Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall
damit er schnellstens zurückholt, was uns geraubt worden ist.«
Bravo. Das war endlich mal ein guter Vorschlag.
»Was soll ich?«, entfuhr es Heinlein.
»Zu seiner Unterstützung habe ich die Signora della Schiava gebeten, ihm zur Seite zu stehen, damit diese leidige Sache schnellstens aus der Welt geschafft wird. Ich zähle auf Sie, Yasmina, und auf Sie, Herr Kilian.«
Kannst du. Besten Dank.
Heinlein war sprachlos. Dank auch dafür.
Die Signora Yasmina della Schiava, züchtig zurechtgestriegelt, schaute mich aus ihren makellosen Augen herausfordernd an. Und sie lächelte ein wenig.
ICH BLICKE ZURÜCK AUF DEN TAG ALS WIR UNS MIT GROSSER FREUDE IN DIESEM FRUCHTBAREN TAL NIEDERGELASSEN HABEN, UM DAS WORT DES HERRN DEN MENSCHEN ZU PREDIGEN, VIELE WAREN BEREITS IM NAMEN DES ERLÖSERS GETAUFT, WIE ES HERZOG THEOTBALD IHNEN BEFOHLEN, ABER NOCH IMMER HULDIGTEN SIE IHREN HEIDNISCHEN GÖTTERN IN GEWOHNTER WEISE.
AUF SUMPFIGEN BODEN, MIT DER KRAFT UND DER GESCHICKLICHKEIT UNSERER HÄNDE ERBAUT, HÖRTEN SIE IM HAUSE DES HERRN DIE FROHE BOTSCHAFT, ANFÄNGLICH WAREN ES WENIGE, DENN VIELEN WAREN WIR NICHT GEHEUER, SO FREMD WAREN WIR IHNEN UND DIE NEUE LEHRE, UNSER AUFRICHTIGES UND FLEISSIGES LEBEN ZAHLTE SICH AUS, SO KAM ES, DASS WIR BEI MANCHEM LEID UND AUCH BEIM TODE EINER DER IHREN GERUFEN UND ZUM SEGEN DER GEPLAGTEN UND VERSTORBENEN GEBETEN WURDEN, WO ZUVOR DIE ALTEN GÖTTER IHR HEIL VERSAGTEN, WIR VERWEIGERTEN IHNEN DEN DIENST NICHT UND HALFEN MIT FLAMMENDEN HERZEN EINEM JEDEN, DER HILFE SUCHTE, ALS LOHN FÜR UNSERE MÜHEN FORDERTEN WIR NICHTS UND BELOHNTEN SIE STATTDESSEN MIT DEN LEHREN DES SCHREIBENS, DES HAUSBAUS, DER SCMIEDEKUNST, DES FISCHFANGS UND ANDEREN FERTIGKEITEN. GAR VIELE DER FRÄNKISCHEN UND DER THÜRINGISCHEN ADELINGE KAMEN FORTAN IN UNSER HAUS, UM IN FREMDEN SPRACHEN UND DER HEILIGEN SCHRIFT UNTERWIESEN ZU WERDEN.
HÄNDLER, REISENDE UND KRANKE, VON LAND UND ZU WASSER KOMMEND, MACHTEN ALSBALD AN DER FURT ZUM CASTELLUM HALT, UM DIE BRÜDER ZU SEHEN, VON DENEN SIE ERSTAUNLICHE KUNDE ERHALTEN HATTEN, MIT IHNEN KAM WOHLSTAND IN DIE AUEN DER MAINLANDE. DIE ZAHL DER HÜTTEN WUCHS UND MIT IHNEN DIE KREUZE, DIE AUF DEN GIEBELN DIE HERRLICHKEIT DES ALLMÄCHTIGEN BEZEUGTEN.
HATTE DER HERZOG UNS ANFÄNGLICH NOCH EIN BLEIBERECHT INMITTEN DER HÜTTEN SEINER UNTERTANEN EINGERÄUMT, ZEIGTE ER ZUNEHMEND WENIG BEGEISTERUNG FÜR UNSER WIRKEN, ZU SEHR WAR ER IN DIE KÄMPFE MIT DEN WENDEN AN DER REICHSGRENZE VERSTRICKT, UND DER BLUTZOLL SEINER UNTERTANEN WAR GROSS. DER WIDERSTAND UNTER DEN SEINEN WUCHS. DIE SCHULD SUCHTE ER BEI UNS.
SO KAM ES IN DIESEN TAGEN, DASS EINE NOCH GRÖSSERE GEFAHR ÜBER DEN WÄLLEN DER VIRTEBURCH HERAUSZOG. WAR DER HERZOG DIE JAHRE ZUVOR EIN GETREUER GEFOLGSMANN DERER AUS DEM KÖNIGSHAUS DER NEUSTRIER GEWESEN, LEHNTEN SICH INZWISCHEN DIE MÄCHTIGEN HAUSMEIER IN AUSTRIEN GEGEN IHRE EIGENEN HERREN AUF UND FORDERTEN VON THEOTBALD DIE GEFOLGSCHAFT,. DER HERZOG, DURCH SIEG UND ERFOLG NAHEZU OHNE KÖNIGLICHEN ZWANG, MUSSTE SICH ENTSCHEIDEN, DA ER AN DEN AUFZIEHENDEN WIRREN ZU ZERBRECHEN DROHTE.
HEDEN, DESSEN UND DER HERZOGIN BILIHILDS SOHN, SAH SEINE STUNDE GEKOMMEN. VOM GIFT DES VATERS GENÄHRT, WOLLTE ER DEN THRON BESTEIGEN, ER VERBÜNDETE SICH MIT DEN ABTRÜNNIGEN THÜRINGISCHEN ADELINGEN UND DEM HAUS DER AUSTRASIER, UM DEN SCHLAG GEGEN DIE ALTE MACHT UND DEN VATER ZU FÜHREN. SIE RIEFEN DIE GEMEINEN IM VERBORGENEN ZUM WAFFENGANG AUF, JENE ABER, VOM KÄMPFEN AUSGEZEHRT UND VOM GLAUBEN AN DEN FRIEDFERTIGEN GOTT ERGRIFFEN, ZEIGTEN WENIG EIFER, WIEDERUM FIEL DIE SCHULD AUF UNS, SIE SAGTEN, DASS WIR DEN GEIST VERGIFTETEN UND DIE GÖTTER LÄSTERTEN. DES HERZOGS WEIB BILIHILD, EINE GETREUE DIENERIN UNSERES HERRN JESUS CHRISTUS GEWORDEN, SUCHTE MICH AUF UND DRÄNGTE MICH ZUR FLUCHT.
FLUCHT, MEINE BRÜDER, WELCH SINNLOSES WORT.
V.
Himmelspforten. Der letztendliche Ort für alle Fälle.
»Viele wichtige Entscheidungen wurden hier für die Kirche in unserem Land überlegt und getroffen«, hatte Kardinal Lackmann zum fünfundsiebzigjährigen Jubiläum des diözesanen Exerzitienhauses einige Wochen zuvor in einem Grußwort geschrieben. Aber auch ganz weltliche Entwicklungen hatte das ehemalige Zisterzienserinnenkloster schon gesehen. Zuletzt 1998, als kolumbianische Guerillakrieger unter der Vermittlung des Bundesagenten Werner Mauss einen Friedensvertrag mit der kolumbianischen Regierung in stiller Abgeschiedenheit in den Mainauen unterschrieben.
Hinter hohen Klostermauern hatte sich der Ständige
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