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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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zur
Sufi-Tradition, denke ich – die innere Erkundung des
Glaubens: Wo ich bin, ist unwichtig.«
    »Ich wünschte, ich würde genauso
empfinden«, sagte Bisesa ernsthaft.
    »Was mich angeht«, sagte Casey, »so will ich
mein Leben nicht in einem James-Watt-Themenpark
beschließen. Ich werde versuchen, rasch auch andere Dinge
in Gang zu setzen – die Elektrizität, vielleicht sogar
die Elektronik…«
    »Was er meint«, warf Abdi trocken ein, »ist,
dass er vorhat, Lehrer zu werden.«
    Casey wand sich ein wenig, doch dann klopfte er mit dem Finger
gegen seinen breiten Schädel. »Ich will bloß
sicherstellen, dass das, was hier drin ist, nicht verloren geht,
wenn ich abkratze. Sonst müssten Generationen von armen
Trotteln alles wieder neu erfinden.«
    Bisesa drückte seinen Arm. »Ist schon gut, Casey,
ich denke, du wirst gewiss ein guter Lehrer sein.
Schließlich habe auch ich dich immer als eine Art
Ersatzvater betrachtet.«
    Worauf Casey Gift und Galle spuckte – und zwar auf
Englisch, Griechisch und Mazedonisch; es war beeindruckend.
    Bisesa stand auf. »Leute, es ist mir wirklich zuwider,
aber ich glaube, ich sollte mir etwas Schlaf
gönnen.«
    Instinktiv rückten sie zusammen, schlangen die Arme
umeinander, und hielten sich einen Augenblick aneinander fest.
Dann fragte Casey: »Brauchst du einen Blauen
Bomber?«
    »Ich habe noch einen… Und noch etwas«,
flüsterte Bisesa. »Lasst die Affenmenschen frei! Wenn
ich aus dem Käfig darf, dann sollten sie es auch
dürfen.«
    Casey sagte: »Ich verspreche es… Kein Adieu,
Bisesa!«
    »Nein. Kein Adieu.«
    Abdikadir sagte: »Weshalb wird uns Leben gegeben,
wenn man es so uns entreißt…«
    »Milton«, grunzte Casey. »Das verlorene
Paradies. Satans Kampfansage an Gott.«
    »Du birgst immer wieder neue Überraschungen,
Casey«, sagte Bisesa. »Die Erstgeborenen sind aber
keine Götter.« Sie lächelte bitter. »Aber
Satan habe ich immer bewundert.«
    »Zum Geier damit«, sagte Casey, »die
Erstgeborenen müssen aufgehalten werden!«
    Nach einem langen schweigenden Augenblick entzog sie sich der
Umarmung und ließ die beiden mit ihrem Wein allein.
     
    Dann ging sie zu Eumenes und bat ihn um Erlaubnis, das Bankett
verlassen zu dürfen.
    Eumenes saß aufrecht da, beherrscht und offensichtlich
nüchtern. In seinem geschraubten Englisch mit dem massiven
Akzent antwortete er: »Selbstverständlich, meine Dame.
Doch nur unter der Bedingung, dass ich Euch ein Weilchen
begleiten darf.«
    Zusammen mit ein paar Wachen spazierten sie die
Prachtstraße Babylons entlang bis zu der Villa, in der
Hauptmann Grove Quartier genommen hatte. In seiner knappen,
soldatischen Sprechweise wünschte er Bisesa Glück und
umarmte sie.
    Eumenes und Bisesa setzten ihren Weg fort, durch das
Ischtar-Tor und hinaus in die Zeltstadt der Armee außerhalb
der Stadtmauer.
    Die Nacht war klar und kalt; unbekannte Sternbilder und die
dürre Sichel des zunehmenden Mondes blitzten durch hohe
gelbliche Wolken. Sobald Bisesa erkannt wurde,
begrüßte man sie mit Zurufen und heftigem Schwenken
der hochgehobenen Arme, denn die Truppen und ihr Anhang hatten
vom König zu Ehren Bisesas Fleisch und Wein erhalten. Das
ganze Lager schien wach zu sein; der Schein der darin
entzündeten Lampen brachte die Zeltwände zum
Glühen, und Musik und Gelächter zog wie Rauch durch die
Nachtluft.
    »Sie alle bedauern, Euch gehen zu sehen«, bemerkte
Eumenes.
    »Ich habe ihnen doch zu einem kleinen Fest
verholfen!«
    »Ihr solltet Euren… hm… Beitrag nicht
gering schätzen. Wir alle wurden zusammengeworfen in dieser
neuen Welt, und es gab viel Misstrauen und Unverständnis
zwischen den einzelnen Gruppen. Ihr drei aus dem
einundzwanzigsten Jahrhundert wart die kleinste Gruppe und die
isolierteste von allen. Doch ohne eure Hilfe hätte Alexander
selbst mit all seinen Kriegslisten gegen die Mongolen nicht
gesiegt. Und so wurden wir alle unerwartet zu einer recht
großen Familie.«
    »Ja, das wurden wir, nicht wahr? Ich glaube, das sagt
etwas aus über die Kraft, die uns Menschen treibt und die
sich nicht unterkriegen lässt.«
    »Ja.« Er blieb stehen und blickte ihr ins Gesicht;
seine Züge zeigten wieder diese grimmige Aufgebrachtheit,
die Bisesa bereits an ihm kannte. »Und wenn Ihr dort, wo
Ihr hingeht, einem Feind gegenübersteht, mit dem selbst
Alexander es nicht aufnehmen könnte, dann müsst Ihr
Euch an diese Kraft erinnern! Im Sinne von uns

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