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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Antwort.«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer, woher sie das hat.«
    »Na bravo. Ich halte Ermittlungsergebnisse zurück, verzögere die Strafverfolgung und mache mich wegen Begünstigung selbst strafbar. Weißt du, was das für mich bedeuten kann?«
    Klar wusste ich das. Es wäre sein Ende als Polizeibeamter gewesen, und wahrscheinlich würde auch seine heile Familienwelt daran zerbrechen. Doch weitaus mehr beschäftigte mich der Umstand, dass sich Yasmina hinter meinem Rücken an Oberhammer gewandt hatte. Welches Ziel verfolgte sie dabei?
    »Hör zu, Schorsch, ich brauch noch ein paar Stunden, um dir Mayfarth zu liefern.«
    »Dr. Mayfarth, den Bauund Kunstreferenten des Bistums?«
    »Ja, er ist der dritte Mann.«
    »Bist du jetzt völlig verrückt geworden? Da kann ich ja gleich den Papst verhaften lassen.«
    »Er ist unser Mann. Sicher.«
    »Nix da! Du hattest deine Chance. Pia und ich haben gemacht, was wir konnten. Ich muss dich jetzt festnehmen.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst.«
    »Und ob. Los, steig ein.«
    Ich setzte mich nicht zur Wehr, wusste ich doch, dass es ab jetzt nicht mehr allein um mein Schicksal ging, sondern auch um das von Heinlein und Pia.
    Heinlein klärte mich während der Fahrt darüber auf, wie er Oberhammer die verzögerten Ermittlungen begreiflich machen wollte, um nicht selbst unter das Fallbeil zu geraten. Doch wider allen Befürchtungen hörte sich Oberhammer seine Ausführungen über die doppelte und dreifache Überprüfung der Testergebnisse ruhig und widerspruchslos an. Er wippte gelassen in seinem Bürosessel, schaute nahezu gelangweilt aus dem Fenster, bis Heinlein geendet hatte. »Daher war es für mich oberste Pflicht, gerade weil es sich um einen verdienten Beamten aus Ihrem K1 handelt, bombensicher zu sein, dass mir und der Gerichtsmedizin kein Fehler unterlaufen ist. Nach jetzigem Ermittlungsstand weisen alle Spuren auf KHK Kilian. Doch meiner Einschätzung nach handelt es sich dabei um eine Verkettung unglücklicher Umstände. So wie wir Kilian kennen, wäre er niemals in der Lage, eine Tat wie diese zu begehen. Daher melde ich größte Bedenken gegen die vorgelegten Indizien an, da sie uns auf eine falsche Spur führen. Ich bitte Sie, dies zu bedenken.«
    Oberhammer stellte seine Schaukelpartie ein und beugte sich nach vorn. »Ihre Bedenken interessieren mich einen Scheißdreck. Verstehen Sie? Nicht das Schwarze unter meinen Fingernägeln. Lieber heute als morgen möchte ich euch beide sicher weggesperrt oben in der Vollzugsanstalt sehen. Unter normalen Umständen wäre das auch kein Problem. Es liegen ausreichend Versäumnisse und Straftaten vor, dass es mich nur ein müdes Arschrunzeln kosten würde, euch bis zum Tag meiner Pensionierung und darüber hinaus dingfest zu machen. Dann könnte ich endlich in Ruhe meiner Arbeit nachgehen. Aber ich weiß nicht, wer immer wieder die Hand schützend über euch hält.«
    »Was soll das heißen?«, fragte ich.
    »Nachdem diese Signora heute Morgen bei mir war und mir Ihre Verwicklungen in diesen Fall dargelegt hat, war ich drauf und dran, diesen Tag als Tag der Befreiung zu feiern, bis vor einer Stunde mein Telefon läutete und ich Anweisung bekomme … von ganz oben, nicht vom Polizeipräsidenten, sondern von ganz oben aus München … Sie vorerst nicht festzunehmen, sondern Sie bei Ihren Ermittlungen um diesen verschwundenen Zylinder gewähren zu lassen. Voraussetzung dafür ist, dass Sie die Stadt nicht verlassen und sich täglich und persönlich hier bei mir melden, um mir Ihre Ermittlungsergebnisse mitzuteilen. Sofern Sie aber nur einen Fuß aus der Stadt setzen oder bei mir nicht zur verabredeten Zeit erscheinen, sind Sie fällig. Dann geht es ratzfatz, und ich werde Sie höchstpersönlich einsperren. Haben Sie das kapiert?!«
    Es gab also einen Schutzengel. Jemand hielt seine Hand über mich, aber ich wusste nicht, wer. Das beunruhigte mich, denn ab jetzt war ich ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    »Und Sie, Herr Heinlein, sind mir dafür verantwortlich, dass Kilian diesen Auflagen nachkommt. Ich ziehe Sie persönlich dafür zur Verantwortung, wenn er nur einen Schritt zur Seite macht. Die bisher von Ihnen verübten Straftaten in Ausführung Ihres Amtes als Kriminalbeamter werden sonst dem Disziplinarausschuss und anschließend dem Strafrichter vorgelegt. Dann ist endgültig und unwiderruflich Schluss mit Ihnen. Haben Sie das verstanden?!«
    Heinlein schluckte hörbar, als wäre die Guillotine in voller Fahrt

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