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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Mühe, ihren
Worten zu folgen. »Nur weiter«, sagte er.
    »Die Art und Weise, wie diese Schicht aufgebaut ist,
ihre Topologie, bestimmt das Verhalten der Strings. Wie der
Resonanzboden bei der Violine. Es ist ein schönes Bild,
diese Vorstellung. Die Topologie ist eine Eigenschaft des
Universums im größten Maßstab, und dennoch
bestimmt es das Verhalten von Materie auch im Kleinsten.
    Aber stellt euch vor, man schneidet ein Loch in den
Resonanzboden und geht über zur Struktur der
darunterliegenden Schicht. Dann würde man in der Art, wie
die Strings vibrieren, eine Veränderung
hervorrufen.«
    Abdikadir sagte: »Und der Effekt einer solchen
Veränderung in der für uns wahrnehmbaren
Welt…«
    »Die Schwingungen der Strings regeln die Existenz und
die Eigenschaften der Teilchen und Energiefelder, aus denen
unsere Welt gemacht ist. Wenn es also hier zu einer
Veränderung kommt, dann verändern sich auch diese
Eigenschaften.« Sie hob die Schultern. »Die
Geschwindigkeit des Lichts könnte sich zum Beispiel
verändern.« Sie beschrieb ihre Messungen der
Dopplerverschiebung in den Reflexionen des Auges; vielleicht
hatte das etwas mit Veränderungen an den Schichten zu
tun.
    Josh beugte sich vor, einen ernsten Ausdruck auf dem schmalen
Gesicht. »Aber, Bisesa, was ist mit der Kausalität? Da
gibt es diesen buddhistischen Mönch, den Kolja beschreibt,
der gemeinsam mit seinem eigenen jüngeren Ich lebt. Nun, was
wäre, wenn der Alte den Jungen erwürgt –
würde sich der Lama dann in Luft auflösen, als
hätte er nie existiert? Und dann der arme Ruddy – er
ist jetzt tot und daher nie mehr in der Lage, die Romane und
Gedichte zu schreiben, von denen du behauptest, sie in deinem
Telefon gespeichert zu haben, Bisesa. Was sagt deine Physik aus
Strings und Resonanzböden dazu?«
    Sie seufzte und rieb sich die Augen. »Wir reden
über eine zerrissene Raumzeit. Da gilt anderes. Josh,
weißt du, was ein Schwarzes Loch ist…? Stell dir
vor, ein Stern stürzt in sich selbst zusammen, wobei er so
dicht wird, dass sich sein Schwerkraftfeld gewaltig
verstärkt. Schließlich könnte nicht einmal das
stärkste Geschoss seine Schwerkraft überwinden und von
dem Stern wegfliegen, und am Ende könnte sich nicht einmal das Licht selbst aus seiner Umklammerung befreien. Nun,
Josh, ein Schwarzes Loch ist ein Riss im wohlgeordneten Gewebe
der Raumzeit. Und es frisst Informationen. Egal, welches Objekt
ich in ein Schwarzes Loch werfe, einen Stein oder die gesammelten
Werke Shakespeares, fast alle Informationen darüber gehen
unwiederbringlich verloren – alles außer Masse,
Drehmoment und Ladung.
    Also die scharfen Grenzen zwischen den einzelnen, aus
verschiedenen Epochen stammenden Stücken von Mir waren
gewiss nicht vergleichbar mit dem Ereignishorizont von Schwarzen
Löchern. Aber es waren Risse in der Raumzeit. Und
vielleicht geht auf dieselbe Weise Information verloren. Und deshalb versagt der Kausalzusammenhang. Aber ich meine,
unsere neue Realität hier auf Mir… wächst wieder
zusammen. Neue Kausalketten bilden sich aus. Aber die neuen
Ketten sind Teil dieser Welt, dieser Realität, und
haben nichts zu tun mit der alten…« Wieder rieb sie
sich die müden Augen. »Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Deprimierend, nicht wahr? Selbst die allermodernste Physik kann
uns nur bildliche Vergleiche anbieten.«
    »Du musst das alles niederschreiben«, sagte Abdi
sanft. »Lass dir von Eumenes einen Sekretär zuteilen,
der alles aufzeichnet.«
    Bisesa lachte freudlos. »Auf Griechisch?«
    »Wir reden immer vom Wie der
Diskontinuität«, warf Josh ein. »Das Warum verstehe ich genauso wenig wie zuvor.«
    »Ach, dafür gab es sicher einen Grund«, sagte
Bisesa; böse sah sie hoch zum Auge. »Wir sind
bloß noch nicht darauf gestoßen. Aber die sind
da oben irgendwo – über dem Auge, über all diesen
Augen – und beobachten uns. Spielen vielleicht mit
uns.«
    »Spielen?«
    »Habt ihr gesehen, wie das Auge im Käfig der
Affenmenschen mit ihnen experimentiert?«, fragte sie.
»Die beiden flitzen unter ihrem Netz herum wie Ratten mit
Drähten im Gehirn!«
    Josh sagte: »Vielleicht versucht das Auge…«
Er spreizte die Finger. »Vielleicht versucht es, die
Affenmenschen zu stimulieren! Sie auf ein höheres
Intelligenzniveau zu heben!«
    »Schau ihnen in die Augen«, sagte Bisesa kalt.
»Das hat nichts mit Heben der Intelligenz zu tun. Sie
quetschen diese armen Kreaturen

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