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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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strich ihm durchs Haar. Dabei schmunzelte er zufrieden, als säße er auf dem Schoß des Buddha. Wenn er nicht die Augen offen gehabt hätte, ich hätte geschworen, dass er träumte, so selig und entspannt blickte er drein. Als sei er am Meer, aller Sorgen ledig, mit seiner hübschen Claudia Arm in Arm am Strand barfuss im seichten Wasser watend.
    »Pack mer’s«, sagte ich und ging an ihm vorbei zur Fahrertür. Doch er reagierte nicht und kehrte mir weiter den Rücken zu.
    Ich stellte mich direkt vor ihn und nahm sein ganzes Blickfeld ein. Es änderte nichts an seinem entrückten Gesichtsausdruck und diesem selbstzufriedenen Grinsen.
    »Schorsch«, flüsterte ich ihm ins Ohr, »wo bist du gerade?«
    »Ah oui, ma chère«, säuselte er.
    »Schorsch!«, rief ich und klatschte in die Hände. Voilà, schon war er wieder in meiner Welt.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Jetzt träumst du schon im Stehen. Was ist nur los mit dir?«
    »Was soll sein? Nichts.«
    »Bist du wirklich so unglücklich, dass du dich am helllichten Tag in deine Traumwelten zurückziehen musst?«
    »Blödsinn. Mit unglücklich sein hat das überhaupt nichts zu tun.«
    »Womit dann?«
    »Ich habe halt Phantasie. Irgendetwas braucht man doch, so zum Ausgleich.«
    »Zum Ausgleich in der Arbeit oder privat?«
    »Privat … Arbeit. Ist doch eh alles das Gleiche in unserem Job.«
    »Ich mach mir Sorgen.«
    »Wegen mir?«
    »Ja.«
    »Das ist nett. Danke.«
    »Also, was ist los mit dir?«
    »Vergiss es. Es wird sich schon wieder alles einrenken. Es ist nur so ein Gefühl …«
    Wenn man es am wenigsten erwartet, geschehen die seltsamsten Dinge. Wir fuhren geradewegs in die Stadt zurück und parkten den Wagen im Hof des Bischöflichen Ordinariats. Als hätte sie auf uns gewartet, trat Yasmina aus dem Eingang.
    »Schön, dass Sie sich auch wieder mal blicken lassen«, giftete sie mir entgegen. »Seit gestern laufe ich mir die Hacken nach Ihnen ab. Wo waren Sie?«
    »Signora«, antwortete ich kühl, »ich bin in unserer Sache unterwegs gewesen. Es gab keinen Grund, deswegen die Pferde scheu zu machen.«
    »Und schon gar nicht bei Oberhammer«, fügte Heinlein vorwurfsvoll hinzu.
    »Ich wollte nur sichergehen, dass Sie unserer Übereinkunft nachkommen«, verteidigte sie sich. »Es hätte ja auch sein können, dass Sie sich Ihrer Verantwortung entziehen wollen.«
    Mir schwoll der Kamm. Was bildete sich diese Zicke überhaupt ein? War ich ihr Leibsklave? Sie genoss es sichtlich, Macht auszuüben.
    »Gott sei Dank haben wir noch Fürsprecher, die uns gegen hinterhältige Attacken in Schutz nehmen«, sagte Heinlein und wähnte Pia als meinen Schutzengel.
    »Meinen Sie die Order, die an Ihren Chef gegangen ist?«
    Die Signora kicherte. Es war kein ehrliches Lachen, sondern ein mitleidiges, und mir ging ein Licht auf.
    »Sie waren es«, sagte ich ihr auf den Kopf zu. »Wer sonst hätte Arme, die so weit reichen.«
    »Meine Herren, Sie überschätzen mich.« Sie log. Eindeutig.
    »Ich bin nur eine unbedeutende Ordensschwester, die im Dienste des Herrn steht. Lassen Sie uns endlich wieder an die Arbeit gehen.«
    »Nun gut. Was haben Sie in den vergangenen vierundzwanzig Stunden zur Aufklärung beigetragen?«, fragte ich.
    »Ich habe Nachricht aus Rom erhalten. Nach den ersten Tests am Krieger vom Kiliansplatz weist alles darauf hin, dass wir es mit einem Fund aus dem 8. oder 9. Jahrhundert zu tun haben. Seine Herkunft ist eindeutig thüringisch-fränkisch, wenngleich bestimmte Grabbeigaben, wie ein Dolch und die Stiefel, auf muslimische Einflüsse schließen lassen. Ich vermute, dass er entweder im südspanischen oder im vorderasiatischen Raum unterwegs war und sie von dort mitgebracht hat. Denkbar wäre auch ein Einsatz an der damaligen Kriegsfront in Südspanien, wo der Karolingerfürst Karl Martell die muslimischen Heere 732 bei Tours und Poitiers geschlagen hat.
    Auf jeden Fall ist der Mann sehr alt geworden, vielleicht um die achtzig Jahre, was für damalige Verhältnisse unvorstellbar ist. Somit hätten wir jemanden, der, zumindest rein rechnerisch, den heiligen Kilian gekannt haben kann. Was mich zu der Annahme führt, dass der Zylinder und sein Inhalt von unschätzbarem Wert für uns sind, nicht nur um etwas mehr Licht in diese Zeit zu bringen, sondern auch im Hinblick auf die Christianisierung des Frankenreiches.«
    Heinlein klebte an ihren Lippen und nahm staunend die Vorlesung in früher fränkischer Geschichte auf. »Und das können Sie alles aus einer über

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