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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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der Lage nach Jerusalem sein
sollte, war unter dem Kommando britischer Techniker gerade eine
kleine industrielle Revolution im Werden. Josh und Bisesa
besuchten Schmieden und Werften, wo schwungvolle britische
Ingenieure und schwitzende mazedonische Arbeiter – sowie
ein paar Griechen mit Köpfchen als Lehrlinge –
Druckgefäße, wie etwa riesige Dampfkessel, bauten und
mit Modellen von Schrauben für Dampfschiffe und
Schienenabschnitten für Eisenbahnen experimentierten. Die
Techniker lernten, sich in einem Altgriechisch zu
verständigen, das mit modernen Wörtern wie Kurbelwelle und Dampfdruck durchsetzt war.
    Wie überall wurde auch hier mit großer Hast gebaut,
ehe nämlich die Erinnerungen und Fähigkeiten der ersten
Generation, herübergerettet über die
Diskontinuität, verloren gingen. Doch Alexander selbst, als
Kriegerkönig ein Kämpfer des ersten Gliedes, war
Skeptiker geblieben, was die Technik betraf. Die Konstruktion
eines Prototyps war notwendig gewesen, ihn zu überzeugen. Es
handelte sich dabei um so etwas wie die berühmte Aeolipila des Heron – in einem verloren gegangenen
Ablauf der Zeiten ein Erfinder mechanischer Neuerungen in
Alexandrien -: einfach ein Druckgefäß mit zwei
schräg aufgesetzten Röhren, das sich, vom Dampfdruck
angetrieben, drehte wie ein Rasensprenger. Eumenes hingegen hatte
das Potenzial dieser neuen Antriebsform sofort erkannt.
    Doch es war eine schwierige Aufgabe. Die Briten hatten nur
eine Hand voll der notwendigen Werkzeuge, und die Infrastruktur
musste buchstäblich aus dem Boden gestampft werden,
einschließlich der Minen für den Kohle- und Erzabbau.
Bisesa schätzte, dass es zwanzig Jahre dauern würde,
ehe Maschinen hergestellt werden konnten, die etwa so
leistungsfähig waren wie jene von beispielsweise James
Watt.
    »Aber es ist ein Anfang«, sagte Abdikadir.
»Bald werden überall in Alexanders Reich Maschinen die
Pumparbeit in den Minen übernehmen, die dadurch immer tiefer
gegraben werden können, Dampfschiffe werden das Mittelmeer
befahren und riesige Eisenbahnnetze werden sich Richtung Osten
über ganz Asien bis zur Hauptstadt der Mongolen ausbreiten.
Dieses neue Jerusalem wird die Werkstatt der ganzen Welt
sein!«
    »Das hätte Ruddy gefallen«, bemerkte Josh.
»Maschinen beeindruckten ihn sehr. Eine neue Art von Wesen
in dieser Welt, nannte er sie. Und Ruddy fand, Transport sei
gleichzusetzen mit Zivilisation. Wenn die Kontinente durch
Dampfschiffe und Eisenbahnen vereinigt werden können, dann
wird diese neue Welt vielleicht keinen Krieg mehr sehen
müssen – ja vielleicht auch keine Nationen mehr, nur
noch die eine große, wunderbare Nation
Menschheit.«
    »Ich dachte«, wandte Abdikadir ein, »er
sagte, Abwasserkanäle seien die Basis der
Zivilisation!«
    »Das auch.«
    Bisesa griff liebevoll nach Joshs Hand. »Dein Optimismus
ist wie ein Schuss Koffein, Josh!«
    Er runzelte die Stirn. »Gut, ich nehme das als
Kompliment.«
    Abdikadir sagte: »Aber die neue Welt wird keine
Ähnlichkeit haben mit der unseren. Es gibt
unverhältnismäßig mehr von ihnen – den Mazedoniern – als von uns. Falls
tatsächlich ein Weltenstaat entstehen sollte, dann wird er
griechisch sprechen – wenn nicht sogar mongolisch. Und
aller Wahrscheinlichkeit nach wird er aus Buddhisten
bestehen…«
    In einer Welt, der man jeden Messias entrissen hatte, hatten
die seltsamen buddhistischen Zeit-Zwillinge in ihrem Tempel tief
in Asien das Interesse sowohl der Mazedonier wie auch der
Mongolen auf sich gezogen. Das in einem rätselhaften
Kreislauf wiederkehrende Leben des Lamas schien als perfekte
Metapher sowohl für die Diskontinuität und den
merkwürdigen Zustand der Welt, die sie zurückgelassen
hatte, als auch für die Religion, die der Lama so
sanftmütig verkörperte.
    »Ach«, seufzte Josh wehmütig, »ich
wünschte, ich könnte die nächsten zwei oder drei
Jahrhunderte überspringen und sehen, was aus der Saat, die
wir heute säen, erwächst…!«
    Doch je länger die Reise fortdauerte, desto unbedeutender
erschienen solche Träume vom Entstehen von Imperien und dem
Bändigen von Welten.
     
    Griechenland war leer. Wie eifrig Alexanders Kundschafter auch
das dichte Gewirr von Wäldern durchsuchten, das einen
Großteil des Festlandes bedeckte, sie fanden keine Spur von
Städten – kein Athen, kein Sparta, kein Theben. Es gab
überhaupt kaum Menschen; von ein paar ruppig aussehenden
Angehörigen eines

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