Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
Vom Netzwerk:
verbleibende Zeit, die er mir eingeräumt hatte. Vierundzwanzig Stunden hatte ich noch, bis er Oberhammer vom derzeitigen Ermittlungsstand informieren müsste. Dann würde er mich wohl oder übel als den einzigen dringend Tatverdächtigen festnehmen lassen. Ich wünschte ihn zum Teufel.
    »Ich will mich ja nicht in Ihre kriminalistische Vorgehensweise einmischen«, sagte Yasmina.
    »Dann lassen Sie es auch!«
    »… aber wir sollten uns endlich auf den Papyrus konzentrieren. Die Suche nach der Mordwaffe ist aussichtslos. So ein Schwert zu finden kommt der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich.«
    Sie hatte damit nicht ganz Unrecht, wenn der Keller Mayfarths nicht den erhofften Beweis zutage brachte. Er hätte das Schwert überall verstecken können. Ungehinderten Zugang zu Kirchen, Klöstern und anderen Liegenschaften der Kirche hatte er ja.
    Und sollte ich mit meinem Verdacht schief liegen, waren da auch noch die Metzger, Waldarbeiter oder Hobbysammler, die eine vergleichbare Waffe besaßen. Zudem musste der Mörder nicht einmal in Würzburg zu finden sein, sondern er konnte aus der Umgebung oder jeder anderen Stadt kommen. Ich wagte nicht, mir das vorzustellen, und verbannte es sofort aus meinen Überlegungen. Nein, ich durfte nicht irren.
    Ich fragte mich, in welcher Verbindung zum Papyrus und zu Nikola der Mörder gestanden haben konnte, wenn es nicht Mayfarth war? Es musste jemand sein, der ursächlich an diesem wunderlichen Stück Zeitgeschichte interessiert war.
    »Sie sagten mir gestern, dass Sie für den Papyrus alles tun würden. Haben Sie das als Historikerin oder als Ordensschwester gemeint?«, fragte ich sie.
    »Das ist ohne Belang. Ich stehe in Diensten meines Herrn, in beiderlei Funktion.«
    »Mein Gott, existieren Sie auch noch als ganz normaler Mensch? Gibt es so etwas wie eine Privatperson in Ihnen?«
    »Ich diene, und das füllt mich voll und ganz aus.«
    »Lassen Sie uns mal an die potenziell Interessierten an diesem Papyrus denken. Wer könnte dafür infrage kommen?«
    »Endlich denken Sie in die richtige Richtung. Das hat lange gedauert. Meiner Einschätzung nach müsste es jemand sein, der die Kirche und ihre Heilsbotschaft diskreditieren will.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wenn der Papyrus das beinhaltet, was ich gestern vermutet habe, dann kann man viel Schaden damit anrichten. Derartige Schriften müssen, bevor sie an die Öffentlichkeit gelangen, erst mal auf ihre Echtheit überprüft werden. Danach kann man sich über Inhalte unterhalten.«
    »So wie bei den Schriften aus Nag Hammadi? Soviel ich darüber weiß, hat es Jahrzehnte gedauert, bis die Kirche wenigstens einen Teil davon der Wissenschaft zugänglich gemacht hat. Der Rest schlummert immer noch streng geheim und verschlossen in den Archiven des Vatikans.«
    »Aus gutem Grund.«
    »Und der wäre?«
    »Es gibt aberhunderte so genannter apokrypher 8 Schriften, die dies und dann wieder jenes behaupten. Die meisten sind Fälschungen. Es ist die dringlichste Aufgabe der Kirche, die Botschaft der Bibel nicht mit diesem Dreck zu beschmutzen.«
    »Sie meinen, so wie die Kirche die oberste Richterin darüber ist, was wahr und was falsch ist auf diesem Planeten?«
    »In christlichen Belangen schon. Was gäbe es für einen Grund, daran zu zweifeln?«
    »Dass sich Päpste und Kardinäle auch mal irren können.«
    »Kardinäle schon, ein Papst nicht, er ist unfehlbar.«
    »Sie können doch nicht allen Ernstes an so einen Mist glauben.«
    »Wissen Sie, jeder noch so Halbgebildete glaubt, irgendeinen selbst zusammengereimten Unsinn über die Bibel, die Kirche oder den Papst von sich geben zu müssen. Päpste und Kardinäle sind keine dummen Menschen, die einfach so aus einer Laune heraus bestimmen, was anderen nicht gefällt. Sie sind zum einen sehr gebildet, und zum anderen sind sie erfahren in ihrer Hinwendung zu Gott, der durch den Heiligen Vater zu uns spricht. Wann verstehen Sie und Ihresgleichen das endlich?!«
    »Komischerweise haben diese Päpste und Kardinäle mit Ihresgleichen aber nicht viel am Hut.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie sind schließlich eine Frau.«
    Das Bischöfliche Palais, der so genannte Hof Conti, liegt ein paar Schritte neben dem Dom und dem Neumünster, unweit von Mayfarths Wohnung. Es ist ein typisch fränkischer Bau, weiß gehalten mit herausgearbeiteten roten Sandsteinverzierungen und einem hübschen Erker, der für einen Neffen des wohl berühmtesten Würzburger Fürstbischofs, Julius Echter, um das Jahr

Weitere Kostenlose Bücher