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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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zehn Tage ist es her«, wetterte er von oben. »Orgelbauer. Man darf sie nicht aus den Augen lassen. Pfusch, alles Pfusch.«
    Heinleins Blick und der meine trafen sich. Jede Unregelmäßigkeit in einem Mordfall ist eine Spur. Ohne ein Wort zu verlieren, liefen wir die Treppe hoch und fanden den Orgelspieler, wie er die verdächtige Basspfeife abklopfte.
    »›Überprüft und gestimmt.‹ Und ich hab mich darauf verlassen«, sagte er kopfschüttelnd. »Dabei hat sie doch vorher funktioniert.«
    »Wann haben Sie das letzte Mal darauf gespielt?«, fragte Heinlein.
    »Vor vier, fünf Tagen.«
    »Und da war alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Ja, aber irgendwie muss sie sich inzwischen verzogen haben.«
    »Welche ist es?«, hakte ich nach.
    »Die hier.«
    Er verwies auf eine mächtige viereckige Röhre aus Holz, die am oberen Ende mit einem Griff verschlossen war.
    »Kann man sie öffnen?«, fragte ich.
    »Ja«, antwortete er und ging mit uns hinter das Ensemble. Er packte den Griff und zog ihn heraus. »Da ist ja was drin.«
    »Holen Sie’s heraus«, befahl Heinlein.
    Er griff tief hinein, packte zu und förderte den von mir erhofften Gegenstand zutage. »Bingo!«, jubelte ich.
    »Ist er das?«, fragte Heinlein.
    »Darauf kannst du deinen Arsch verwetten.«
    Ich nahm den Zylinder, erkannte das Siegel und schüttelte ihn wie einen Cocktailbecher, um zu überprüfen, ob wir auch auf den gesuchten Inhalt hoffen durften. Ein dumpfes Geräusch im Inneren gab mir Recht. Ich öffnete den Deckel an der Seite und griff hinein.
    »Finger weg!«, befahl Yasmina.
    »Wie bitte?«, fragte ich erstaunt.
    Sie kam auf mich zugeschossen und entriss mir den Zylinder.
    »Sie sollen Ihre schmutzigen Finger von unserem Eigentum lassen.«
    »Ich muss Sie nicht weiter darauf hinweisen, dass dieser Gegenstand Teil eines Mordfalles ist und somit in unsere Verfügungsgewalt gehört, solange die Sache nicht aufgeklärt ist«, bestimmte Heinlein, der von Yasminas Verhalten ähnlich überrascht worden war wie ich.
    »Es handelt sich hier um kostbares und unersetzliches Eigentum der heiligen, katholischen Kirche. Ich bin offiziell aus Rom dazu bestellt, in ihrem Auftrag zu handeln. Somit nehme ich erneut Besitz von dem, was uns gehört und was uns von diesem Herrn hier widerrechtlich entwendet wurde.«
    »Und mein Kollege hat Ihnen klar gemacht, dass es nichts an Ihrem Eigentumsanspruch zu deuteln gibt. Es geht alleine darum, dass wir endlich herausfinden müssen, was dieser ominöse Zylinder enthält, damit wir unter Umständen auf ein Motiv des Täters schließen können«, erwiderte ich.
    Ihre Augen funkelten triumphierend. Verdammtes Miststück. Jetzt würde sie mir den Todesstoß verpassen.
    »Die Frage nach dem Täter ist doch schon längst geklärt«, sagte sie mit kühler Eleganz, als hätte sie nie an jemand anderen gedacht als an mich.
    »So schnell geht das nicht«, schritt Heinlein ein, »wir haben einen Verdächtigen, aber noch keinen überführten und geständigen Mörder. Es gibt einige Unstimmigkeiten, die …«
    »Ich denke, ich werde mit einem Anruf die letzten Zweifel aus der Welt schaffen.«
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich mit allen Befürchtungen.
    Sie holte ihr Handy hervor, tippte eine Nummer ein und begrüßte zu unserer Überraschung den Polizeidirektor von Würzburg. Nach ein paar kurzen Erklärungen und dem Hinweis auf die Order, die er bereits erhalten hatte, reichte sie Heinlein das Telefon.
    »Ihr Chef möchte mit Ihnen sprechen.«
    »Heinlein hier.«
    Er hörte, nickte und schwieg, bis er das Gespräch beendete. Dann ging er ein paar Schritte vor an den Rand der Empore, blickte hinunter, kratzte sich am Hinterkopf, breitete die Arme aus und schrie ins weite Rund, als wollte er die Reformation erneut ausrufen.
    »Ich habe die Schnauze voll! Definitiv, absolut, unwiderruflich. Bin ich hier der Depp der Nation? Glaubt hier jeder, mit mir machen zu können, was er will? Auf jeden Fall, denn ich bin ja der Depp, und der springt, wie man es ihm befiehlt. Braucht man sich um irgendwelche Regeln überhaupt noch zu scheren? Wenn man blöd und der Depp ist, schon. Aber jetzt reicht’s. Auch meine Geduld ist irgendwann am Ende. Finito! Leckt’s mich alle am Arsch.«
    Ich ging auf ihn zu. »Was ist los mit dir?«
    »Es ist alles in wunderbarer Ordnung. Verstehst du? Alles easy. Man braucht nur seine Überzeugungen aufzugeben, auf das Gesetz zu spucken und jedem dahergelaufenen Idioten in den Arsch zu kriechen. Und schon passt

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