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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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wilden Stammes berichteten die
Kundschafter, und von Wesen, die sie als
»Fastmenschen« bezeichneten. Alexander sandte einen
Trupp nordwärts nach Mazedonien, um zu erfahren, wer oder
was in seiner Heimat überlebt hatte – aber es geschah
mehr aus einer vagen Hoffnung heraus als aus echter Erwartung. Es
vergingen Wochen, ehe der Trupp zurückkehrte – und er
brachte schlechte Nachrichten.
    »Es scheint«, sinnierte Alexander mit
sarkastischer Wehmut, »dass es jetzt in Griechenland mehr
Löwen gibt als Philosophen.«
    Doch selbst den Löwen ging es nicht besonders, sagte sich
Bisesa.
    Wohin sie auch kamen, überall sahen sie Anzeichen
ökologischer Schädigung bis zum Zusammenbruch. Die
griechischen Wälder standen vor dem Absterben und waren
gesäumt von kümmerlichem Grasland. Im inneren Teil der
Türkei existierte überhaupt kein Leben mehr, so
verbrannt und trocken war das Land; der Boden hatte eine
rostbraune Farbe angenommen. »Rot wie der Mars«,
erzählte Abdikadir nach der Rückkehr von einem
Streifzug. Und als sie die Insel erforschten, die einmal
»Kreta« geheißen hatte, fragte Josh: »Ist
dir aufgefallen, wie wenige Vögel es nur noch
gibt?«
    Es war natürlich schwierig, das Ausmaß dessen
festzustellen, was gerade im Begriff war verloren zu gehen, da es
keine Möglichkeit gab, mit Bestimmtheit zu sagen, was
überhaupt die Diskontinuität überstanden hatte.
Aber Bisesa befürchtete, dass ein größeres
Artensterben im Gange war – dass sich die Natur auf das
Wesentliche reduzierte. Über die Gründe konnte man nur
spekulieren.
    »Allein schon dieses Durcheinandermischen von allem und
jedem muss großen Schaden angerichtet haben«, meinte
Bisesa.
    »Aber stellt euch vor: Mammuts in Paris!«, wandte
Josh freudig erregt ein, »Säbelzahntiger im Kolosseum
in Rom! Mir ist zwar aus Fragmenten zusammengesetzt, aber das ist
auch ein Kaleidoskop, und der Effekt ist wunderbar!«
    »Zugegeben, doch wann immer es zu einer Mischung
verschiedener Populationen kommt, kommt es auch zur Ausrottung
einiger Arten: Als die Landbrücke zwischen Nord- und
Südamerika entstand; als Menschen Ratten, Ziegen und so
weiter rund um den Globus mit sich schleppten und die
einheimische Tierwelt vernichteten. Genauso muss es hier sein.
Wir haben Lebewesen aus der tiefsten Eiszeit Seite an Seite mit
Nagetieren aus modernen Städten in einem Klima, das beide
nicht vertragen. Was auch immer die Diskontinuität
überlebte, rottet seinen Nachbarn aus – oder wird
seinerseits ausgerottet.«
    »Genau wie wir«, bemerkte Abdikadir düster.
»Wir könnten es auch nicht ertragen, durcheinander
gemischt zu werden, oder?«
    Bisesa spann ihre Gedanken weiter. »Es muss
Hochblüten und Zusammenbrüche geben, Aufschwünge
und Abstürze: Vielleicht erklärt das unsere
Insektenplagen, ein Symptom einer aus dem Lot geratenen
Ökologie. Eigentlich müssten auch Krankheiten über
die alten Grenzen hinweg übertragen werden – ich bin
fast überrascht, dass wir noch keine echten Epidemien
hatten.«
    »Wir Menschen sind zu weit verstreut«, sagte
Abdikadir. »Aber vielleicht hatten wir einfach nur
Glück…«
    »Doch in den Bäumen zwitschern keine
Vögel!«, beschwerte sich Josh.
    »Vögel sind die ersten Vorreiter, Josh«,
erklärte Bisesa. »Vögel sind anfällig
für Veränderungen, ihr Habitat – Feuchtgebiete
oder Strände zum Beispiel – nimmt in Zeiten von
Klimaverschiebungen als Erstes Schaden. Das Fehlen der Vögel
ist ein schlimmes Zeichen.«
    »Nun, wenn es so schlecht um die Tiere
steht…«, Josh hieb mit der Faust auf die Reling,
»dann müssen wir etwas dagegen tun!«
    Abdikadir lachte auf und sah ihn an. »Und was
genau?«
    »Du machst dich über mich lustig«, sagte Josh
mit geröteten Wangen. Seine Hände wanderten durch die
Luft, wollten seine Ideen zu fassen bekommen. »Wir sollten
die Tiere in Zoos oder Wildparks sammeln, wie auch die
Vegetation, Bäume und Pflanzen. Auch die Vögel und die
Insekten – besonders die Vögel! Und dann, wenn sich
alles wieder beruhigt hat, können wir die Tiere wieder in
die Freiheit entlassen…«
    »Und zusehen, wie ein neues Eden entsteht?«,
unterbrach ihn Bisesa. »Lieber Josh, wir machen uns nicht
lustig über dich. Und deine Idee einer Sammlung von
Zootieren sollten wir Alexander unterbreiten: Wenn das Mammut und
der Höhlenbär schon zu neuem Leben erweckt wurden, dann
behalten wir doch ein paar davon! Nur –

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