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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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uns unter den Kanzeln weggestorben sind. Und die Jungen? Die hocken bekifft bei ihren Gurus oder machen Selbsterfahrungstrips zum Amazonas oder auf den Himalaja.
    Und am allerwichtigsten, der längst überfällige Abbau von verkrusteten Strukturen. Freiheit für und in einer freien Kirche. Das sind die Kardinalforderungen und nichts anderes. Am besten sollten wir gleich die Abschaffung des Papstamtes verlangen.«
    »Bist du jetzt ganz übergeschnappt?! Das ist Ketzerei!«
    »Wieso nicht? Wir sind uns doch alle darüber einig, dass Luther in der damaligen Zeit genau richtig gehandelt hat. Und wenn diese verfahrene Rom-Situation nicht so weitergehen soll und wir nicht damit untergehen wollen, muss gerade aus Deutschland heraus eine neue Reformation gefordert werden. Wir sind dazu prädestiniert.«
    »Jetzt spinnt er völlig.«
    »Nein, das sind Visionen. Nach vorne schauen und handeln. Quinn aus San Francisco fordert kontinentale Patriarchate und König in Wien will Erdteil-Konferenzen mit erweiterten Befugnissen. Darüber kann man sich unterhalten. Nur, welche Forderungen kommen von uns?«
    »Du weißt, dass ich das Kardinals-Konsistorium aufgewertet und die Bischofstreffen besser miteinander vernetzt sehen möchte.«
    »Das reicht aber nicht. Bischofskonferenzen sind nach wie vor nichts anderes als unverbindliche Zusammenkünfte und deren Ergebnisse nichts weiter als Anregungen. Zu guter Letzt müssen sie auch noch in Rom abgehalten werden. Was für ein Wahnsinn. Die eigentlichen Entscheidungen fallen im Kreise der Papstberater und der Kurie. Ich bin also nichts weiter als ein Filialleiter der Zentrale in Rom ohne Mitspracherecht. Der Papst hatte das endlich erkannt, als er in seinem Schreiben für das dritte Jahrtausend erklärte, dass die Kirchenstruktur der Reform bedürfe.«
    »Und hat sich damit nicht gerade viele Freunde gemacht. Im Gegenteil, man munkelt, dass verschiedene Kreise gegen ihn etwas unternehmen wollten, weil sie um ihre Stellung fürchteten. So wie es Sinsheimer zuvor ausgesprochen hat. ›Der Papst ist ein Gefangener der Zirkel, die ihn umgeben und von der Basis fern halten.‹ Und jetzt, wo er nicht mehr ist, übernehmen sie ganz offen das Ruder.«
    »Damit sind wir endlich beim Thema. Wie ihr alle wisst, werden sich alle 135 stimmberechtigten Kardinäle in den nächsten Tagen in Rom zum Konklave einfinden und hinter verschlossenen Türen die Wahlgänge durchführen. Da ich zum ersten Mal an diesem Verfahren teilnehme, ist es als euer Vorsitzender meine Pflicht, im Vorfeld mit euch zusammen den momentanen Stand der Dinge zu besprechen, wie ich ihn in Erfahrung bringen konnte. Um es kurz zu machen, die Sache läuft auf drei Kandidaten hinaus. Als da wären … die Kardinäle Benedetti, Armbruster und Mala Dingkor.«
    »Ich hab’s gewusst.«
    »Bloß nicht Dingkor. Dann regiert Joseph als sein Inquisitor.«
    »Benedetti, der alte Mafioso. Hat er wieder mal alle eingekauft.«
    »Armbruster. Ganz klar, Armbruster wird’s. Die Amis haben lang genug zugeschaut und bezahlt. Jetzt platzieren sie ihren Mann.«
    »Silentium, meine Herren. Noch ist nichts entschieden. Als vierten Kandidaten räume ich auch Kardinal Esperanza große Chancen ein.«
    »Esperanza? Bist du verrückt? Dann können wir ja gleich unser ganzes Geld nach Südamerika schaufeln. Esperanza ist bisher gut mit uns gefahren. Er soll sich in Bescheidenheit üben.«
    »Wieso eigentlich nicht Esperanza? Er ist ein guter Mann und verdankt uns viel. Auch die Polen würden ihn unterstützen.«
    »Du mit deinen Polen! Hast ja gesehen, was die uns eingebrockt haben. Den Fehler haben die Italiener und die Amis nur einmal gemacht. Mein Wort drauf.«
    »Woher kommt die Unterstützung für Esperanza? Bestimmt nicht aus Medellín. Die haben ihn schon lange auf dem Kieker.«
    »Vielleicht doch von den Amis. Jetzt, wo sie die panamerikanische Freihandelszone eingerichtet haben, brauchen die einen starken Mann da unten, auf den sie zählen können. Ein südamerikanischer Indio-Papst würde die Massen begeistern, so wie in Peru dieser neue Präsident. Da kommt ein Gringo aus New York nicht weit.«
    »Du unterschätzt Armbruster. Er hat es offensichtlich geschafft, die Juden und die Iren auf sich einzuschwören. Gegen deren Geld und den politischen Druck kommt keiner an, selbst ein Esperanza nicht und ein Dingkor erst recht nicht. Armbruster traue ich es zu, die Juden und die Araber wieder an den Tisch zu bekommen. Dann ist er unsterblich. Ihr habt ja

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