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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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jungen Mann heran, der wie eine Assel in den Fugen des Gemäuers klebte.
    Der junge Mann öffnete die Augen und starrte in eine Lanzenspitze, die keine Handbreit über seinem Brustkorb drohend verharrte. Diesmal weitaus vorsichtiger als zuvor, manövrierte er sich unter dem todbringenden Gitter hindurch, stieg auf die Platte und verschwand ins lichte Freie.
    »Das war knapp. Da soll noch einer sagen, Archäologie wäre langweilig.«
    Unter Mithilfe von Verstrebungen und starken Helfern konnte das Eisengitter in seine Ausgangslage zurückgedrängt und befestigt werden. Der zweite Versuch zur Anhebung der Platte gelang.
    Ein ruhmreicher Ritter der Tafelrunde hätte nicht andächtiger und beeindruckender begraben werden können als dieser.
    Den schmalen kahlen Schädel schützte noch im Tod ein mit Nieten und Edelsteinen besetzter Helm. Das schwere Kettenhemd hatte den Brustkorb vollends eingedrückt, und die Füße steckten in ledernen Stiefeln, die durch kunstvoll geschmiedete Platten die Schienbeine vor den Hieben der Angreifer bewahren sollten. Seine Arme lagen verschränkt über der Magengrube. In der linken knochigen Hand hielt er eine Franziska, ein fränkisches Wurfbeil, und in der rechten einen runden, etwa eine Armlänge messenden Zylinder. Über allem jedoch, vom Nasenbein bis zu den Füßen reichend, war ein Schwert platziert, das ihn als mutigen und treuen Kämpfer auswies.
    Mayfarth war jetzt nicht mehr zu halten. Mit einem Satz war er bei dem Krieger in der Grube und griff instinktiv nach dem Zylinder, den er behutsam in die Hände nahm. Er blies den Staub weg, starrte auf die kreisrunde, münzgroße Erhebung und wischte den übrigen Dreck von der Außenseite. Pures Gold funkelte ihm entgegen.
    »Was ist es?«, drängte der Bischof.
    »Es ist …«
    »Sagen Sie schon.«
    »Das Siegel des Römischen Reiches.«
    »UND NUN EILE, RETTE DICH VOR DEN HUNDEN DES SATANS, DIE SICH HEUTE NACHT VOR MEINER TÜRE VERSAMMELN, UM DAS WAHRE WORT ZU TÖTEN, VOR ALLEM, MEIN GELIEBTER SOHN CHAMAR, HÜTE, VOR ALLER WELT VERBORGEN, WAS ICH DIR AUFGESCHRIEBEN UND MITGEGEBEN, BESCHÜTZE ES, ALS WÄR’S DEIN LEBEN«
    »UND DU, MEIN VATER, EHRWÜRDIGER CILLINE, WAS GESCHIEHT MIT DIR?«
    »SORGE DICH NICHT UM MEINETWILLEN, ICH WERDE DEN TOD NICHT SCHMECKEN, WAHRLICH, ICH SAGE DIR, NOCH HEUTE WERDE ICH IM REICH MEINES HERRN UND ERLÖSERS SEIN, MIT IHM AN EINEM TISCHE SITZEN UND FÜR ALLE ZEITEN AN SEINEM HEILE TEILHABEN …«

II.
    »Jetzt mal ehrlich: Glauben Sie an Schicksal?«
    Sie lehnte sich nach vorn, blickte mir tief in die Augen.
    »Dass alles, was einem widerfährt, von einem höheren Wesen von langer Hand, wie in einem Theaterstück, inszeniert ist und wir nicht den Hauch einer Chance haben, selbst etwas daran zu ändern?«
    Ich schwieg und überließ ihr die Antwort.
    »Das würde zum einen bedeuten, dass Sie nicht zurechnungsfähig sind, und zum anderen, dass Sie unschuldig sind, da Sie ja ferngelenkt werden und nicht selbst entscheiden können. Der Strippenzieher müsste sich dann für Ihr Handeln verantworten. Eigentlich nicht schlecht, der Gedanke, könnte man diesem Wesen nur habhaft werden.«
    Wieder schwieg ich.
    »Oder gehören Sie eher zu der Fraktion, die meint, über einen freien Willen zu verfügen, ganz Herr über sich und die Welt zu sein und somit die Verantwortung für jede Handlung übernehmen zu müssen?«
    Sie begann mich zu langweilen. Ich hörte nur noch mit halbem Ohr, was sie zu sagen hatte.
    »Das klingt in der heutigen Zeit ziemlich sexy, da es einem das Hochgefühl gibt, individuell und frei zu sein, hat aber den Nachteil, dass man Sie jedes Mal am Arsch kriegen kann, wenn Sie einen Fehler machen, egal ob vorsätzlich oder fahrlässig. Ihre einzige Chance auf Rettung hieße dann Zufall. Doch selbst dann kämen Sie nicht ungeschoren davon, da unsere Gesellschaft darauf aufgebaut ist, einen Schuldigen zu präsentieren, damit die Volksseele weiter an die Gerechtigkeit glauben kann, Auge um Auge sozusagen.«
    Ich gähnte hinter vorgehaltener Hand.
    »Oder sind Sie eher der Kommt-drauf-an-Typ, der sich das Beste aus den beiden Varianten herausholt, gerade so, wie es ihm in den Kram passt? Jemand, der Schwarz und Weiß ablehnt und nur Grautöne auf Erden gelten lässt. Dann müsste ich Ihnen vorwerfen, dass Sie charakterlos sind. Mindestens. Vielleicht sogar gemeingefährlich. Also, entscheiden Sie sich: Wer oder was sind Sie?«
    Ah ja, die harte Tour war jetzt an der Reihe, der Schlussspurt

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