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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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alle anderen Kraftwagen in Wohnbezirken verbot. Sie waren auf der Parkrampe abgestellt, die über dem Wasser errichtet worden war, damit der Kai selbst von Fahrzeugen freigehalten werden konnte. Dort tummelten sich die Touristen, die Eiskremverkäufer, die Hasch-Kola-Verkäufer, die Wurst-Verkäufer, die Kaugummi-Verkäufer, die Porno-Verkäufer und die Leute, die Karten für die Rundfahrt durch die Bucht ausgaben. Eine Lokalband spielte Free-Association-Music, das durch Verstärker über den ganzen Kai verbreitet wurde. Boot-Jets wühlten das gereinigte Wasser zu glitzernden, silber- und goldschimmernden Kaskaden auf.
    Aha, dachte Manny Littlejohn, die Lemminge beim Spielen. Diese Vorstellung machte ihm Vergnügen.
    »Gründer! Was für eine Überraschung, Sie hier zu sehen!« Jemand sollte mal das Drehbuch ein bißchen verbessern. »Wir sind gerade herübergefahren, um der Regatta zuzusehen.«
    Zwei Männer standen jetzt neben ihm, bullige Fischer, hart und sehnig. Wie sie ihn in der Menge erspäht haben konnten, war Littlejohn schleierhaft. Offenbar verstanden sie etwas von ihrem Job, egal, wie gut oder schlecht das Drehbuch war.
    »Ich sehe nichts von einer Regatta«, sagte Littlejohn.
    »Sie hat noch nicht angefangen«, sagte der Mann zu seiner Rechten, der etwas schneller schaltete.
    »Wir haben ein Boot dabei«, sagte der Mann zu seiner Linken, etwas langsamer schaltend, aber trotzdem noch schlau genug, um das Thema zu wechseln. »Wenn Sie gern ins Dorf hinüber möchten, meine ich, Sir.«
    »Richtig, John. Ich dachte tatsächlich daran, das Dorf zu besuchen.« War das nicht John und sein Begleiter Mortimer? Natürlich waren das John und Mortimer. »Es trifft sich wirklich gut, daß ihr beide mit dem Boot hier seid.« Er blinzelte verschmitzt. »Hoffentlich verderbe ich euch nicht die Freude, bei der Regatta zuzusehen.«
    Sie verneinten verlegen. Der Gründer empfand leise Scham. Diese Leute waren so leicht aus der Fassung zu bringen. Und außerdem war es sowieso kein guter Witz.
    »Dann wollen wir mal.« Er hob die Hand. »Das ist noch ein kleines Problem mit eurem Freund Mervyn. Leider hat er sich als untragbar erwiesen. James wird es euch später noch erklären. Nehmt euch seiner an. Armer Kerl.«
    James trug den Toten jetzt über der Schulter. Keiner von den dreien sprach. Sie tauschten nur Blicke aus, während sie den Toten ins Boot hinunterhoben.
    Manny Littlejohn konnte die Blicke nicht ganz deuten. Er konnte mit den moralischen Skrupeln eines David Silberstein fertig werden, denn er teilte sie und wußte die Antworten darauf. Doch das Mitleid, daß die drei empfanden, wenn sie das Fleisch eines toten Kameraden berührten, die schlaffen Hände und den Kopf, der lose am Hals baumelte, den Fuß, der zwischen Kaimauer und Boot zerquetscht werden konnte, weil er nichts mehr bedeutete – gegen dieses Mitleid hatte er kaum Abwehrmittel. Er konnte weder rechtfertigen noch bitten. Vielleicht half ihm ein Sex-Witz. Er wartete, bis die Männer wieder aus dem Boot stiegen.
    »Wenn ich ihn Mr. Silberstein gemeldet hätte«, sagte Littlejohn, »hätte er dem armen Kerl mindestens sechs Monate Dorfarrest gegeben. Sechs Monate Zwangsarbeit bei Bessie.«
    (Bessie war eine sexhungrige Dame, die Krankenschwester des Dorfes, deren geschiedener Mann nach Nicaragua ausgewandert war. Sie war so impulsiv und leidenschaftlich, daß sie sich von ihrem Mann wegen chronischer Impotenz hatte scheiden lassen, nachdem sie ihm in der Hochzeitsnacht den Penis abgebissen hatte. Das war natürlich nur ein Gerücht, aber ein nicht ganz aus der Luft gegriffenes Gerücht, das ein gewisses Unbehagen im Dorf auslöste.)
    Die Männer lachten. Sie konnten es nicht unterdrücken. Mervyn hatte sich jetzt in Bessie-Futter verwandelt. Er war zu einer lächerlichen Figur geworden. Die Unflätigkeit der Anspielung verdrängte alles andere. Die Männer lachten und steckten die Hände in die Hosentaschen, um sich zu bestätigen, daß sie noch heil und gesund waren. Die Krise – wenn es überhaupt eine gegeben hatte – war gebannt.
    »Entschuldigung«, sagte Littlejohn, und sägte gleichsam den Ast ab, auf dem die Männer saßen, »das war kein sehr taktvoller Witz. Ich hätte so etwas nicht sagen dürfen.«
    Sofort versanken die Männer vor Scham fast in der Bucht.
    In diesem Augenblick, als Littlejohn gerade erfolgreich seine Arbeitnehmer auf die ihnen zukommende Größe zurückgeschraubt hatte, hörte er die Sirene eines näherkommenden

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