltung beendet. Hat noch jemand etwas zu sagen?«
    »Ja!«
    Alle Köpfe drehten sich zur Tür, wo Bruder Alvarez bislang unbemerkt gestanden hatte. Noch immer trug er seine graue Kutte. Doch jetzt war sie gereinigt, und die Löcher waren geflickt. Die Kapuze lag zwischen seinen schmalen Schultern, sodass die Anwesenden im Raum die leuchtenden

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